Bayern torpediert weiter den Atomausstieg

Im Vorfeld des Energiegipfel am heutigen Dienstag im Kanzleramt kommen neue Kritik am Atomausstieg auf. Sogar Grünen-Chefin Simone Peter äußerte Zweifel am Fahrplan. AKW-Betreiber EON schafft derweil Fakten.

atomanlagen stilllegen!Spitzenpolitiker aus Regierung und Opposition haben „Verlässlichkeit beim Leitungsausbau“ angemahnt, denn ohne neue Stromtrassen sei „der Atomausstieg und das gesamte Projekt der Energiewende in Gefahr“. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte vor allem gegen den Zuwachs Erneuerbarer Energien ein Ausbaumoratorium gefordert. Das kommt laut Peter Ramsauer (CSU), Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, einem „Moratorium für den Ausstieg aus der Kernenergie gleich“. Ramsauer kritisierte erneut den Zeitplan für den Atomausstieg: „Wir haben zwar einen klaren Fahrplan für die Abschaltung der Atomkraftwerke. Aber ich höre immer mehr Akteure aus der Wirtschaft, die daran nicht mehr so recht glauben“. „So wird es nichts werden“, resümiert Grünen-Chefin Simone Peter.

Der Energiekonzern E.ON schafft hingegen schonmal Fakten: Wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit soll das AKW Grafenrheinfeld, nach dem Atomausstiegsgesetz Ende 2015 stillzulegen, schon sieben Monate früher für immer vom Netz. Das sei laut Bundesnetzagentur für die Versorgungssicherheit auch kein Problem. Doch sofort im Anschluss entbrannte in Bayern die Debatte um das AKW Gundremmingen, wo Block B Ende 2017 zur Stilllegung ansteht: Dann wäre das Blackout nicht mehr zu stoppen…

Und es kann noch absurder werden: Investoren erwarten, dass Deutschland seine Energiepolitik wegen der Ukraine-Krise überdenkt. Für die Unabhängigkeit von russischem Erdgas sondiere die Bundesregierung offenbar „eine vollkommen neue Energiepolitik“. Dominic Johnson, Somerset Capital Management, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir erwarten nun eine Rückkehr zu Fracking und Kernenergie, wodurch sich interessante Möglichkeiten für Investoren ergeben werden.“

Die gesamte Debatte ist offensichtlich politisch motiviert. Alle Kräfte müssten an einem gemeinsamen Ziel arbeiten – dem schnellstmöglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien. Doch die alten Atom-Fans kämpfen um ihre Hochrisiko-Anlagen, weil sie teilweise verbohrte Ideologen sind oder sogar auf den Gehaltslisten der Energiekonzerne stehen.

Eines wird deutlich: der Druck auf Politik und Konzerne darf nicht nachlassen. Wir fordern einen schnelleren Atomausstieg! AKWs stilllegen – jetzt!

  • AKW Grafenrheinfeld geht sieben Monate früher vom Netz!
    29. März 2014 – Der Energiekonzern E.on legt das bayerische Atomkraftwerk Grafenrheinfeld vorzeitig still. Das Unternehmen schaltet damit das Kraftwerk bereits Ende Mai 2015 ab und damit sieben Monate früher als von der Bundesregierung geplant. Atomkraftgegner begrüßen diesen Plan – und fordern aber eine sofortige Abschaltung.
  • Bundesumweltministerin: Atomenergie auch in unseren Nachbarländern nicht haltbar
    25. März 2014 – Es wird keine “Atom-Renaissance” geben! Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bringt es auf den Punkt. Auch in unseren Nachbarländern nicht. Atomkraftgegner fordern stärkeres Engagement für die Stilllegung der letzten Meiler in Deutschland, in unseren Nachbarländern und gegen die Neubauprojekte in Europa.
  • Atomkraft: die größte Fehlinvestition aller Zeiten
    19. März 2014 – Es gibt keine andere Branche, in der so viele Projekte auf so viele verschiedene Arten und Weisen zu Kapitalvernichtung geführt haben. Laut Recherchen des WDR summieren sich allein Fehlinvestitionen in Atomkraftwerke die nie ans Netz gingen auf Hunderte Milliarden Dollar.

Quelle (Auszug): welt.de, deutsche-wirtschafts-nachrichten.de; 31.03.2014