AKW-Abriss Isar 1 – Umweltinstitut fordert: Kein Abbau vor dem Ausräumen der Brennelemente!

Am Dienstag hat das Bayerische Umweltministerium zum Erörterungstermin „Stilllegung und Abbau des AKW Isar 1“ nach Essenbach geladen. Die Erörterung hat den Zweck, gegen das Vorhaben eingereichte Einwände mit dem Antragsteller E.ON zu diskutieren und Antworten auf offene Fragen zu erhalten. Das Umweltinstitut München e.V. hatte im Rahmen des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens eine ausführliche Einwendung erstellt und sich an der Erörterung beteiligt.

„Die Erörterung war eine reine Farce, mit einer Diskussion hatte diese Veranstaltung nichts zu tun“ kritisiert Christina Hacker, Vorstand im Umweltinstitut München. „Anstatt auf unsere berechtigten Fragen zu antworten, lasen die Vertreter von E.ON überwiegend aus dem Sicherheitsbericht vor, der den Einwendern bestens bekannt ist“, so Hacker weiter.

In der Kritik stehen etwa die vielen vagen Angaben im Sicherheitsbericht, die lediglich Optionen umreißen, aber keine nachvollziehbaren Abläufe schildern. Bei konkreten Nachfragen, etwa weshalb Terrorangriffe überhaupt nicht als mögliche Störfälle in Betracht gezogen wurden, verwiesen sie auf geheime Unterlagen, die aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht werden dürften.

AKW Isar; Bild: suedbayer / Panoramio

AKW Isar; Bild: suedbayer / Panoramio

Ein Haupteinwand des Umweltinstituts richtete sich gegen das geplante Vorgehen, bei vollem Abklingbecken mit dem Abbau von sicherheitsrelevanten Anlagenteilen zu beginnen. Weltweit gibt es keinen Präzedenzfall für ein solches Vorgehen. E.ON beruft sich dazu auf „Erfahrungen“ von anderen AKW-Abbauten, die aber auf mehrmalige Nachfrage nicht belegt werden konnten. Letztlich begründeten sie diese Erfahrungen lediglich auf Revisionsarbeiten, die aber mit einem Abriss nichts gemeinsam haben.

E.ON trägt selbst Mitschuld, dass keine Castoren für die 1700 Brennelemente im Abklingbecken bereitstehen, dass keine Castoren für die 1700 Brennelemente im Abklingbecken bereitstehen – es liegt noch nicht einmal eine Genehmigung für diese Behälter vor. Bereits 1996 empfahl die Internationale Atomenergie-Agentur, eine verkehrsrechtliche Zulassung für die neuen Castoren einzuleiten. Die Atom-Konzerne, einschließlich E.ON, hatten aber keine Eile, dies umzusetzen. Erst 2008 beantragte E.ON die Zulassung. Das volle Abklingbecken stellt bei Isar 1 die größte Gefahr dar, da sich das Becken außerhalb des schützenden Containments direkt unter einem dünnwandigen Dach befindet.

Das Umweltinstitut München fordert deshalb, den Antrag in der vorliegenden Form abzulehnen. Wir fordern:

  • Abrissarbeiten dürfen erst beginnen, nachdem alle Brennelemente aus der Anlage entfernt worden sind
  • Eine Öffentlichkeitsbeteiligung bei allen Abbauphasen, was bislang nicht vorgesehen ist
  • Die Veröffentlichung weiterer relevanter Unterlagen, die von E.ON an die Genehmigungsbehörde erst noch nachgereicht werden
  • Störfall-Betrachtungen mit ihren radiologischen Auswirkungen von Flugzeugabstürzen und Terrorangriffen nach heutigem Stand der Technik

Grundsätzlich begrüßt das Umweltinstitut München die Stilllegung der Atomkraftwerke. Die Rückbauarbeiten müssen aber unter dem Aspekt der größtmöglichen Strahlenminimierung und nicht nach den ökonomischen Interessen von E.ON durchgeführt werden.

  • AKW Isar-1: Kritik an Abbauplänen
    29. April 2014 – Der Betreiber des bayrischen Atomkraftwerk Isar-1 will mit dem Rückbau des Meilers, der nach dem Beginn des GAU von Fukushima stillgelegt wurde, “noch warten”. Atomkraftgegner kritisieren das Rückbaukonzept und fordern mehr Sicherheit. Die Landesregierung mauert.
  • E.ON will 250 Millionen Euro Schadensersatz für AKW-Abschaltung
    16. April 2014 – Der Energiekonzern E.ON will für die zwangsweise Abschaltung seiner Atomkraftwerke Unterweser und Isar-1 nach dem GAU von Fukushima etwa 250 Millionen Euro vom Staat kassieren. Atomkraftgegner weisen diese Forderung zurück. Der Konzern müsse vielmehr für den produzierten Atommüll zahlen.
  • “Das Zeug ist unkontrollierbar”: Rückbau-Abfälle aus AKW will niemand haben
    14. November 2013 – Der Rückbau zahlreicher Atomkraftwerke steht in Deutschland an. Nicht nur die Herausforderung von einzigartigen und neuen Projekten oder Techniken, die Jahrzehnte dauern werden, sondern auch die Entsorgung von tausenden Tonnen Abfall muss gelöst werden. Doch niemand will diese Abfälle haben, weil das Zeug “unkontrollierbar” ist, so Atomkraftgegner. Es braucht eine neue Debatte über Grenzwerte.
  • “Kernkraftwerke sind nicht für den Rückbau gebaut”
    31. Januar 2013 – Eine interessante Einsicht bekommt ein Reporter der Schweizer Webseite “swiss.ch” beim Besuch des deutschen Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich, das nur ein Jahr in Betrieb gewesen ist und dann wegen ungeklärter Risiken stillgelegt werden musste. Seit 2004 läuft der “Rückbau” – doch von außen ist nichts davon zu sehen. “Kernkraftwerke sind nicht für den Rückbau gebaut”, meint ein beteiligter Ingenieur.
  • Bundesrat lehnt strengere Regeln für AKW-Rückbau ab
    14. Dezember 2012 – Der Bundesrat hat einen Antrag abgelehnt, die Regeln für Rückbau von Atomkraftwerken zu verschärfen. Das Land Schleswig-Holstein hatte den Vorstoss gemacht, weil bislang abgeschaltete Anlagen für Jahrzehnte nicht rückgebaut werden müssen. Atomkraftgegner weisen auf weitere Risiken hin.
  • 30 Mal Tschernobyl im AKW Isar 1: Fukushima ist überall, auch in Ohu
    10. März 2012 – Ein Jahr nach der verheerenden Atomkatastrophe in Fukushima werden die stark strahlenden Brennelemente im Atomkraftwerk Isar 1 in derselben unverantwortlichen Weise gelagert wie im Block 4 des Atomkomplexes Fukushima. Das Abklingbecken in Isar 1 ist prall gefüllt und nicht ausreichend gegen Flugzeugabstürze oder gar Terroranschläge geschützt. Der Unfallverlauf in Fukushima hat gezeigt, dass die Lagerung in den Abklingbecken schon bei einem Versagen der Stromversorgung unbeherrschbar wird.

Quelle: umweltinstitut.org, 23.7.2014