Bayern hält AKW Gundremmingen für „sicher“

Im Gegensatz zu seinem baden-württembergischen Amtskollegen hält Bayerns Umweltminister das Atomkraftwerk Gundremmingen für „sicher“.

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 5. Mai 1995

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 5. Mai 1995

Schließlich habe der nach dem GAU von Fukushima europaweit durchgeführte „Stresstest“ bestätigt, dass die zwei Siedewasserreaktoren „alle Sicherheitsvorgaben erfüllen“. „Die Sicherheit ist oberstes Gebot“, so ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums. Baden-Württembergs Umweltministers Franz Untersteller (Grüne) hatte eine schnellere Stilllegung der beiden Meiler als im Atomgesetz vorgesehen gefordert. Die Notstromversorgung sei nicht ausreichend vor Erdbeben geschützt.

Atomkraftgegner verweisen auf weitere eklatante Mängel, und fordern die sofortige Stilllegung der Reaktoren. Der Stresstest habe für alle deutschen AKW erhebliche Mängel aufgezeigt, wobei es sich auch nur um eine Überprüfung der Betreiberunterlagen gehandelt hatte. Nötig wäre eine Bewertung der Anlagen nach heutigem Stand von Wissenschaft und Technik. Dabei würden alle Atomkraftwerke ihre Betriebserlaubnis verlieren. Die Reaktoren Gundremmingen B und C sind weder gegen Erdbeben noch Überflutungen hinreichend ausgelegt. Auch das Abklingbecken ist nicht gegen einen ernsten Unfall gesichert. Der Schutz gegen den Absturz eines großen Flugzeuges oder ein gezielten Anschlag ist unzureichend – teilweise wurden derartige Szenarien in den „Stresstests“ gar nicht beachtet. Das AKW weise also „alarmierende Defizite“ auf, so Greenpeace im März 2012 bei einer Bewertung der Ergebnisse des „Stresstests“.

Und mit jedem Tag steigt das Risiko, dass in den alternden Anlagen ein Störfall geschieht. Eine Analyse zeigt, das bei einem GAU im AKW Gundremmingen bei bestimmten Wetterlagen das freigesetzte Cäsium-137 sogar Hamburg unbewohnbar machen kann, beschreibt Raimund Kamm von der Bürgerinitiative „Forum – Gemeinsam gegen das Zwischenlager“ vor zwei Jahren.

„Zusammenfassend stellen wir fest, dass die Definition ‘sicher’ für die beiden Gundremmingen-Blöcke nicht zutreffend ist“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir fordern daher die sofortige Abschaltung der beiden Meiler!“

  • AKW Gundremmingen: Baden-Württemberg will vorzeitiges Ende´
    18. April 2014 – Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg fordert aufgrund von Sicherheitsdefiziten eine vorzeitige Stilllegung des Atomkraftwerks Gundremmingen. Ein entsprechendes Schreiben habe die Landesregierung an Bayern gesandt. Atomkraftgegner warnen ebenfalls vor Risiken und fordern die sofortige Stilllegung der zwei Siedewasserreaktoren.
  • Gefährlich hoher Druck im Reaktor: Akute Unfallgefahr im Atomkraftwerk Gundremmingen
    4. April 2014 – Nach Informationen der Ärzteorganisation IPPNW geht von dem Atomkraftwerk Gundremmingen eine erhebliche Gefahr aus: „Der Turbinenkondensator kann jederzeit und mit erschreckend hoher Wahrscheinlichkeit ausfallen. Die Folge wäre ein plötzlicher Druckstoß im Reaktor, der den so genannten Auslegungsdruck weit überschreitet“, warnt IPPNW-Atomenergieexperte Henrik Paulitz.
  • 30 Jahre Groß-AKW Gundremmingen – ohne ausreichende Haftpflichtversicherung und ohne Entsorgung
    4. April 2014 – Der zweite Teil des AKW Gundremmingen wird in diesen Tagen 30 Jahre alt. Er hat viel Strom geliefert und einige hundert Bürger wohlhabend gemacht. Bisher hatte dieser Teil keinen Unfall mit Totalschaden wie ihn im Jahre 1977 mit Block A der erste Teil hatte. Block B und C haben zugleich – angeblich unter Einhaltung der Grenzwerte – krankmachende Radioaktivität in die Luft und das Donauwasser abgegeben. Und sie haben Atommüll erzeugt, von dem noch kein Kilo entsorgt worden ist. Wofür unsere Nachkommen uns verfluchen werden.
  • Bayerische Atomaufsicht zögert schuldhaft: Abschalten bis Sicherheitsnachweise vorliegen!
    7. März 2014 – Existenzielle Sicherheitsnachweise fehlen dem AKW Gundremmingen. Und dennoch greift die verantwortliche Bayerische Atomaufsicht nicht ein. Ohnehin gilt dieses größte Kernkraftwerk Deutschlands wegen seiner zwei veralteten Siedewasserreaktoren als das gefährlichste AKW Deutschlands. Es muss zum Schutze der Menschen mindestens so lange abgeschaltet werden, bis die Sicherheitsnachweise vorliegen.

Quelle (Auszug): swp.de, 22.04.2014