Gorleben & Ahaus: Unsichere Atommülllager werden auf Druck der BIs nachgerüstet

Nach einem Einwand der Bürgerinitiativen in Ahaus und Lüchow-Dannenberg setzt der Betreiber der dortigen Atommüllzwischenlager Umrüstmassnahmen um, die im Zusammenhang mit möglichen Flugzeugabstürzen stehen.

Atommüllzwischenlager Ahaus

Atommüllzwischenlager Ahaus

Die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) hat für die Castor-Hallen in Ahaus und Gorleben nun doch den Einbau von Kerosinabläufen beantragt und die erforderlichen Anträge nach Atomrecht und Baurecht bei den zuständigen Behörden eingereicht. Diese Unterlagen seien „in den Anträgen nach dem Atomgesetz beim zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz integriert worden“, schreibt die GNS. Das steht im Zusammenhang mit dem Bau einer zusätzlichen 10 Meter hohe Schutzwand um die Lagerhallen, die als Schutz gegen terroristische Anschläge fungieren soll.

Sowohl das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als auch das niedersächsische Umweltministerium hatten bisher die Notwendigkeit von Kerosinabläufen bestritten. Das NMU hatte sogar noch im Juli den Standpunkt vertreten, dass bei einem Absturz eines Airbus A 380 das Kerosin sich an den Mauern sammeln und abbrennen würde, ohne die Dichtigkeit der Behälter zu beeinträchtigen.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) und die BI Kein Atommüll in Ahaus hatten gewarnt, dass eine zusätzliche Mauer keinen Schutz gegen gezielte Flugzeugabstürze darstelle und darauf verwiesen, dass es durch den Austritt von Kerosin zu Bränden bei einem gezielten Flugzeugabsturz kommen könne, die durch eine “Schutzmauer” in ihren Auswirkungen sogar noch verschlimmert würden.

Die Bürgerinitiativen verbuchen den Antrag für die nachrüstungen nun als Erfolg ihrer Arbeit:

„Das ist ein Ergebnis unserer aufmerksamen Kontrolle und Beobachtung von Atommülllagerung und zuständigen Aufsichtsbehörden“, so Felix Ruwe, der Sprecher der BI-Ahaus. „Zusätzlich fordert die BI vor allen baulichen Veränderungen am BZA eine öffentliche Anhörung, da die geplanten sicherheitstechnischen Nachrüstungen nur einen Alibieffekt haben und den Atommüllstandort Ahaus nur langfristig betonieren.“

Die Kritik von Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg geht weiter:

„Die Atomaufsicht ist auf Tauchstation gegangen. Es ist schon peinlich, dass der Betreiber unseren Sicherheitsbedenken statt gibt, die Atomaufsicht die Bedenken aber nicht teilt“.

Trotz allem würden die Umweltinitiativen in Ahaus und Gorleben aber an ihrer grundsätzlichen Kritik festhalten: Das Zwischenlagerkonzept ist Stückwerk. Einen Schutz gegen gezielte Flugzeugabstürze wird durch eine Mauer auch mit Kerosinabfluss nicht gewährleistet.

„Die Betreiber hangeln sich mit immer neuen Maßnahmen durch und die Behörden deckeln das“, kritisiert Ehmke.

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Quellen (Auszug): bi-ahaus.de, bi-luechow-dannenberg.de, gns.de; 10./12.9.2014