Frankreich / Bure: Atomkraftgegner rufen zum Boykott der öffentlichen Anhörung auf

Im französischen Bure – 60 km von Nancy – 150 km von der deutsch-französischen Grenze soll ein riesiges Endlager für Atommüll entstehen, Atomkraftgegner protestieren seit vielen Jahren gegen diese zweit größte Atomanlage der Großregion: „Jetzt soll dem Projekt ab 23. Mai 2013 durch ein öffentliches Anhörungsverfahren im Nachhinein eine demokratische Legitimation verschafft werden, dabei steht Bure von Anfang an für Täuschung, undemokratische Vorentscheidungen, fehlende Transparenz und keinerlei echte Bürgebeteiligung“, so Markus Pflüger von Stop Bure Trier.

Endlagerstandort Bure/Frankreich; Foto: Grandjean Jean-Marie

Endlagerstandort Bure/Frankreich; Foto: Grandjean Jean-Marie

44 regionale Anti-Atom-Gruppen rufen zum Boykott der öffentlichen Anhörung und zu Protest auf:

”Wir werden nicht an dieser öffentlichen Anhörung teilnehmen und fordern den Abbruch der öffentlichen Anhörung über ”CI GEO“ und ein Ende des Projekts der unterirdischen Lagerung von langlebigem hoch- und mittelradioaktivem Atommüll in Bure oder anderswo!“ so Frank Linke von Bure Zone Libre.

Die Atomkraftgegner des internationalen Widerstandshauses setzen sich für ein Ende der Forschungen im Labor von Bure und den sofortigen Atomausstieg ein und wollen eine andere selbstbestimmte Zukunft für Region und kommenden Generationen.

Auch deutsche Gruppen unterstützen den Aufruf zum Boykott und Protest:

“Diese Anhörung ist eine undemokratische Alibiveranstaltung, statt einer entscheidungsoffenen echten Beteiligung wird hier ohne kritische Wissenschaftler, Umweltverbände sowie ohne die Anrainerstaaten und deren Bevölkerung Demokratie simuliert, eine Propagandaveranstaltung, die wohl die Kritiker beschäftigen soll, ohne Einfluß auf irgendwelche Entscheidungen zu haben!“ kritisiert Markus Pflüger aus Trier, der auch im Vorstand des Vereins Bure Zone Libre ist.

”Für uns ist klar: wenn die Badewanne überläuft, muss zuerst der Wasserhahn abgedreht werden. Es reicht nicht einen Beobachter zu schicken, – wie bei Cattenom ist grenzüberschreitender Protest und Widerstand von Bevölkerung und Regierungen erforderlich! Denn wer schweigt stimmt zu: Regierungen geben der Atomindustrie sonst Rückendeckung, denn für den Weiterbetrieb der Atomanlagen soll Bure als Scheinlösung für das ansich unlösbare Atommüllproblem herhalten. Wir fordern die saarländische Landesregierung sowie Luxemburg auf, ihr Stillschweigen zu beenden und Position gegen die Großregion als Atomklo zu beziehen – Rheinland-Pfalz hat mit seinem Antrag ”Cattenom abschalten – kein Endlager in Bure“ vom 8.12.2012 einen guten Anfang gemacht! Hier zeigt sich wer sich ernsthaft für eine ökologische Energiewende einsetzt oder die zentralistische Riskiotechnologie Atomenergie durch Ignoranz unterstützt!“ so Markus Pflüger

”Die Antiatombewegung dort braucht unsere grenzüberschreitnde Solidarität und praktische Unterstützung. Daher rufen wir alle auf sich anden Protesten gegen das Endlagerprojekt Bure in Lothringen zu engagieren, Auftakt der Protestaktionen gegen Atomkraft und die Absprache unter den Nukleokraten ist der 23. Mai 2013 von 18 bis 22 Uhr in Bure.“ so Frank Linke. ”Hier werden wir unsere unmissverständliche Absage an das CIGEO-Projekt und die Atomkraft vor dem Festsaal von Bure ausdrücken!“

Es ist der erste Termin des öffentlichen Anhörungsverfahren, das bis Oktober an 14 Orten nur in Frankreich stattfindet, Informationen in Deutschland oder Luxemburg sind nicht vorgesehen.

Zahlreiche Kritikpunkte am Endlagerprojekt werden seit Jahren totgeschwiegen so die Kritik der Atomkraftgegner: ”Es gibt einen eklatanten Widerspruch zum französischen Gesetz, das drei Standorte vorschreibt – nur Bure zu untersuchen ist eine illegale Vorfestlegung. Zudem wurden mit millionenschweren Subventionen die Zustimmung zu einem „Versuchslabor“ erkauft, dabei war von Anfang an klar, dass es kein ”Versuch“, sondern eine undemokratische Vorentscheidung gab, dies ohne echte Bürgerbeteiligung. Bei der gesamten Planung und Durchsetzung des Endlagerprojekts fehlte Bürgerbeteiligung und Transparenz – jetzt sind Tatsachen und Abhängigkeiten geschaffen worden. Die aktuelle Bürgerinformation ist eine Alibiveranstaltung und simuliert Demokratie, sie kommt eh zu spät und soll die Öffentlichkeit täuschen.

Merkwürdigkeiten und Vertuschungen gehören bei Bure dazu: Es gibt laut einer Untersuchung der Geologen Murrot und Muller geologischen Verwerfungen im Gebiet, diese fehlen auf der Karte der ANDRA. Das Gebiet hat einen grundwasserreichen Untergrund, was die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung erhöht – es geht um die hydrogeologischen Zusammenhänge z.B. bis ins Pariser Becken. Bure hat ein bedeutendes Geothermiepotential, was aber nicht untersucht,wird, da ein Gesetz zum Schutz der Naturvorkommen dann eigentlich andere Nutzungen verbietet. Zudem gibt es auch eine deutsche und europäische Beteiligung (EURATOM) – geht es also doch um ein europäisches Endlager? Das Projekt muss auch die angrenzenden Regierungen interessieren, diese müssen eingebunden werden und sollten sich einmischen – wer gegen Cattenom ist muss auch gegen Bure sein! Das Endlager in der Region von Bure wird anfangs übrigens ein großes ungesichertes oberirdisches CASTOR-Lager, Grenzwerte werden dann nach oben gesetzt und radioaktive Emissionen und Unfälle sind wie in Cattenom leider wahrscheinlich.“

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