„Sechsstelliger Betrag“: Steuerzahler muss für MOX-Transport zahlen

Für Kosten des gefährlichen Transports von plutoniumhaltigen MOX-Brennelementen zum Atomkraftwerk Grohnde „im sechstelligen Bereich“ muss der Steuerzahler aufkommen. Hunderte Atomkraftgegner hatten sich quergestellt, denn die Produktion, der Einsatz und die Entsorgung von MOX sind Risiko pur. Alle Kosten muss der AKW-Betreiber EON tragen, fordern Aktivisten.

Proteste gegen MOX-Schiff, Nordenham, 18.11.2012 / Bild: publixviewing.de

Proteste gegen MOX-Schiff, Nordenham, 18.11.2012 / Bild: publixviewing.de

Zweimal rollten im Herbst Mox-Brennelemente durch Niedersachsen. Mit dem Schiff aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield bis nach Nordenham, von dort mit jeweils zwei LKW über die Autobahn zum AKW Grohnde bei Hameln. Auf den Kosten für die Absicherung des Transports – vermutlich ein sechsstelliger Betrag – bleibt nun das Land sitzen.

Beim ersten Transport Ende September hatte die Polizeidirektion Oldenburg laut Innenministerium 1.551 Polizisten im Einsatz. Ein Teil der Beamten und Fahrzeuge war aus Nachbarländern angefordert worden, wie üblich stellen die Bundesländer den „Verleih“ in Rechnung: Schleswig-Holstein verlangt für Kost und Logis von 15 Polizisten insgesamt 55.000 Euro. Laut noz.de sind noch Rechnungen aus Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern, die zum Teil mehr Einsatzkräfte entsandt hatten, zu erwarten.

Der zweite Transport Mitte November wurde von einem vergleichbaren Aufgebot zu Wasser und an Land begleitet. Eine Schätzungen zu den Gesamtkosten will das Innenministerium nicht vornehmen. Am Ende könnte es sich um einen Betrag „im sechsstelligen Bereich“ handeln.

Unmittelbar nach Erreichen des AKW Grohnde kündigten die Betreiber an, dass noch weitere hunderte MOX-Brennelemente in die deutschen Reaktoren transportiert werden sollen. U.a. erwartet das AKW Brokdorf diesen Brennstoff.

Atomkraftgegner fordern, die Kosten dem Empfänger in Rechnung zu stellen:

„Wenn EON als AKW-Betreiber die gefährlichen MOX-Brennelemente einsetzen will, müssen auch die Kosten für die Begleitumstände von EON getragen werden“, so Jan Becker von contrAtom. „Der Konzern setzt die Bevölkerung einer zusätzlichen Gefahr durch die Verwendung von Plutonium, einem Ultragift, aus. Die Entsorgung der entstehenden Abfälle ist komplizierter, darauf bleibt am Ende auch der Staat sitzen. Es ist ein Unding, dass nun der Steuerzahler Kosten für den Transport tragen muss. Wir fordern sofort den Verbot von Plutonium in Atomkraftwerken!“

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Quelle (Auszug): noz.de, 19.12.2012