Haftpflichtversicherung: 1 Milliarde Euro für den Super-GAU

Europas Atomkraftwerke sollen nach dem Willen von Energiekommissar Günther Oettinger einen gemeinsamen Rahmen für Haftpflichtversicherungen bekommen. Die Versicherungssumme werde „sicher bei einer Milliarde Euro oder höher“ liegen, kündigt der CSU-Politiker an. Damit steigen die Preise für Strom aus Atomkraftwerken weiter an. Atomkraftgegner halten die Abdeckungssumme für zu gering.

Atomkraft: Sicher ist nur das Risiko!

Atomkraft: Sicher ist nur das Risiko!

Bisher regelt jedes EU-Land die Haftung im Fall von Atomkatastrophen selbst. Atomkraftwerksbetreiber haften unterschiedlich: in Frankreich nur für Schäden bis 91,5 Millionen Euro je Kraftwerk, bis 50 Millionen Euro in der Slowakei, 49 Mio. Euro in Bulgarien, 232 Mio. Euro in Tschechien und in Deutschland sollen Schäden bis zu 2,5 Milliarden Euro abgedeckt sein. Im Juli waren in Japan neue Zahlen zu den Folgen des Super-GAU von Fukushima veröffentlicht worden. Die Kosten könnten umgerechnet bis zu 44 Milliarden Euro betragen, meint die staatlich unterstützte Nationale Institut für Industrielle Wissenschaft und Technologie. Dabei wurden u.a. mehrere Sanierungsmodelle, der Abtransport und die Lagerung von verseuchtem Boden mit eingerechnet. Das Ökoinstitut kalkulierte eine umfängliche Haftpflichtsumme von bis zu 3.000 Mrd. Euro, schreibt das Umweltinstitut München.

Bislang hat sich Oettinger auf eine Höhe der Versicherungssumme nicht festgelegt, allerdings schon seit über einem Jahr eine Veränderung angekündigt. Er wolle nun „im kommenden Frühjahr“ einen entsprechenden Vorschlag machen, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Dies sei nötig, um „die Kosten für Atomenergie transparenter zu machen“.

Selbst bei einer europaweiten Angleichung werden die Summen mit denen der größte anzunehmende Unfall künftig versichert ist, absolut lächerlich gegenüber der Realität sein, meinen Atomkraftgegner. Doch die Vereinheitlichung muss auch in den 28 Ländern durchsetzbar sein. Vermutlich wird daher ein einheitlicher Betrag auf niedrigem Niveau festgesetzt. Alles andere wäre das Aus der Atomkraft in ganz Europa. Und das ist sicher nicht in Herrn Oettingers Interesse.

„Atomare Katastrophen sind mit Geld egal in welcher Höhe nicht mehr ungeschehen zu machen, den einen neuen Planeten kann man nicht kaufen. Zum Teufel mit der Atomkraft!“ kommentiert ein Leser bei Facebook.

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    24. Juli 2013 – Die Kosten des mehrfachen Super-GAU in Japan sind viel höher als gedacht. Die Sanierungsarbeiten könnten Schätzungen zufolge Prognosen weit übersteigen. Die Katastrophe mahnt damit zur Stilllegung aller Atomanlagen!
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  • Studie: Mangelhafte Versicherung von AKW verstösst gegen Europarecht
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  • Oettinger will “Pflichtversicherung” für Atomunfälle
    8. Oktober 2012 – EU-Kommissar Oettinger will die Betreiber von Kernkraftwerken verpflichten, künftig eine Versicherung für Atomunfälle abzuschließen. Die Kommission erwägt im kommenden Jahr einen Regelungsvorschlag vorzulegen. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re kündigt “gewisse Höchstsummen” an. Atomkraftgegner fordern realistische Deckungsvorsorgen in Höhe von einer Billionen Euro. Das würde Atomstrom so teuer machen werden, dass er unwirtschaftlich wird.

Quelle (Auszug): facebook.com/umweltinstitut.org, dpa, sueddeutsche.de; 31.10.2013