Alarmierende Sicherheitsmängel bei Atomtransporten durch Hamburg

Seit Februar dieses Jahres sind in offenbar fünf Fällen Atomtransporte durch Hamburg wegen Sicherheitsmängeln gestoppt worden. Es habe „einige Fälle“ mit „Mängeln an den Transportcontainern“ gegeben, so dass „Beförderungsverbote ausgesprochen wurden“, teilte der Hamburger Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Dora Heyenn und Christiane Schneider mit (Drs. 20/11730). Bei den insgesamt 61 Atomtransporten seit Anfang Februar 2014 wurden 32 Kontrollen durchgeführt. Dabei wurden in 17 Fällen Sicherheitsmängel festgestellt. Das heißt: Mehr als die Hälfte der Atomtransporte durch Hamburg wies sicherheitsrelevante Mängel auf!

16.05.14: Uranzug Hamburg-Frankreich, Bild: urantransport.de

16.05.14: Uranzug Hamburg-Frankreich, Bild: urantransport.de

Bemängelt wurde nicht nur die falsche Deklaration der Ladung. Bei sechs Transporten war die Ladung unzureichend gesichert. In einem dieser Fälle konnte der Mangel behoben werden. Was mit den fünf anderen Transporten passierte, deren Weitertransport offenbar untersagt wurde, geht aus der Antwort des Senats nicht hervor.

„Die festgestellten Sicherheitsmängel bei den Atomtransporten durch Hamburg sind alarmierend. Von vielen Atomtransporten gehen erhebliche Gefahren für Menschen und Umwelt aus, sollte es zu einem Unfall im Hafen oder im Stadtgebiet kommen. Bremen hat inzwischen wenigstens für einen Teil der Atomtransporte seine Häfen geschlossen. Hamburg sollte diesem Beispiel endlich folgen und alle Atomtransporte im Hafen verbieten“, fordert Dirk Seifert, Energiereferent bei ROBIN WOOD.

Im Schnitt etwa jeden zweiten Tag laufen Transporte mit radioaktiven Materialien durch Hamburg – oftmals über den Hafen. Der An- und Abtransport erfolgt entweder per Bahn oder LKW.

14.05.2012: Urantransport auf der A31; Bild: aku-gronau.de

14.05.2012: Urantransport auf der A31; Bild: aku-gronau.de

Transportiert wird eine Vielzahl unterschiedlicher atomarer Stoffe. Allein seit Februar 2014 waren dies: Plutonium für das AKW Brokdorf, bestrahlte Brennstabstücke aus dem AKW Krümmel, Uranerz-Konzentrat und das brisante Uranhexafluorid, Brennelemente aus Russland für das süddeutsche AKW Neckarwestheim und für Brokdorf. Dazu jede Menge anderer Uranprodukukte aus oder in die USA, oftmals in Verbindung mit den Uranfabriken in Gronau und Lingen. Auch Cobalt 60 und Thorium 232 wurden durch Hamburg transportiert.

Der atomare Handel ist globalisiert. Auf der Liste der Lieferanten oder Empfänger für die radioaktiv strahlenden Transporte, die über die Atomdrehscheibe Hamburg abgewickelt wurden, stehen Atomanlagen in der Schweiz, Belgien, Niederlande, Frankreich, Namibia, Brasilien, Malaysia, Schweden, Chile und Kanada.

Vor rund einem Jahr wäre es bei einem Atomtransport durch den Hamburger Hafen beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Auf dem unter anderem mit Uran-Produkten beladenen Schiff „Atlantic Cartier“ brach Feuer aus. Mehr als 200 Feuerwehrleute waren 16 Stunden im Einsatz, um den Großbrand zu löschen und dafür zu sorgen, dass das radioaktive Material rechtzeitig von Bord geschafft wurde.

  • Urantransport durch Hamburg
    16. Mai 2014 – Am 15. Mai 2014 fuhr um 18.06 Uhr ein Zug mit Uranerzkonzentrat vom Rangierbahnhof Hamburg-Süd durch Wilhelmsburg nach Maschen, wo er dann um 23:30 weiter fuhr. Atomkraftgegner*innen kritisieren die regelmäßigen Transporte mit Uran für die Atomindustrie und fordern einen Stopp des Uranabbaus und die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen.

Quelle: PE Robin Wood, 28.05.2014