Polen verschiebt Atomprogramm

Es gäbe „nur finanzielle Bedenken“, berichtet die Märkische Oderzeitung. Aber immerhin: In Polen, einem der wenigen europäischen Länder, das bisher über keine Atomkraftwerke verfügt, werden auch in absehbarer Zukunft keine gebaut. Atomkraftgegner hatten vehement gegen die Pläne protestiert.

Polen: Ausgewiesene Standorte für den Bau eines AKW; Karte: googleearth

Polen: Ausgewiesene Standorte für den Bau eines AKW; Karte: googleearth

Polen kann seine Pläne zum Bau von zwei Atomkraftwerken derzeit nicht verwirklichen, räumte Regierungschef Donald Tusk in Warschau ein. Hauptgrund sind die hohen Kosten für das Vorhaben – nicht etwa Zweifel an der Sicherheit. Polen sei auch nach Fukushima „davon überzeugt, absolut sichere Anlagen bauen zu können“, schreibt die Zeitung. Doch auch aus einem anderen Grund sollen die unabhängig vom Ausland forcierten Atompläne scheitern: Das Land setzt sich vehement gegen strengere EU-Auflagen zur CO2-Reduktion zur Wehr – um weiter intensiv Kohlk ezur Stromerzeugung zu verbrennen.

Zuletzt hatte die Regierung eine millionenschwere Werbekampagne aufgelegt, damit die Menschen die Angst vor der Atomenergie verlieren. Schon Ende 2011 hatten Medien über finanzielle Probleme berichtet. Parallel wurde bekannt, dass sich das Land aus einer Beteiligung an einem AKW-Bau in Litauen zurückziehen will.

In Zarnowiec an der Ostsee stehen bereits zwei Reaktorruinen, deren Bau 1989 nach immer stärker werden Protesten, alusgelöst durch den GAU von Tschernobyl aufgegeben worden war. Auch dieses Projekt scheiterte am Ende wegen finanzieller Probleme. 2004 verabschiedete die polnische Regierung langfristige Pläne für den Bau eines AKW im Jahre 2020. Nachdem Donald Tusk im November 2007 Premierminister wurde, beschloss seine Regierung, bis 2025 zwei neue Reaktoren als Teil eines Energie-Aktionsplans, der anstrebt, Polens Abhängigkeit von Kohle zu vermindern, fertig zu stellen.

Ende 2011 konnten nach der Ausweisung mehrere möglicher Standorte Einsprüche gegen die Planungen vorgebracht werden. Mehr als 50.000 Menschen allein aus Deutschland protestierten gegen die Atompläne. An allen Standorten ist ein Großteil der Bevölkerung gegen den Bau und die Nutzung von Atomkraftwerken, oft über 90%.

  • 18 Millionen Zloty: Polen sollen Angst vor Atomenergie verlieren
    16. Juli 2012 – 18 Millionen Zloty (4,2 Millionen Euro) will die polnische Regierung für eine Kampagne ausgeben, mit der für das an der Ostseeküste geplante Atomkraftwerk geworben werden soll. Unter dem Motto “Lerne Atom kennen” will man, so die offizielle Verlautbarung, mit den Bürgern “über die Atomenergie ins Gespräch kommen”. Atomkraftgegner kritisieren diese “einseitige” Lobbykampagne heftig.
  • Interview mit polnischen AtomkraftgegnerInnen
    2. Juni 2012 – Vom 20. bis 22. Mai 2012 besuchten wir mit einer deutschen Delegation (Liesbeth und Nadja vom AntiAtomBündnis Nordost aus Greifswald sowie Bernd von contrAtom) polnische AtomkraftgegnerInnen im Raum Jelenia Gora/Hirschberg. Dabei entstand folgendes Interview.
  • 50.000 Einwendungen gegen polnische Atomkraftwerke
    6. Januar 2012 – Gegen den geplanten Bau von Atomkraftwerken in Polen sind am Mittwoch der polnischen Botschaft in Berlin mehr als 50.000 Einsprüche von Bundesbürgern überreicht worden. Die Kritik richte sich in den meisten Fällen gegen den Einstieg Polens in die Atomenergie überhaupt und gegen die unzureichende Qualität der im Nachbarland durchgeführten Umweltprüfungsverfahren beim Bau von Atomkraftwerken.

Quelle (Auszug): moz.de; 21.06.2013