Belgien: Schrottmeiler dürfen wieder ans Netz

Zwei Reaktoren in Belgien, in denen tausende Risse im Reaktorbehälter gefunden wurden, dürfen offenbar trotzdem wieder ans Netz gehen. Selbst die Atomaufsicht hatte eine Wiederinbetriebnahme angezweifelt. Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung.

Im Sommer waren bei modernen Untersuchungen tausende Risse in den Meilern Tihange-2 und Doel-3 gefunden worden. Doel-3 war im Juni für Routinekontrollen heruntergefahren worden, Tihange 2 folgte nach ersten Hinweisen auf Rissen nach einer Anordnung der Atomaufsicht im August.

  • Experten hätten nach Berichten der belgischen Tageszeitung „Le Soir“ einen „positiven Bericht“ zugunsten des Wiederanfahrens erstellt, zugleich aber „intensivere“ Untersuchungen gefordert.

Im Dezember 2012 hatte der Betreiber angekündigt, er habe einen “Beweis”, dass die Meiler für ein Wiederanfahren “geeignet” seien. Noch fehlt nach Medienangaben eine Stellungnahme der belgische Atomaufsichtsbehörde AFCN. Doch die Behörde hatte zuletzt erklärt, der Regierung einen Bericht übergeben zu wollen, in dem es darum gehe, ob die Reaktoren Mitte Januar wieder hochgefahren werden können.

Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der betroffenen Meiler:

„Es darf nicht sein, dass in Europa Atomreaktoren mit nachgewiesenen Schwachstellen, also definitiven Sicherheitsmängeln, wieder in Betrieb genommen werden dürfen. Die deutsche Bundesregierung muss sofort auf eine Stilllegung einwirken“, fordert Jan Becker von contrAtom. „Dadurch verkommen die ‚Stresstests‘ endgültig zu einer Lachnummer – und die Atomlobby offenbart ihr wahres Gesicht: Profit geht weiter vor Sicherheit.“

  • Belgien: Betreiber will zwei AKWs mit tausenden Rissen wieder hochfahren
    8. Dezember 2012 – Der französische Energiekonzern GDF Suez will zwei Atomkraftwerke in Belgien, die wegen tausender Risse im Reaktorgebäude seit dem Sommer abgeschaltet sind, wieder hochfahren. Der Konzern habe einen “Beweis”, dass die Meiler für ein Wiederanfahren “geeignet” seien. Repariert wurde bislang nichts.
  • Noch ein Leck in Belgiens AKW
    14. September 2012 – Wie ein Sprecher des belgischen AKW-Betreibers Electrabel am Donnerstag mitteilte, weist der Reaktorblock 2 von Tihange zudem die gleichen Schäden wie der Block 3 des AKW Doel in Flandern auf: Risse im Reaktordruckbehälter. Möglicherweise steht auch dieses AKW vor dem endgültigen Aus. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung aller Reaktoren mit Druckbehältern belgischen Fabrikats.
  • 8.000 Risse in belgischem Reaktor!
    17. August 2012 – Laut Willy de Roovere, Chef der belgischen Atomaufsichtsbehörde AFCN, sind 8.000 Risse am unteren Teil des dritten Reaktorblocks des belgischen AKW Doel entdeckt worden. Heute wurde ein zweiter betroffener Reaktor abgeschaltet. Die Atomaufsicht zweifelt, dass Doel-3 jemals wieder ans Netz gehen wird. Atomkraftgegner sind entsetzt, denn die Risse wurden erst mit einem “neuen Messverfahren” gefunden.
  • Schwachstellen in Reaktorbehälter: Risse in belgischem AKW entdeckt
    10. August 2012 – Ein Reaktorblock des belgischen AKW Doel ist von der Atomaufsicht bis auf weiteres stillgelegt worden. Es bestehe der Verdacht auf Risse im Reaktorbehälter vom Block 3. Baugleiche Anlagen stehen auf der ganzen Welt. In Belgien könnten zwei betroffene Meiler für immer stillgelegt werden.

Quelle (Auszug): stern.de, 06.01.2013