Mögliches Aus für AKW in Japan: Tsuruga steht auf aktiver Erdspalte

In Japan muss möglicherweise ein Reaktor des Atomkraftwerks Tsuruga demontiert werden, weil er auf einem geologisch instabilen Untergrund gebaut wurde. Zur Zeit sind von insgesamt 50 nur zwei Meiler überhaupt am Netz.

Atomanlagen in der Präfektur Fukui / Japan

Atomanlagen in der Präfektur Fukui / Japan

Die Bewegungen unterhalb des Atomkraftwerks in Tsuruga in der zentralen Präfektur Fukui deuteten nach Expertenmeinung auf eine aktive Erdspalte hin, erklärte der Vorsitzende der neu gegründeten Nuklearen Regulierungsbehörde, Shunichi Tanaka laut AFP. Es falle der Atomkontrollbehörde „unter diesen Umständen schwer“, für die Sicherheit des Kraftwerks zu garantieren oder dessen Inbetriebnahme zu erlauben. Die neue Nukleare Regulierungsbehörde existiert erst seit vergangenen September und wurde wegen des Versagens der damaligen Kontrollinstanzen für die Nuklearwirtschaft gegründet.

  • Sollten sich die Annahmen bestätigen, müsse die Behörde laut der Nachrichtenagentur AFP den Rückbau des betroffenen Reaktors anordnen.

Am Standort in der Präfektur Fukui befinden sich drei Reaktoren. Tsuruga-Block 1 war der erste Siedewasserreaktor, der in Japan ans Netz ging. Block 2 ist ein Druckwasserreaktor. Am Standort war zumindest vor dem Fukushima-GAU der Bau von zwei weiteren Meilern geplant, zudem befindet sich dort das stillgelegte Prototypkraftwerk „Fugen“. Warum die Medien nun von nur einem Reaktor sprechen, ist bislang nicht bekannt.

Einige Wissenschaftler vermuten zudem gefährliche Erd-Aktivitäten unterhalb des Atomkraftwerks Oi, das sich ebenafalls in der Präfektur Fukui befindet. Strittig ist, wie aktiv die Erdspalte unterhalb von Oi ist, die japanische Atomaufsicht hat weitere Untersuchungen angeordnet. Allerdings sind die Reaktoren 3 und 4 die einzigen, die nach dem Fukushima-GAU eine Genehmigung zum Wiederanfahren bekamen. Argumentiert wurde mit möglichen Stromengpässen im Sommer, am 16. Juni 2012 erteilte die Regierung die Start-Erlaubnis. Anfang Juli 2012 ging trotz massiven Protesten von hunderttausenden Atomkraftgegner, die teilweise mit Sitzblockaden die AKW-Zufahrten versperrten, Reaktor 3 in Betrieb. In Oi befinden sich insgesamt vier Druckwasserreaktoren.

Die Präfektur Fukui beheimantet eine Vielzahl von Reaktoren: nur sieben Kilometer von Tsuruga entfernt befinden sich drei Druckwasserreaktoren von Mihama, zudem sind es nur drei Kilometer bis zum „Schnellen Brüter Monju“, der nach wenigen Monaten Betriebszeit ab 1995 für 15 Jahre nach einem schweren Störfall außer Betrieb gewesen ist. Der Atomkomplex Oi ist knappe 40km entfernt, bis zu weiteren vier Meilern in Takahama sind es knappe 50km.

Von den 50 Reaktoren des Landes sind derzeit nur die zwei genannten in Oi in Betrieb, weil die Regierung nach der Atomkatastrophe von Fukushima eine umfassende Überprüfung sämtlicher Atomkraftwerke angeordnet hatte.

  • Japanische Atomkraftgegner blockieren AKW
    1. Juli 2012 – Mehrere hundert Demonstranten haben am Sonntag die Zufahrt zu einem Atomkraftwerk im Westen Japans blockiert. Sie protestierten damit gegen das Wiederanfahren eines Reaktors im Kraftwerk Oi, das für denselben Tag geplant war. Die Blockade hinderte Arbeiter daran, auf das Gelände zu gelangen.
  • “Alle möglichen Mittel einsetzen”: Japan steigt aus – in 30 Jahren
    14. September 2012 – Auf dem Papier scheint es klar zu sein: Japans Regierung will aus der Atomenergie aussteigen. Die Regierung will “alle möglichen Mittel einsetzen” werde, um “bis in die 2030er-Jahre” auf Atomenergie komplett verzichten zu können. Atomkraftgegner weisen darauf hin, dass auch ein Sofort-Ausstieg möglich wäre und kündigen unterstützung für den Widerstand gegen das Anfahren der japanischen AKW an.
  • Japan ist atomstrom-frei
    6. Mai 2012 – Seit dem Wochenende ist zum ersten Mal seit 42 Jahren das letzte der vormals 54 japanischen Atomkraftwerke vom Netz – damit ist Japan komplett atomkraftfrei. Seit den vier Fukushima-Katastrophen wurde noch keine Bewilligung zum Neustart eines AKWs erteilt. Tausende Atomkraftgegner protestieren gegen die geplante Inbetriebnahme.

Quellen (Auszug): zeit.de, welt.de, de.wikipedia.org; 10.12.2012