Gorleben: Viele offene Fragen zur Strahlung

Ende März hat die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) ihren Jahresbericht vorgelegt und dem niedersächsischen Umweltministerium übergeben. Die Atomfirma behauptet, dass vom Zwischenlager Gorleben keine radiologischen Auswirkungen auf die Umgebung ausgingen. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) meldet Zweifel an.

Gorleben: Protest am 29.09.2012 auf den Zufahrtsstraßen

Gorleben: Protest am 29.09.2012 auf den Zufahrtsstraßen

Die Strahlung am Zaun des Zwischenlagers liege laut GNS unterhalb des Genehmigungswertes von 0,3 Millisievert (mSv) pro Jahr. Für das Jahr 2013 sei für die Dosisleistung am Zaun an der ungünstigsten Stelle, d.h. mit der höchsten Strahlung aus dem Zwischenlager, ein Jahreswert von 0,17 mSv ermittelt worden. Im Jahr zuvor habe der Wert 0,21 mSv betragen.

Die BI verweist darauf, dass diese Zahlen Rechen- und keine Messwerte sind. Die Fachgruppe Radioaktivität könne das Herunterrechnen der Messwerte für die Neutronenstrahlung durch die GNS „nicht nachvollziehen, da uns hierfür die Begründungen in schriftlicher Form fehlen“. Bei der Gamma-Strahlung berufe sich die GNS in ihren Jahresberichten 2012 und 2013 auf die Untersuchung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) im September 2011: Es sei „keine zusätzliche Gammastrahlung aus dem TBLG nachweisbar“.

„Das Nichtberücksichtigen der Gamma-Strahlung ist nach unsrer Meinung nicht zulässig, da die Messwerte der Gamma-Strahlung laut GNS Jahresbericht in den Jahren 2012 und 2013 höher waren als 2011“, so die Fachgruppe der BI. „Wir machen uns weiterhin große Sorgen, ob die GNS tatsächlich den vorgeschriebenen Grenzwert und den Eingreifwert am Zaun des TBLG einhält“, merkt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke an.

Die BI sieht Umweltminister Stefan Wenzel in der Pflicht, der schon vor einem Jahr erklärte, er wolle im Streit um die Strahlenbelastung in Gorleben eine sachkundige Klärung vorantreiben. Die Fachgruppe Radioaktivität fordert das NMU auf, das Ergebnis ihrer Prüfung der GNS-Jahresberichte 2012 und 2013 schriftlich mitzuteilen und auch die Ergebnisse ihrer eigenen Umweltüberwachung am Zaun des Zwischenlagers für 2012 und 2013 zu veröffentlichen.

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Quelle (Auszug): bi-luechow-dannenberg.de, 09.04.2014