Atommüll-Rückholung aus Asse ab 2033

Noch immer ist weitgehend unbekannt, wie es hinter den meterdicken Wänden in dem früheren Bergwerk aussieht, wo die Fässer mit mittel- und schwachradioaktiven Abfällen lagern. Täglich dringt mehr Wasser in das Endlager – und aus Sicht der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) rückt der mögliche Beginn einer Bergung der 126.000 Atommüllgebinde in weite Ferne.

Asse: Balast der Republik; Bild: publixviewing.de

Asse: Balast der Republik; Bild: publixviewing.de

Hendricks hat damit bei ihrem ersten Besuch des havarierten Lagers die Erwartungen an eine beschleunigte Rückholung des Atommülls gedämpft. Grundsätzlich halte sie aber eine Bergung noch für möglich. Das sei „eine Herausforderung auch noch für die nächste Generation“. Denn offiziell ist es weiter fraglich, ob die bis 1978 hier eingelagerten rund 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall noch zu bergen sind. Derzeit laufen Probebohrungen um Auskunft über den Zustand der Einlagerungskammern und der Gebinde zu erlangen.

Pro Tag dringen rund 12 000 Liter Wasser in die Anlage ein. Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), hält die Asse für das „Sinnbild des Scheiterns für ein passendes Endlager“. Das eindringende Wasser könne „zu jeder Zeit zu einer Lage führen, in der das Bergwerk absäuft“. Dann planen die Betreiber ein Notfallkonzept, das die Verfüllung mit Beton vorsieht.

In der Region geht seit Jahren die Angst um: sollte der Atommüll in dem Bergwerk bleiben, könnte langfristig das Grundwasser radioaktiv verseucht werden. Scheitert das Vorhaben der Bergung, käme das also einer Aufgabe der Region gleich. Kritiker werfen dem BfS vor, die Bergung unnötig zu verzögern. Seit Jahren ist die Gefahr bekannt, doch die Verantwortlichen handeln nicht. Man könne sofort mit der Räumung von Fässern beginnen, die heute noch zugänglich seien. Doch übertage weiss niemand, wohin mit den gigantischen Atommüllbergen. Ein umfangreiches Zwischenlager wird geplant – doch auch über dessen Standort gibt es Streit. Ein Endlager existiert nicht.

Das gesamte, beispiellose Vorhaben soll mehrere Milliarden Euro kosten. Die Asse war das weltweit erste unterirdische Lager für Atommüll, in dem Jahrzehntelang von der Atomindustrie billig Atommüll verklappt wurde. Unter dem Deckmantel der Forschung wurden Fässer teilweise einfach abgekippt, Sicherheitsnachweise nie erbracht. Heute ist das Endlagerprojekt offiziell gescheitert. Doch Lehren aus dem Desaster für die künftige Bewältigung der nuklearen Hinterlaassenschaften aus dem AKW-Betrieb wurden nie gezogen. Eine Farce, denn als Lehre bleibt nur die Stilllegung aller Atomanlagen.

  • Asse: Verfüllung steht unmittelbar bevor – Rückholungskonzept kommt später
    15. August 2013 – Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) will in Kürze mit der Verfüllung von Kammern mit Atommüll auf der 750 Meter-Sohle beginnen, konnte der ASSE II-Begleitgruppe auf einem kurzfristig anberaumten Treffen am 07.08.13 aber nicht nachvollziehbar begründen, warum diese Maßnahme jetzt sein muss.
  • Koordinationskreis: Trotz erzielter Teilerfolge bleibt Kritik an der “Lex Asse”
    28. Februar 2013 – Das Engagement des Asse II-Koordinationskreises (A2K) für Änderungen in der Lex Asse hat sich gelohnt, wenn auch der Bundestag nicht alle Anderungsvorschläge zur Beschleunigung der Rückholung in das Gesetz aufgenommen hat. Es ist gut, dass es eine Gesetzesänderung des Atomgesetzes mit einer Festlegung auf die Rückholung des Atommülls aus der Schachtanlage Asse II gibt. Dennoch bleiben verschiedene Kritikpunkte bezüglich der Formulierung von Gesetz und Gesetzesbegründung bestehen.
  • Asse: Rückholung des Atommülls muss sichergestellt werden!
    24. Januar 2013 – Der vorliegende Gesetzentwurf zur Sanierung der Asse schreibt die Bergung der radioaktiven Abfälle aus dem Atommülllager nicht eindeutig genug als Ziel fest. Deswegen fordern Atomkraftgegner aus der Region eine Änderung der sogenannten “Lex Asse”, das Gesetz zur angeblichen “schnellen Atommüllbergung”.
  • Asse: Bohrung verfehlt Ziel – Atommüllkammer abgesackt
    30. November 2012 – Um Informationen für die beabsichtigte Räumung des havarierten Endlagerbergwerks Asse-2 zu sammeln, sollte Kammer 7 in 750 Metern angebohrt werden. Doch über Monate wurde der Lagerplatz von tausenden Tonnen Atommüll nicht gefunden. Nun gesteht der Betreiber ein: die Kammer ist wie der gesamte Salzstock abgesackt. In der kommenden Woche soll sich der Bundestag mit dem Gesetz zur Beschleunigung der Atommüllbergung befassen. Atomkraftgegner beharren auf der RÜckholung und fordern Beschleunigung.
  • Keine Entwarnung bei Krebsrisiko durch die Asse
    22. Dezember 2012 – Erhöhte Leukämie-Neuerkrankungsraten sorgen in der Umgebung des Atomendlagers Asse in der Bevölkerung, Landesregierung und Umweltverbänden für große Besorgnis. Eine Studie im Auftrag des Landkreises Wolfenbüttel kam nun zu dem Ergebnis, dass “keine eindeutigen Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch eine erhöhte Strahlenbelastung vorliegt”. Atomkraftgegner bleiben alarmiert, von “Entwarnung” kann keine Rede sein, denn die Aussagekraft der Studie sei zweifelhaft.
  • Der Asse-Skandal
    7. Dezember 2012 – Vor 40 Jahren begann man, 126.000 Fässer mit Atommüll achtlos in das marode Salzbergwerk zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel zu werfen. Im Inneren der Asse tickt eine Zeitbombe. Der Atommüll soll raus, so schnell wie möglich, beschwören Politiker. Doch hinter den Kulissen steht die Zeit still.

Quellen (Auszug): dpa, 04.03.2014