Defekt im Kühlsystem des AKW Philippsburg-1

Auch die abgeschalteten Atomkraftwerke sind weiter eine latente Gefahr, müssen doch alle Kühlsysteme für die Brennelemente noch jahrlang funktionieren, um deren Temperatur zu kühlen. In genau dieser Anlage hat es im AKW Philippsburg-1 einen Defekt gegeben. Der Betreiber ging von einer Eilmeldung an die Behörden aus.

Atomkraftwerk Philippsburg, Bild: mhy design

Atomkraftwerk Philippsburg, Bild: mhy design

Das Ereignis sei „auf Basis einer ersten konservativen, sicherheitsgerichteten Abschätzung und zur Wahrung von Fristen“ in die Kategorie „Eilmeldung“, Stufe zwei von drei möglichen, eingestuft worden: wegen eines Defektes an der Umlüftung eines Anlagenraums, in dem sich der Antriebsmotor der Pumpe eines Nachkühlsystems befindet, hätte ein Kühlstrang für das Lagerbecken mit den hochradioaktiven Brennelementen ausfallen können. Doch trotz des Defekt habe das System funktioniert, berichtet Betreiber EnBW.

Grundsätzlich ist dieses System dreifach vorhanden, so dass eine Kühlung immer gewährleistet sein soll. Fällt nämlich die Zirkulation des Wassers länger aus, können die Brennstäbe überhitzen und es kommt zur Kernschmelze. Im AKW Philippsburg-1 war während des aktuellen Defekts ein Kühlstrang – der Dritte – für Wartungsarbeiten außer Betrieb. Somit hätte bei Ausfall des betroffenen Kühlstranges nur noch ein einziges System zur Verfügung – und damit keine Sicherheitsreserve mehr. Laut EnBW ist der Defekt kurzfristig repariert worden und die Ursache wird untersucht.

Im weiteren Verlauf der Analyse, bei der „zusätzliche Detailinformationen berücksichtigt werden konnten“, wurde eine Abstufung in die Kategorie N (Normalmeldung) vorgenommen, schreibt EnBW. Weil Philippsburg-1 nicht mehr im Leistungsbetrieb sei, sind die Anforderungen an die Nachkühlsysteme „vermindert“.

Atomkraftgegner sehen den Störfall kritisch, denn es zeigt das Risiko in den stillgelegten Meilern. Würden der Brennstoff aus den Reaktoren geräumt, würde das Risiko erheblich gemindert. Besonders die Lagerung im Reaktor Philippsburg-1, ein Siedewasserreaktor der Baureihe 69 sind die Lagerbecken mit dem hochradioaktiven Inventar nur unzureichend gegen Einwirkungen von Außen geschützt. Zuletzt hatte es geheißen, wegen fehlender CASTOR-Lagerbehälter und Engpässen in der Produktion könnten die Betreiber die Brennelemente nicht entnehmen. Atomkraftgegner halten dagegen, dass zur Risikominimierung zuerst die stillgelegten Reaktoren beliefert werden müssen – auch wenn es in den letzten neuen noch in Betrieb befindlichen AKW dann zu CASTOR-Engpässen kommen könnte.

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Quelle (Auszug): enbw.com, 10.04.2013