Lubmin als Lösung für das Castor-Problem?

Das Zwischenlager Nord (ZLN) in Lubmin bei Greifswald soll als Lösung für den Castor-Streit herhalten: Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will ein Teil der verbliebene 26 Castoren aus den Wiederaufbereitungsanlagen Sellafield (England) und La Hague (Frankreich) nach Lubmin transportieren lassen. Am kommenden Freitag sollen die Pläne vorgestellt werden, Altmaier will so das Endlagersuchgesetz retten. Atomkraftgegner kündigen Widerstand gegen die Transporte an, denn die Akzeptanz in der Bevölkerung wurde mit dem Versprechen geschaffen, es werde ausschließlich DDR-Atommüll eingelagert.

Lubmin-Castor: Gleisblockade Robin Wood / Foto: C. Grodotzki/ROBIN WOOD

Lubmin-Castor: Gleisblockade Robin Wood / Foto: C. Grodotzki/ROBIN WOOD

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) bringt den Vorteil von Lubmin auf den Punkt: Es ist Bundeseigentum und brauche „nur die Unterschrift von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble“, um dort weiteren Atommüll einlagern zu können. Ein Spitzengespräch mit den Energieversorgern war heute geplatzt. Niemand hat Interesse an weiterem Atommüll in den bestehenden Zwischenlagerhallen an den AKW-Standorten. Zudem stellt die Atomlobby Gorleben als Endlagerstandort nicht in Frage – und damit auch nicht Castortransport dorthin.

Neben den schon lange diskutierten Standorten Brunsbüttel (14 Behälter aus Sellafield) und Philippsburg (6 Behälter aus La Hague) könnte Lubmin nun als dritter Standort für die übrigen sechs Castoren aus Sellafield festgelegt werden. Bisher lagern in Lubmin 74 Castorbehälter, genau sechs Stellplätze sind noch frei.

  • Altmaier hatte Lubmin bisher ausgeschlossen und das zum Beispiel Anfang April in einem Brief an den Kieler Umweltminister Robert Habeck (Grüne) mit offenen Fragen zum Transport über den dortigen Hafen begründet. Vor der Genehmigung neuer Stellplätze müssten „umfangreiche Härtungsmaßnahmen durchgeführt werden“, schrieb Altmaier weiter.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) spricht sich kategorisch gegen eine mögliche Zwischenlagerung in Lubmin aus. Sollte es dennoch soweit kommen, „werde sich das Land mit allen Mitteln dagegen wehren“, berichtet die „Ostsee Zeitung“. Jürgen Suhr, Fraktionschef der Grünen im Landtag erteilt „jeglichen Überlegungen, das Atommüllzwischenlager in Lubmin für hochradioaktive Abfälle aus den westlichen Atomkraftwerken zu nutzen, ein klare Absage.“ Atomkraftgegner weisen darauf hin, dass sich mit dem Versprechen nur den Rückbau-Müll aus den DDR-AKW Lubmin und Rheinsberg zu lagern, die Zustimmung in der Bevölkerung erschlichen wurde. Bereits in der Vergangenheit wurde mit dem Versprechen gebrochen, etwa als unter massiven Protesten Castoren aus Karlsruhe dorthin rollten.

Grundsätzlich soll die Standortentscheidung für Lubmin aber davon ablenken, dass sich zwei Bundesländer mit in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken nicht dem Castorproblem stellen: Hessen und Bayern. Beide Länder sind schwarz/gelb regiert und lehnen den Atommüll kategorisch ab. In beiden Ländern stehen in absehbarer Zeit Landtagswahlen an – und große Demonstrationen gegen Atomkraft sind kein guter Wahlkampf.

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Quellen (Auszug): ndr.de, ostsee-zeitung.de; 11.06.2013