Statt Risikoreduktion in Deutschland: GNS liefert Castorbehälter ins Ausland

Für deutsche AKW keine Kapazitäten: GNS liefert Castorbehälter an das umstrittene AKW Temelin in Tschechien. Dafür bleibt das Risikopotential in in deutschen Reaktoren weiter hoch, weil die Brennelementelagerbecken nicht geräumt werden können. Daran hängt auch der Rückbau der stillgelegten Meiler.

Castor hinter Stacheldraht

Castor hinter Stacheldraht

Die deutsche Firma GNS aus Essen hat weitere 18 Castor-Behälter für den radioaktiven Abfall des Atomkraftwerk Temelín in Tschechien hergestellt. Die Herstellung der 18 neuen Castoren dauerte fünf Jahre. Das meldet die Internetseite „radio.cz“. Neben den 18 neuen Castor-Behältern seien noch weitere 19 Behälter bei der Firma GNS in Essen bestellt worden.

In Deutschland fehlen die Behälter um die Brennelementelager in den stillgelegten Meiler räumen zu können. Besonders in den weniger gesicherten Siedewasserreaktoren wäre der Abtransport der hochradioaktiven Brennelemente aus den Abklingbecken ein Zugewinn an Sicherheit. Immerhin wäre das radioaktive Inventar um über 90 Prozent gesenkt. Und erst dann kann mit dem eigentlichen Abbau begonnen werden.

Gemäß einer interne Vereinbarung der Energiekonzerne werden in Deutschland sogar erst die noch laufenden AKW mit Castor-Behältern zur Einlagerung von Brennelementen versorgt, und dann die abgeschalteten. Die Behälter werden dringend benötigt, um verbrauchten Brennstoff im standort-nahen Zwischenlager einzulagern. Denn wenn einmal im Jahr ein Viertel der alten Brennelemente ausgetauscht werden, müssen schon ältere aus dem Lagerbecken in Castorbehältern umgeladen werden und ins nahe Standortzwischenlager transportiert. Bekommen die Betreiberkonzerne wegen fehlender Castoren Platzprobleme, führt das zur Abschaltung des betroffenen Reaktors. „Verstopfungsstrategie“ nannten Atomkraftgegner damals den Widerstand gegen den Abtransport von Brennelementen in die Wiederaufarbeitungsanlagen. Das Ziel war das gleiche: dem Betreiber Lagerplatzprobleme bescheren. Die Produktion bei der einzigen deutschen Herstellerfirma GNS beläuft sich auf 80 Stück pro Jahr. Zu wenig für den aktuellen Bedarf. Und wegen hohen Produktionsanforderungen kann die Anzahl nicht erhöht werden.

25 Castor-Behälter vom Typ „V/52“ sind allein im AKW Krümmel nötig, um alle Brennelemente aus dem komplett beladenen Reaktorkern und dem Lagerbecken zu räumen. Laut Vattenfall ist wegen der Castor-Problematik nicht absehbar, wann in Krümmel mit dem tatsächlichen Rückbau begonnen werden kann.

Bis es wieder Castoren gibt, bleiben die hochradioaktiven Brennstäbe also im Lagerbecken der Reaktoren. „Dort sind sie sicher“, betonte eine Vattenfall-Mitarbeiterin Ende 2011. Doch das diese Aussage nicht zutrifft, hat uns der GAU von Reaktorblock 4 in Fukushima gezeigt. In Siedewasserreaktoren der „Baureihe 69“, zu der Brunsbüttel, Philippsburg-1, Krümmel und Isar-1 gehören, liegen die Lagerbecken für Brennelemente zwar innerhalb der Ummantelung des Reaktorgebäudes aber außerhalb der dicken Betonhülle um den Reaktor. Ein Sicherheitsrisiko zum Beispiel bei einem Flugzeugabsturz.

„Wir fordern die Reaktorlagerbecken sofort zu räumen, um das Risiko, was von den Siedewasserreaktoren auch nach ihrer Abschaltung ausgeht, zu mindern“, so Jan Becker von contrAtom. Es besteht aber ein zusätzliches Dilemma, denn auch die Castorbehälter und Sicherheitskonzepte der Zwischenlager versprechen laut Kritikern keine 100%tige Sicherheit. „Die Barrieren Castorbehälter und Zwischenlager sind aber besser, als die unsicheren Lagerbehälter in den Reaktorgebäuden. Das Spielen auf Zeit erhöht die Sicherheit nicht!“

  • Atomkonzerne tricksen bei Stilllegung
    31. Oktober 2011 – Krümmel putzt sich für Abriss raus. Es gibt eine neue Betonfassade für die nächsten 20 Jahre, die der Abbau dauern wird. Doch an tatsächlichen Rückbau denkt in Krümmel noch keiner. Wichtige Kraftwerkskomponenten bleiben im Reaktor, und nach Aussage eines Mitarbeiters ist der Meiler gar nicht stillgelegt. So auch in anderen alten Meilern. Denn die Stilllegung lässt auf sich waren. Atomkonzerne tricksen selbst beim Rückbau.
  • Risiko: Brennelemente in Abklingbecken
    17. April 2011 – Grundsätzlich müssen alle verbrauchten Brennelemente nach dem Ausbau aus dem Reaktorkern für mindestens ein Jahr unter Wasser mit aktiver Kühlung lagern, um ihre Temperatur auf höchstens 400 Grad zu senken. Diese erste Zwischenlagerung erfolgt direkt am Reaktor in Abklingbecken, die mit borhaltigem Wasser gefüllt sind. Je nach Reaktortyp sind diese Nasslager stärker oder weniger stark gesichert.

Quelle (Auszug): http://radio.cz; 04.04.2014