„Geheimhaltung schützt Atomindustrie“: Fast 1.000 heimliche Atomtransporte seit 2012

In Deutschland haben zwischen Anfang 2012 und Ende Mai 2014 insgesamt 988 Atomtransporte stattgefunden. Diese Fuhren fanden in der Regel geheim statt. Atomkraftgegner weisen auf Sicherheitsdefizite hin und fordern den Stopp der Transporte.

  • „Die jeweiligen Sicherungskategorien sowie die Routen können nicht veröffentlicht werden, da diese Angaben als Verschlusssache eingestuft sind“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der LINKEN.
Urantransport Hamburger Hafen, 23.01.2012

Urantransport Hamburger Hafen, 23.01.2012

Ein großer Anteil der Atomtransporte stehe im Zusammenhang mit der Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau: Allein 186 Mal hätten auf deutschen Straßen und Schienen Atomtransporte von und zur Uranfabrik in Gronau stattgefunden. Dort werden Brennelemente für den Weltmarkt produziert – derzeit kann rechnerisch jedes zehnte AKW auf der Erde mit deutschem Brennstoff versorgt werden. Die Uranfabrik in Gronau und die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen sind damit vom Atomausstieg ausgenommen – und haben keine befristeten Betriebsgenehmigungen. Die Transporte von Uran zu den Anlagen, die oft nach der Lieferung per Schiff in den Hamburger Hafen von dort via LKW geschieht, werden damit auch nicht eingeschränkt.

Das in Tanks importierte Uranhexafluorid, mit dem spaltbares Uran angereichert wird, kann bei einem Unfall oder Defekt der Behälter schwere gesundheitliche Schäden verursachen.

„Auf geheim gehaltenen Routen durchfahren teilweise hochgefährliche Atomtransporte über Tausende von Kilometern täglich die Bundesrepublik“, kommentierte Linken-Politiker Hubertus Zdebel. „Ein Unfall vor allem mit den Transporten von Uranhexafluorid könnte verheerende Folgen bis zum Tod von Menschen haben“, warnte er. Die Bundesregierung solle die Bürger über die Atomtransporte und ihre Gefahren informieren.

Atomkraftgegner fordern eine sofortiges Ende der Transporte, die unmittelbar den reibungslosen Weiterbetrieb der deutschen Atomindustrie und damit den Export des Risikos in zahlreiche Länder der Welt bedeuten. Die Geheimhaltung der Transporte schützt die Betreiber nur vor Protesten der Bevölkerung, die mehrheitlich den Atomausstieg will. Ein Atomausstiegsland darf nicht durch die Produktion von Atombrennstoff die Mitverantwortung für mögliche schwere Unfälle in Atomkraftwerken, die deutschen Sicherheitsstandarts nicht entsprechen, tolerieren. Wir fordern von der Bundesregierung, die Atomanlagen in Gronau und Lingen sofort zu schließen!

Erst heute veröffentlichen Atomkraftgegner erneut Bilder von mehreren Uran-Containern, die derzeit im Hamburger Hafen umgeschlagen und abtransportiert werden. Aus Protest gegen die Transporte planen AktivistInnen im August ein Camp bei Kiel – Infos: https://antiatomcamp.nirgendwo.info/

  • Heute neuer Urantransport auf der Schiene von Hamburg nach Frankreich?
    14. Juli 2014 – Norddeutsche Anti-Atomkraft-Initiativen vermuten, dass am späten Nachmittag des heutigen Montag (14. Juli 2014) erneut ein Urantransport mit der Bahn in Hamburg Richtung Frankreich starten könnte. In der Vergangenheit wurden immer wieder derartige Transporte durchgeführt. Seitens der Anti-Atomkraft-Bewegung wird ein Verbot derart gefährlicher Transporte gefordert.
  • Alarmierende Sicherheitsmängel bei Atomtransporten durch Hamburg
    28. Mai 2014 – Seit Februar dieses Jahres sind in offenbar fünf Fällen Atomtransporte durch Hamburg wegen Sicherheitsmängeln gestoppt worden. Es habe „einige Fälle“ mit „Mängeln an den Transportcontainern“ gegeben, so dass „Beförderungsverbote ausgesprochen wurden“, teilte der Hamburger Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Dora Heyenn und Christiane Schneider mit (Drs. 20/11730). Bei den insgesamt 61 Atomtransporten seit Anfang Februar 2014 wurden 32 Kontrollen durchgeführt. Dabei wurden in 17 Fällen Sicherheitsmängel festgestellt. Das heißt: Mehr als die Hälfte der Atomtransporte durch Hamburg wies sicherheitsrelevante Mängel auf!

Quelle (Auszug): Rheinische Post, 12.7.2014