USA / Niederlande: Tote bei Arbeitsunfällen in Atomanlagen

Ein Mensch stirbt, drei weitere werden verletzt, als in einem Atomkraftwerk im US-Bundesstaat Arkansas Teile eines Generators herabstürzen. In den Niederlanden sind in einer Fabrik zur Herstellung von Komponenten für die Urananreicherung zwei Menschen erstickt.

AKW Arkansas One, Amerika; Bild Panoramio, Brooks Family

AKW Arkansas One, Amerika; Bild Panoramio, Brooks Family

Wie der Betreiber des Atomkraftwerks in Amerika am vergangenen Wochenende mitteilte, seien während der Revision in Block 1 Teile eines Generators bei Arbeiten im Turbinengebäude herabgefallen. In der Folge kam es zur automatischen Abschaltung von Block 2. Die zuständige US-Behörde stuft den Vorfall als „bedeutsamen Industrieunfall“ und „unübliches Ereignis“ ein, die niedrigste Stufe bei Notfällen.

Am Standort befinden sich zwei Druckwasserreaktoren seit 1974 bzw. 1978 in Betrieb. Der Betreiber erhielt 2000 bzw. 2003 eine Laufzeitverlängerung für 60 Jahre bis 2034 bzw. 2038.

In einem Werk der Enrichment Technology (ETC) im niederländischen Almelo sind zwei Arbeiter getötet worden. Die Fabrik stellt Zentrifugen für die Urananreicherung her und beliefert seine Muttergesellschaften Areva und Urenco mit Maschinen. Die Firma hat Zweigstellen in mehreren Ländern, in Deutschland wird in Jülich und Gronau produziert. In mehreren Fabriken in Deutschland, England, Frankreich und den USA ist nach dem Unfall die Arbeit am 31.03. vorläufig eingestellt worden um die Ursache zu prüfen. Laut der niederländischen Nachrichtenagentur ANP hätten die zwei Angestellten bei Arbeiten in der Anlage im niederländischen Almelo durch Sauerstoffmangel das Bewusstsein verloren. Im Krankenhaus seien sie dann gestorben.

Die Informationslage ist dürftig, deshalb fragen Atomkraftgegner aus dem Münsterland nun berechtigterweise:

  • Warum zieht ETC derart umfassende Konsequenzen?
  • Liegt dem tödlichen Unfall ein tiefer gehendes Sicherheitsproblem bei ETC zugrunde?
  • Gibt es Hinweise auf fahrlässiges Verhalten oder mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, die auch an anderen Firmenstandorten zu Problemen führen könnten?
  • Ist die Firmenmutter Urenco, auf deren Werksgelände die ETC in Almelo und Gronau tätig ist, in irgendeiner Weise betroffen oder involviert?
  • Gab es beim firmeninternen oder externen Katastrophenschutz unerwartete Probleme?
  • Warum wird die Öffentlichkeit nur bruchstückweise über die Vorgänge informiert?

„All diese Fragen müssen nun auch von der Atomaufsicht in Düsseldorf eingehend in Zusammenarbeit mit den niederländischen Behörden geprüft werden. Die Untersuchungsergebnisse müssen dann öffentlich zugänglich gemacht werden – auch den betroffenen Kommunen an den Firmenstandorten – und in die laufende ‚Sicherheitsüberprüfung‘ der Landesregierung mit einfließen,“ forderte Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).

ETC erforscht, entwickelt und produziert Gas-Zentrifugen für die Urananreicherung und realisiert im Auftrag von Urenco und Areva den Bau von Urananreicherungsanlagen. Die Firma gehört als Joint Venture zu je 50% den Atomunternehmen Urenco und Areva. Kürzlich hatte ETC aufgrund fehlender Aufträge u. a. in Gronau massive Entlassungen angekündigt.

  • Gronau: Neues Uranoxid-Lager wird faktisch zum Endlager – Atomkraftgegner fordern Baustopp
    27. März 2013 – Die Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) sind alarmiert über die Auskunft der Bundesregierung vom 22. März 2013 auf eine Kleine Anfrage der Linken (Bundestags-Drucksache 17-12446). Laut Bundesregierung sollen ab 2014 auf dem Gelände der Urananreicherungsanlage Gronau in einer neuen Lagerhalle bis zu 60 000 Tonnen Uranoxid (U3O8) zeitlich “unbefristet” lagern dürfen.
  • Unsicher: Zwischenlager Jülich versagt im Stresstest
    26. März 2013 – Das Atomzwischenlager in Jülich erfüllt den aktuellen Sicherheitsstandard nicht. Bei Erdbeben und Flugzeugabstürzen könnte es zu Problemen kommen. In Jülich lagern 152 Castoren mit Brennelementen, wie lange noch ist unklar. Atomkraftgegner protestieren gegen einen Pläne, die “West-Castoren” abzutransportieren. Denn eine Entsorgungs-Lösung ist nicht in Sicht.

Quellen (Auszug): sueddeutsche.de, fr-online.de, PE Aktionsbündnis Münsterland; 01./03.04.2013