Sicherheitslücken und Pannen in schwedischen AKW

Ein Block im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals ist nach einem Leck abgeschaltet worden. Zuvor hatte die Atomaufsicht das AKW Oskarshamn wegen Sicherheitsmängeln unter „verschärfte Aufsicht“ gestellt. Atomkraftgegner fordern die sofortige Stilllegung der Anlagen.

Atomstandorte in Schweden

Atomstandorte in Schweden; Karte: maps.google.de

In der größten Atomanlage Schwedens ist nach Angaben von AFP ein Reaktor abgeschaltet worden, nachdem dort Meerwasser eingedrungen war. Die Präsenz von Salzwasser im Innern des Reaktors sei „nicht normal, daher habe gehandelt werden müssen“, sagte ein Inspekteur der Atombehörde TT. Der Siedewasserreaktor Nummer 4 am Standort nahe Göteburgs wird mit Meerwasser gekühlt. Worum es sich bei dem Leck genau handelt, ist bislang nicht bekannt. Auch der deutsche Energiekonzern EON ist an dem Kraftwerk beteiligt.

Wegen anhaltender Sicherheitsprobleme im Atomkraftwerk Oskarshamn hat die Strahlenschützbehörde SSM den Betreiber OKG unter verschärfte Staatsaufsicht gestellt. Laut Gesetz handelt es sich um die letzte Sanktion vor dem Entzug der Betriebserlaubnis. Anfang des Monats wurde auf Anordnung der SSM einer der drei Reaktoren zwangsabgeschaltet: Dem Betreiber „sei es nicht gelungen“, die Sicherheitsprobleme in den Griff zu bekommen. Haupteigentümer der Oskarshamnsverkets Kraftgrupp (OKG) ist der deutsche Eon-Konzern. Bis August muss der Kraftwerksbetreiber einen Bericht über Verbesserungen seines Sicherheitskonzeptes vorlegen, teilte die Behörde am Donnerstag mit.

Die Vorwürfe sind dramatisch: Am 6. Dezember hatte SSM die sofortige Abschaltung von Oskarshamn 2 wegen ungenügender Notstromversorgung angeordnet. Jetzt kritisiert die Aufsichtsbehörde die Notstromversorgung in Block 1: Die nach Umbauarbeiten im Jahre 2002 installierten Notstromdiesel seien laut SSM ebenso wie deren Startsystem bis zum heutigen Tage überhaupt nicht betriebsbereit.

  • Damit ist der derzeit abgestellte Reaktor zehn Jahre lang unter Verletzung grundlegender Sicherheitsvorschriften betrieben worden. Betreiber OKG erklärt dazu lediglich, man habe „gegen geltende Routinen verstoßen“.

Die Umweltorganisation Greenpeace hatte bereits im Oktober die sofortige Schließung aller drei schwedischen Atomanlagen verlangt, weil sie das Risiko für eine Atomkatastrophe als hoch einstuft. In einer Studie über Sicherheitsprobleme in den drei Kraftwerken erklärt Greenpeace, dass die „sehr alten“ Reaktoren aus den 70er und 80er Jahren wegen technischer Mängel, schlechter Sicherheitskultur und unzureichender Aufsicht eine große Gefahr für die Bevölkerung darstellten.

  • 27 Stunden auf AKW-Gelände: Greenpeace-Aktivisten testen Sicherheit in Schweden
    11. Oktober 2012 – Mehr als 70 Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace haben am Dienstagmorgen einen friedlichen Stresstest in zwei schwedischen Atomkraftwerken (AKW) durchgeführt. Auf dem Gelände des AKW Forsmark überwanden die Greenpeacer mit Leitern die Zäune. Am AKW Ringhals fand auf dem Firmengelände ein Fahrrad-Stresstest statt.

Quellen (Auszug): focus.de, dpa, taz.de; 20./21.12.2012