„Gefährlichstes AKW Deutschlands“: Defektes Brennelement in Gundremmingen-C

In Gundremmingen steht Deutschlands gefährlichstes Atomkraftwerk: die Anlage, von der die höchste Gefahr einer Kernschmelze ausgeht. Bei der derzeit in Block-C laufenden Revision ist ein defektes Brennelement gefunden worden. Außerdem wird der Reaktorkern auch wieder mit dem Ultragift Plutonium bestückt. Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung der letzten zwei Siedewasserreaktoren in Deutschland.

AKW Gundremmingen vom Netz!

AKW Gundremmingen vom Netz!

Das defekte Uran-Brennelement verursacht erhöhte Radioaktivität im Kühlkreislauf, stellt aber nach Darstellung des Betreibers weder eine Gefahr noch ein den Behörden gegenüber meldepflichtiges Ereignis dar. Dank der Filteranlagen seien die Grenzwerte „deutlich eingehalten“ worden, so ein Unternehmenssprecher. Die Anlage sei für defekte Brennelemente ausgelegt. Zuletzt hatte es im Herbst 2011 ein Leck in einem Brennstab in Block-C gegeben. Doch bis heute gibt es keine Erklärung für das Materialversagen. Jede Undichtheit führt letztlich zu mehr Radioaktivitätsfreisetzungen über den Kamin oder das Abwasserrohr.

Block C war am vergangenen Wochenende für die jährlichen Wartungsarbeiten und den Austausch von Brennelementen vom Netz gegangen. Nun werden 100 der 784 Brennelemente gegen frische ersetzt – zum Einsatz kommen auch vier plutonium-haltige MOX-Brennelemente, die wegen des Ultragifts besonders in der Kritik stehen.

  • Die Grünen im Bundestag kritisieren nun die gesamte Anlage als „das gefährlichste Kernkraftwerk Deutschlands“. Die beiden Siedewasserreaktoren würden „ein hohes Sicherheitsrisiko“ darstellen, von allen derzeit noch laufenden Atomkraftwerken in Deutschland gehe „von Gundremmingen die höchste Gefahr für eine Kernschmelze aus“, sagte Sylvia Kotting-Uhl, Atomexpertin der Grünen.

Laut der so genannten „Precursor-Analyse“ meldepflichtiger Zwischenfälle in allen deutschen Atomkraftwerken, die die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) durchgeführt hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Zwischenfälle zu Ereignissen mit Kernschaden entwickeln, in Siedewasserreaktoren besonders hoch. Betrachtet wurde ein Zeitraum von 17 Jahren mit einem eindeutigen Ergebnis: Alle Siedewasserreaktoren sind deutlich störanfälliger als Druckwasserreaktoren, die Zahl der meldepflichtigen Zwischenfälle liegt bei Kraftwerken dieses Typs, die nur über einen Wasserkreislauf verfügen, um ein Vielfaches über denen der Druckwasserreaktoren, die mit einem Primär- und Sekundärkreislauf ausgestattet sind. Die letzten zwei Siedewasserreaktoren in Betrieb stehen in Gundremmingen. Der Atomkonsens sieht einen Weiterbetrieb bis 2019 (Block B) bzw. 2021 (Block C) vor.

Während die Grünen umfassender und kritischere Atomaufsicht, den Austausch der Gutachter vom bislang zuständigen TÜV Süd und Aufklärung dieser Störfallhäufung durch die Bundesaufsicht fordern, beschwichtigt Bayern: Das Atomkraftwerk in Gundremmingen erfülle alle Sicherheitsvorgaben und sei „sicher“.

Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung der Meiler. Das Risiko von schweren Unfällen steigt Tag für Tag – und der hochradioaktive Müllberg, für den es keine Entsorgung gibt, wächst. Der Weiterbetrieb ist unverantwortlich.

  • Massive Sicherheitsprobleme im AKW Gundremmingen
    8. Mai 2014 – Das Atomkraftwerk Gundremmingen ist sicher, sagt Bayerns Umweltminister Huber. Sein Kollege Untersteller aus Baden-Württemberg hatte Zweifel geäußert. Er bekommt Unterstützung von Experten: die beiden Reaktoren erfüllen längst nicht alle Vorgaben, besagt eine Stellungnahme der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS). Das müssen sie aber, um die Betriebserlaubnis zu behalten. Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung.
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    18. April 2014 – Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg fordert aufgrund von Sicherheitsdefiziten eine vorzeitige Stilllegung des Atomkraftwerks Gundremmingen. Ein entsprechendes Schreiben habe die Landesregierung an Bayern gesandt. Atomkraftgegner warnen ebenfalls vor Risiken und fordern die sofortige Stilllegung der zwei Siedewasserreaktoren.
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    4. April 2014 – Nach Informationen der Ärzteorganisation IPPNW geht von dem Atomkraftwerk Gundremmingen eine erhebliche Gefahr aus: „Der Turbinenkondensator kann jederzeit und mit erschreckend hoher Wahrscheinlichkeit ausfallen. Die Folge wäre ein plötzlicher Druckstoß im Reaktor, der den so genannten Auslegungsdruck weit überschreitet“, warnt IPPNW-Atomenergieexperte Henrik Paulitz.
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    7. März 2014 – Existenzielle Sicherheitsnachweise fehlen dem AKW Gundremmingen. Und dennoch greift die verantwortliche Bayerische Atomaufsicht nicht ein. Ohnehin gilt dieses größte Kernkraftwerk Deutschlands wegen seiner zwei veralteten Siedewasserreaktoren als das gefährlichste AKW Deutschlands. Es muss zum Schutze der Menschen mindestens so lange abgeschaltet werden, bis die Sicherheitsnachweise vorliegen.

Quellen (Auszug): swp.de, augsburger-allgemeine.de; 24.7.2014