Japan im Sommer wieder atom-frei

Japan wird in diesem Sommer erneut ohne Atomstrom auskommen müssen. Die einzigen zwei Meiler, die nach der Katastrophe von Fukushima wieder in Betrieb genommen worden waren, müssen zur Wartung vom Netz. Höhere Sicherheitsnormen könnten das Wiederanfahren der über 50 verbleibenden Reaktoren erschweren.

AKW Ohi / JapanDie einzigen beiden Reaktoren mit Betriebserlaubnis befinden sich in Ohi – und müssten wegen Wartungsarbeiten spätestens im September vom Netz gehen, sagte ein Sprecher der Betreiberfirma Kansai Electric Power laut n-tv. Damit sind dann wieder alle 54 Meiler im Land vom Netz. Nach der Reaktorkatastrophe im März 2011 waren bis Mai 2012 alle Atomkraftwerke zwangsabgeschaltet worden.

Nach der Rückkehr der atomfreundlichen Liberaldemokraten an die Regierung hatten die AKW-Betreiber im Dezember auf einen schnellen Neustart ihrer Kraftwerke spekuliert. Das könnten nun aber neben Widerstand in der Bevölkerung auch neue und strengere Vorschriften etwa für den Schutz vor Erdbeben scheitern. Es sei „unwahrscheinlich, dass angesichts der laufenden Prüfungen auf Erdbebensicherheit und der erwarteten Vorgaben der Aufsichtsbehörde irgendeines der stillgelegten Kraftwerke vor September wieder angefahren wird“, sagte der Energie-Experte Tom O‘ Sullivan in Tokio. „Dazu kommen nötige Genehmigungen der Regionalbehörden, die es noch schwieriger machen.“

Einige der Auflagen haben die Betreiber zwar schon erfüllt, darunter mobile Backup-Generatoren und Werksfeuerwehren. Darüber hinaus muss künftig jedes AKW ein zweites, entfernt gelegenes Kontrollzentrum zur Fernsteuerung der Reaktoren und Pumpen vorhalten, um den Sicherheitsbehälter im Notfall mit Kühlwasser zu fluten. Außerdem müssen die AKW-Kuppeln gegen Flugzeugabstürze oder Terrorangriffe verstärkt werden. Das alles kostet viel Geld. Den Neustart der AKW will die Aufsichtsbehörde nur dann genehmigen, wenn die Betreiber die verschärften Standards innerhalb von drei bis fünf Jahren verwirklichen.

Einem Mitarbeiter der japanischen Atombehörde JNES erschien wegen der vielen Hürden eine schnelle Betriebsaufnahme der Meiler so unwahrscheinlich, dass er in der vergangenen Woche 47 japanische Reaktoren bei der UN-Atombehörde IAEA in den Status „Langzeitstillstand“ versetzte. Zwei Tage später wurde dieser „Schreibfehler“ von der IAEA korrigiert. Seitdem sind Japans Atommeiler wieder offiziell „in Betrieb“.

  • IAEA: 47 japanische Reaktoren im “Langzeitstillstand”
    16. Januar 2013 – Ein historischer Erfolg: die Internationale Atomenergie-Organisation sieht offenbar ein Wiederanfahren der vielen japanischen Atomreaktoren, die nach dem GAU von Fukushima abgeschaltet wurden, nicht in Sicht. In der Datenbank “Pris” wurden jetzt 47 Meiler mit dem Status “longterm-shutdown” (Langzeit-Stillstand) versehen.
  • “Alle möglichen Mittel einsetzen”: Japan steigt aus – in 30 Jahren
    14. September 2012 – Auf dem Papier scheint es klar zu sein: Japans Regierung will aus der Atomenergie aussteigen. Die Regierung will “alle möglichen Mittel einsetzen” werde, um “bis in die 2030er-Jahre” auf Atomenergie komplett verzichten zu können. Atomkraftgegner weisen darauf hin, dass auch ein Sofort-Ausstieg möglich wäre und kündigen unterstützung für den Widerstand gegen das Anfahren der japanischen AKW an.
  • Japanische Atomkraftgegner blockieren AKW
    1. Juli 2012 – Mehrere hundert Demonstranten haben am Sonntag die Zufahrt zu einem Atomkraftwerk im Westen Japans blockiert. Sie protestierten damit gegen das Wiederanfahren eines Reaktors im Kraftwerk Oi, das für denselben Tag geplant war. Die Blockade hinderte Arbeiter daran, auf das Gelände zu gelangen.
  • Japan ist atomstrom-frei
    6. Mai 2012 – Seit dem Wochenende ist zum ersten Mal seit 42 Jahren das letzte der vormals 54 japanischen Atomkraftwerke vom Netz – damit ist Japan komplett atomkraftfrei. Seit den vier Fukushima-Katastrophen wurde noch keine Bewilligung zum Neustart eines AKWs erteilt. Tausende Atomkraftgegner protestieren gegen die geplante Inbetriebnahme.

Quellen (Auszug): taz.de, n-tv.de; 24.01.2013