Castortransporte? Philippsburg kündigt „zivilen Ungehorsam“ an

Bund und Länder wollen erst in den nächsten Wochen festlegen, in welche Zwischenlager die restlichen Atommülltransporte alternativ zu Gorleben gehen sollen. Die Stadt Philippsburg will keinen fremden Atommüll im Zwischenlager am gleichnamigen Kraftwerk akzeptieren – und kündigt schonmal „zivilen Ungehorsam“ an. Atomkraftgegner sind argwöhnisch.

Castortransporte künftig nicht mehr nach Gorleben? Karte: googleearth

Castortransporte künftig nicht mehr nach Gorleben? Karte: googleearth

„Wir würden zivilen Ungehorsam leisten und dagegen auf die Straße gehen“, sagte Bürgermeister Stefan Martus (CDU) am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Man habe das Standortzwischenlager am AKW „hingenommen“, weil die Politik dem Bürger eine „begrenzte Lagerung nur von Atommüll aus Philippsburg zugesichert habe“. Eine Änderung der Genehmigung werde man nicht akzeptieren.

Das Zwischenlager Philippsburg ist als alternativer Empfänger für einen noch erwarteten Castortransport mit 5 Behältern aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague im Gespräch. Bundesumweltminister Altmaier betonte gestern allerdings, dass es noch keine Entscheidung gebe.

Als zweiter möglicher Ort für Atommüll – insgesamt 21 Behälter – aus der britischen WAA Sellafield ist weiterhin Brunsbüttel im Gespräch. Dort würden laut dpa die Kapazitäten aber nicht ausreichen, es werden deshalb noch nach weiteren Optionen gesucht. Der Atommüll wird ab 2015 in einem norddeutschen Hafen via Schiff erwartet.

Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg seien bislang auch die einzigen Länder, die zu einer Lagerung des zusätzlichen Atommülls an einem AKW-Standort bereit wären. Allerdings müssen auch die Betreiber der Anlagen noch zustimmen – und Änderungsanträge für die Hallen beantragt und genehmigt werden.

Im Zuge des Neustarts sollen keine weiteren Castor-Behälter in das oberirdische Zwischenlager Gorleben kommen – darauf hat sich gestern die Bund-Ländergruppe verständigt. Damit will die Politik Vertrauen im Wendland gewinnen, indem dort „keine weiteren Fakten mehr geschaffen“ werden.

Atomkraftgegner im Wendland sehen diese Botschaft also mit Argwohn: Solange es keine Zusage und Genehmigung von einem Betreiber der möglichen AKW-Zwischenlager gebe, bereite man weiter Proteste zum nächsten TAG X vor – der Tag an dem der nächste Castortransport nach Gorleben rollt.

  • Kein zusätzlicher Atommüll nach Brunsbüttel ohne vorherige Stilllegung aller deutschen AKW`s
    8. April 2013 – Der schleswig-holsteinische Energieminister Habeck hat mit Schreiben vom 28.3.2013 gegenüber dem Bundesumweltminister die Bereitschaft signalisiert, Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in Sellafield (GB) und La Hague (F) auch in Schleswig-Holstein zwischenzulagern. Das betrifft die Zwischenlager der Atomkraftwerke Brokdorf, Brunsbüttel und Krümmel. Dazu vertritt die Initiative Brokdorf-akut folgende Position: Zu allererst müssen alle AKW`s stillgelegt werden.
  • Castor-Stopp ist ein Ablenkungsmanöver
    8. April 2013 – Castor-Behälter sollten nicht mehr Gorleben ansteuern, sondern Hessen oder Baden-Württemberg sowie Brunsbüttel in Schleswig-Holstein, berichtet die Tagesschau am Sonntagabend im Vorfeld des Bund-Länder-Treffens zur Endlagersuche, das am Dienstag in Berlin anberaumt ist. Atomkraftgegner kündigen Proteste in Berlin an, denn das angestrebte Gesetz sei eine “vergebene Chance” zur Lösung der Endlagerfrage.

Quellen (Auszug): dpa, 10.04.2013