25 Milliarden Euro: EU fordert mehr Sicherheit für Atomkraftwerke

Die Betreiber von Kernkraftwerken sollten alle Empfehlungen der EU-Stresstests umsetzen, forderte der Industrieausschuss im europäischen Parlament in einer Abstimmung am 24. Januar. Auch müsse sichergestellt werden, dass die Betreiber eines Atomkraftwerks die Kosten eines Unfalls decken können.

Atomkraft: Sicher ist nur das Risiko!

Atomkraft: Sicher ist nur das Risiko!

Auch mehr als 30 Jahre nach der verheerenden Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sind die Folgen der Katastrophe noch spürbar. Zwar seien die Sicherheitsstandards in der EU wesentlich höher als vor drei Jahrzehnten in der ehemaligen Sowjetunion, doch die Kernschmelze im japanischen Kernkraftwerk Fukushima zeigte, dass es auch in modernen Anlagen zu Unfällen kommen kann, schreibt das Europäische Parlament.

Nach der Reaktorkatastrophe wurden im Rahmen von „Stresstests“ 145 Reaktoren in 15 EU-Staaten auf Störfall-Szenarien, ausgelöst durch Naturgewalten, untersucht. Die Tests zeigten, dass fast alle Kraftwerke nachgerüstet werden müssen – obwohl Kriterien wie ein gezielter Anschlag bewusst ausgeklammert worden waren, und sich allein auf die Angaben der Betreiber verlassen wurde. Dennoch belaufen sich die Kosten für Verbesserungen auf rund 25 Milliarden Euro.

  • Mitglieder des Industrieausschusses im Europäischen Parlament fordern nun die EU-Regierungen auf, die aufgrund der Testergebnisse formulierten Verbesserungsvorschläge umzusetzen und damit die Sicherheit von Atomkraftwerken in der EU zu erhöhen.

Die Kosten dürften allerdings nicht auf Steuerzahler abgewälzt werden, sondern müssten von den Betreibern der Anlagen mitgetragen werden. Auch bei der Versicherung von AKW und ihren Risiken müssten neue Wege beschritten werden.

Deutschland wird in dem Gremium von Reinhard Bütikofer (Grüne), Jürgen Creutzmann (FDP), Christian Ehler (CDU), Norbert Glante (SPD), Angelika Niebler (CSU) und Herbert Reul (CDU) vertreten.

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    2. Oktober 2012 – “Die Sicherheitskultur muss verbessert werden”: Bei allen zwölf im “Stresstest” nach Fukushima geprüften deutschen AKW müssen die installierten Warnsysteme nachgebessert werden, fordert der Bericht der EU-Kommission. Zudem seien die Leitlinien für schwere Unfälle nicht umgesetzt. EU-weit schneiden alle 145 Reaktoren schlecht ab.

Quelle (Auszug): europarl.europa.eu, 25.01.2013