Uranzugblockade: Kletteraktion gegen Transport von 2008 immer noch vor Gericht

Im Januar 2008 hielt ein Transport mit abgereichertem Uranhexafluorid, welches nach Russland exportiert werden sollte, sechs Stunden vor einer Kletteraktivistin, die sich in Meltelen (bei Steinfurt, NRW) über den Schienen abgeseilt hatte. Nach über fünf Jahren ist das Verfahren nicht abgeschlossen und die Berufung wird am Montag, den 4. November 2013 vorm Landgericht in Münster verhandelt. In erster Instanz wurde die Umweltaktivistin frei gesprochen.

Von 1995 bis 2009 exportierte die Firma Urenco den radioaktiven Uranmüll aus ihrer Anlage deklariert als Wertstoff nach Russland. Dort lagert er in mittlerweile rostenden Fässern bei Jekaterinburg, Tomsk und Angarsk unter freiem Himmel. Gegen den Export von Atommüll protestieren russische und deutsche Umweltschützer_innen gemeinsam – eine französische Aktivistin hielt 2008 gleich zwei Züge nach Russland mit demonstrativen Kletteraktionen mehrere Stunden auf.

Nach der Abseilaktion bei Metelen im Januar 2008 forderte die Staatsanwaltschaft 30 Tagessätze wegen Nötigung gegen Cécile Lecomte. Im Juni 2009 sprach das Amtsgericht Steinfurt die Aktivistin frei: Sie hätte sich oberhalb des Regellichtraumes der Bahnanlage befunden und damit weder jemand genötigt noch die Eisenbahnanlage betreten. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein. Nachdem über vier Jahre lang das Landgericht den Fall nicht anpackte, setzte es nun einen Berufungstermin fest.

Ob Freispruch oder Verurteilung, Cécile blickt auf die erfolgreichen Aktionen der vergangenen Jahren zurück:

„Die Gronauer Urananreicherungsanlage darf trotz angeblichem Atomausstieg unbefristet weiter laufen und so die ganze Welt versorgen. Der Protest der letzten Jahre hoch in den Seilen trug zu einem Ende der Atommülltransporte nach Russland bei. Wir wollen aber nicht nur den Kuchen, sondern die ganze Bäckerei – die Abschaltung der UAA und aller Atomanlagen weltweit!“

Ihr Recht auf Meinungsäußerung in ungewöhnlicher Art und Weise in luftiger Höhe will sie vor Gericht verteidigen: „na klar, ich fordere Freispruch!“

  • 04. November 2013 um 8:30 Uhr im Sitzungssaal A 06 vom Landgericht Münster.
    Zum Prozess ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen. Personenkontrollen sind angekündigt.
    Für Rückfragen vor dem Prozess steht die Angeklagte bereits am 8:00 Uhr vorm Gerichtsgebäude zur Verfügung.
  • http://blog.eichhoernchen.fr/

httpv://www.youtube.com/watch?v=F4uNzxl5O-M

  • Uranzugblockade: Prozess gegen Atomkraftgegner_innen vertagt
    20. August 2013 – Am heutigen Dienstag wurde am Amtsgericht Steinfurt gegen zwei Atomkraftgegner_innen wegen “Störung öffentlicher Betriebe” verhandelt. Der Prozess wurde nach 4 Stunden für unbestimmte Zeit unterbrochen, noch bevor Zeugen vernommen werden konnten.

Quelle: http://blog.eichhoernchen.fr/, 28.10.2013