Atomkraftgegner: Bedenkliche Betriebsabläufe am AKW Grohnde

Wie Anti-Atom-Aktivist*innen aus Göttingen und Hameln in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai 2014 entsetzt feststellten, handelt es sich bei dem Ersatzteil für das AKW Grohnde um einen gebrauchten Generator. Eine Recherche ergab, dass dieser Generator, welcher vermutlich noch bis kommenden Freitag vor der Schleuse in Hameln auf einem Frachtschiff lagert, aus dem Atomkraftwerk Philippsburg stammt. Diese Aussage wurde auch in einem Bericht der Deister- und Weserzeitung bestätigt. Atomkraftgegner haben nun Fachfragen- und kündigen Proteste an.

12.05.2014 - Neuer Generator für das AKW Grohnde, Bild: Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten

12.05.2014 - Neuer Generator für das AKW Grohnde, Bild: Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten

In Medienberichten wurde dabei unter anderem von starker Korrosion an dem Ersatzteil berichtet. Die Aktivist*innen sind nun nach den ersten Eindrücken dieser Nacht bemüht die Thematik Generatortausch zu versachlichen und haben eine Verfahrenstechnikerin mit „ins Boot“ geholt. Sie war bis vor 4 Jahren als externe Beraterin mit technischer Anlagensicherheit in Atomkraftwerken betraut und schildert die Arbeitsabla?ufe wie sie beim Tausch von defekten Generatoren gemäß Betriebssicherheitsverordnung vorgeschrieben sind.

„Existieren denn Explosionsschutzdokumente für die Anlage? Diese sind laut EU-Explosionsschutzrichtlinie vorgeschrieben“, fragt die Expertin in einer ersten Stellungnahme. „Es ist üblich und gesetzlich zulässig, dass gebrauchte Ersatzteile Wiederverwendung in Kraftwerken finden. Jedoch gelten auch hier Vorschriften die einzuhalten sind, schon aus Sicht der Betriebssicherheit, aber auch hinsichtlich der Arbeitsabläufe in Bezug auf Arbeitsschutz.“

Laut ihrer Schilderung sei auch leichte Korrosion an gebrauchten Ersatzteilen nicht ungewöhnlich. Sie merkt allerdings an, dass in diesem Fall Arbeitsabläufe einer Reihenfolge unterliegen. Für den gebrauchten Generator gelte, dass einer der ersten Arbeitsschritte die Entrostung des Bauteils in vollem Umfang vorsieht, bevor er einer Rissprüfung unterzogen werden kann. Wenn dies geschehen sei und das Ersatzteil nach den gesetzlichen Bestimmungen als „Abgenommen“ gilt, könne die Neubeschichtung des Generators erfolgen. Die Beschichtung diene dabei als Korrosionsschutz. Die Anlage im Maschinenhaus muss im Anschluss auf Dichtigkeit geprüft werden, wasserstoffführende Rohre zum Generator verlaufen nahtlos, lediglich am Übergang sind „Flansche“ vorgesehen. Die Dichtigkeitsprüfung der Zuleitungen sei zwingend erforderlich.

„Wie steht Herr Wenzel zu der Flickschusterei an dem defekten Generator des Grohnder Atommeilers, der erst pünktlich nach der revisionsbedingten Reaktorabschaltung seinen Geist aufgab?“ fragt Bauer Ludwig Pape an den niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel gerichtet.

Frachtschiff "Keisar", zur Zeit mit Ersatzgenerator für AKW Grohnde an Bord; Bild: marinetraffic.com

Frachtschiff "Keisar", zur Zeit mit Ersatzgenerator für AKW Grohnde an Bord; Bild: marinetraffic.com

Morgen Nachmittag soll erneut in Hameln gegen den Generatortransport auf dem Frachtschiff „Keisar“ protestiert werden. Aktivisten hatten in der Nacht zu gestern das Schiff symbolisch gekapert und das Bauteil inspiziert.

Anti-Atom-Aktivisit*innen aus Göttingen, Kassel und Hameln kündigen an: „Wir werden weiterhin Sand im Getriebe der Atomlobby sein.“

  • AKW Grohnde stilllegen – sofort!
    7. Mai 2014 – Die niedersächsischen Anti-Atom-Initiativen fordern Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) eindringlich auf, die Öffentlichkeit umfassend und aktuell über die Ursachen des Störfalls im Atomkraftwerk Grohnde zu informieren.
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Quelle (Auszug): PE AAI-GOE. Göttingen/Kassel/Hameln, 14.05.2014