Experte: Atommüllendlager nicht vor 2050

Das Gesetz verspricht die „Lösung“ des Endlagerproblems mit einer Standortbenennung bis 2030 – doch selbst Experten glauben daran nicht. Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) rechnet frühestens im Jahr 2050 mit einem betriebsbereiten Atommüll-Endlager in Deutschland.

AtommüllfässerBis 2016 sollen Kriterien für die bundesweite Endlagersuche erarbeitet werden, bis 2031 dann ein Standort gefunden werden. Dann muss dieser Ort – vermutlich umfangreich – zu einem Endlager ausgebaut werden. Diesen Zeitplan findet Wolfram König, Chef des BfS, „sehr ambitioniert“: Alle früheren Zeitvorstellungen bei der Endlagersuche hätten sich „als falsch erwiesen“, sagte er Ende Mai. Bei Schacht Konrad, dem geplanten Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, habe das Atomforum zum Beispiel 1984 gesagt, es werde 1989 in Betrieb gehen. Nun sei von 2022 die Rede. König betont zudem, dass gerade mit der zeitlichen Ungewissheit die Finanzierung der Endlagerung nicht geklärt sei.

Atomkraftgegner betonen einmal mehr, dass an erster Stelle eines „Neustarts“ der Endlagersuche die sofortige Stilllegung der letzten neun noch betriebenen Atomkraftwerke stehen muss. Damit würde wenigstens der vorhandene Atommüllberg nicht weiter wachsen. Dass heute über Zeiträume von 20 oder 30 Jahren diskutiert wird, beweist nur die Perspektiv- und Ratlosigkeit bei den zuständigen Stellen im Umgang mit den hochgiftigen Abfällen. Das Problem wird auf die kommenden Generationen verschoben – mehr nicht.

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Quellen (Auszug): dpa, spiegel.de; 22.05.2014