Nächster Rückschlag für Atomkraft in Großbritannien

In Großbritannien müssen die Atompläne zwei herbe Rückschläge hinnehmen: ein wichtiger Investor für den Neubau von Meilern zieht sich zurück und das geplante Endlagerprojekt in West Cumbria wurde zurückgezogen.

Der britische Öl- und Gaskonzern Centrica plc hat beschlossen, sich nicht mehr am Bau neuer Atomkraftwerke in Grossbritannien zu beteiligen. 2009 übernahm der Konzern 20% an acht AKW der EDF Energy in Grossbritannien und eine Option von 20% auf dem Bau der neuen Meiler an den Standorten HInkley Point und Sizewell.

Als Grund nannte der Konzern, dass sich „die zu erwartenden Projektkosten für Neubauten kontinuierlich erhöht und der Bauzeitplan sich um mehrere Jahre verlängert“ habe, berichtet nuklearforum.ch. Die Unsicherheit bezüglich Kosten und Terminplan seien die Hauptgründe für den Rückzugsentscheid. Im Oktober 2012 hatten sich bereits die deutschen Konzerne E.ON und RWE von den britischen AKW-Bauplänen verabschiedet.

Nach vier Jahren Engagement hat nun der County Council der Grafschaft Cumbria die Kandidatur, ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll in der Region zu errichten, zurückgezogen. Der Ort nahe der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield war als möglicher Standort eines geologischen Tiefenlagers in betracht gezogen worden. Es gebe „berechtigte Zweifel an der geologischen Eignung West Cumbrias“, erklärte Eddie Martin, Vorsteher des Cumbria County Council. Damit steht die Standortsuche, die auf „freiwillige Bewerbung“ setzt, wieder am Anfang.

Die Menge an hochradioaktivem Atommüll in Zwischenlagern beziffert die Webseite nuclear-waste.eu auf 5.840 Tonbnen Schwermetall und 1.730 m³ High-Level-Waste. Der Atommüll sei „so schlecht gelagert, dass er jederzeit explodieren oder auslaufen kann“, schreibt die „Anti Atom Aktuell“. In vierundzwanzig zum großen Teil veralteten Atommülllagerstätten lägen 88 Prozent des landesweit zwischengelagerten Atommülls mittlerer Gefahrenstufe. 65.208 der 74.100 Kubikmeter des potentiell flüchtigen Atommülls könnten jederzeit auslaufen oder sich spontan entzünden. Ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Dounreay (Schottland) musste aus Sicherheitsgründen geschlossen und soll wieder geleert werden.

  • Der Preis der Atomkraft: Auch in England explodieren die Folgekosten
    5. Februar 2013 – Am englischen Standort Sellafield befinden sich zahlreiche Atomanlagen, u.a. eine Wiederaufarbeitungsanlage und zahlreiche Atomreaktoren und Brennelementefabriken. Teilweise sind sie nicht mehr in Betrieb. Ein Atomunfall in den Fünfziger Jahren lässt das Urteil zu: Die angeblich billige Atomenergie entpuppt sich in Wirklichkeit als der teuerste Strom überhaupt.
  • RWE: Schlussstrich unter Pro-Atom-Kurs
    25. Oktober 2012 – Der deutsche Energiekonzern RWE lässt den aggressiven pro-Atom-Kurs von Ex-Chef Grossmann endgültig hinter sich. Der neue Chef Peter Terium beendet mit dem Verkauf der britischen Atomtochter Horizon, die der Konzern mit dem Rivalen Eon betreibt, die atomare Ära. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der letzten deutschen Reaktoren und ein Ende der Beteiligung an ausländischen AKW.
  • Weiterer Rückschlag für britische Atompläne
    4. Oktober 2012 – Die britische Regierung will bei der zukünftigen Energieversorgung vor allem auf Atomenergie setzen. Doch es fehlen Unternehmen, die investieren wollen. Nach der Absage von E.On und RWE macht nun auch der französische Atomkonzern Areva einen Rückzieher, berichtet das Handelsblatt.

Quellen (Auszug): nuklearforum.ch, nuclear-waste.eu, antiatomaktuell.de; 08.02.2013