„EPR“: Auch in Frankreich Explosion der Kosten

Statt den anfangs veranschlagten 3,3 Milliarden Euro beziffert der französische Energiekonzern EdF die Kosten der „Prestige-Reaktors“, der in Flamanville gebaut wurde, nun auf 8,5 Milliarden. Trotzdem wird weiter an dem Reaktor gezimmert, der in Europa die „Renaissance der Atomkraft“ einläuten sollte. Auch in Finnland erlebt der Hersteller Areva einen Finanz-GAU.

AKW Flamanville / Frankreich; Bild: Panoramio/schoella

AKW Flamanville / Frankreich; Bild: Panoramio/schoella

2005, als der Bau begann, betrugen die veranschlagten Kosten für den „Europäischen Druckwasserreaktor“ (EPR) am Standort Flamanville 3,3 Milliarden Euro. Gestern musste EdF die Kostenschätzung erneut korrigieren. 2011 war der Atomkonzern schon von 6 Milliarden Euro ausgegangen, nur ein Jahr später erhöht AREVA nun um weitere zwei Milliarden: die Inflation miteinberechnet setzt EDF die Kosten auf 8,5 Milliarden Euro hoch. Aber auch zahlreiche Pannen seien für die Kostensteigerung verantwortlich sowie „Verbesserungen“, die „nötig“ wurden, auch in Bezug auf Fukushima. So habe man das Design des Dampferzeugers im Reaktor verändern und Bauteile zum Schutz des Reaktorgebäudes ersetzen müssen, da sich gezeigt habe, dass die Teile des Schutzmantels fehlerhaft waren, schreibt telepolis.de. Nicht vor 2016 solle der Reaktor nun fertiggestellt sein.

Am 03. Dezember 2008 berichtete die Pariser Wirtschaftszeitung „Les Echos“, die Megawattstunde werde 55 Euro kosten und nicht 46 Euro, wie noch vor zwei Jahren berechnet. Damit sind schon vor vier Jahren die Kostenvorteile gegenüber Strom aus Gas oder Kohle relativiert worden. Anfang 2011 hatte die Menschenrechtsliga die Umstände beim Bau des EPR kritisiert.

Die französische Anti-Atom-Organisation Sortir du nucléaire fordert den sofortigen Stopp des Baus. Hier werden Milliarden Euro verschwendet, für einen Reaktor, der sich jetzt schon als „gefährlicher als seine Vorgänger“ herausstelle.

Auch in Finnland hat AREVA mit dem Bau des zweiten EPR überhaupt massive Probleme:

  • Finnischer EPR verzögert sich weiter
    12. Oktober 2011 – Die Fertigstellung des “Europäischen Druckwasserreaktors” (EPR) im finnischen Olkiluoto verzögert sich weiter. Der Meiler wird vom französischen Konzern AREVA in Zusammenarbeit mit Siemens gebaut und sollte die nukleare Rennaiscance in Europa einläuten. Mittlerweile sind die Arbeiten über fünf Jahre im Verzug und die Kosten so extrem angestiegen, dass der Nuklearkonzern finanzielle Probleme bekommt.
  • AKW-Debakel Europäischer Druckwasserreaktor
    21. Juli 2011 – Es war der ersten Reaktorneubau in Europa seit der Tschernobyl-Katastrophe 1986: Der “Europäische Druckwasserreaktor” sollte die Renaissance der Atomkraft einläuten. 2005 wurde mit dem Bau in Finnland begonnen, Ende 2007 in Frankreich mit einem zweiten Reaktor. Seitdem gibt es Pleiten, Pech und Pannen.
  • Menschenrechtsliga kritisiert EPR-Reaktorbau in Frankreich
    12. Januar 2011 – Unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen werde der neue “Europäische Druckwasserreaktor” in Frankreich gebaut. Die französische Menschenrechtsliga (LDH) wirft den Bauträgern, zu denen auch die deutsche Firma Siemens gehört, Verstöße gegen Arbeitsbedingungen vor.

Quelle (Auszug). telepolis.de; moz.de; 04.12.2012