NRW: Aktionsfahrplan 2012 / 2013

Die Landeskonferenz (LaKo) der nordrhein-westfälischen Anti-Atomkraft-Initiativen hat bei ihrem ersten Treffen nach den Sommerferien in Köln mögliche Atommülltransporte mit 152 Castorbehältern vom Jülicher Atomforschungszentrum in die USA abgelehnt. Das und mehr sind die Ergebnisse der Konferenz am 26. August.

Bei der Landeskonferenz kamen zahlreiche Anti-Atom Initiativen aus ganz NRW zusammen, um sich auszutauschen und neue Aktionen zu planen. Ein wichtiges Konferenzthema war das Atom-Forschungszentrum Jülich, in dem der Atomare Versuchsreaktor (AVR) im Jahre 1978 einen schweren Unfall hatte und nur um Haaresbreite am „Super-Gau“ vorbei schlitterte. Der besagte AVR soll nun gekippt und 200 Meter weiter in ein Zwischenlager verbracht werden. Dieses Vorgehen wurde bei der Konferenz kritisiert und die Erstellung eines autonomen Sicherheitsgutachtens wurde gefordert.

Landeskonferenz lehnt Atommülltransporte generell ab

Vor den Sommerferien war der Castor-Atommüllexport von Jülich in die USA als fragwürdige Alternative zur Atommüllverbringung in das Atommüll-Lager in Ahaus seitens des Forschungszentrums und der NRW-Landesregierung ins Gespräch gebracht worden. Die Landeskonferenz lehnt als Zusammenschluss zahlreicher Anti-Atomkraftinitiativen und Umweltverbände in NRW Atommülltransporte generell ab und spricht sich gegen eine Atommüllverschiebung von Jülich nach Ahaus und auch gegen Atommülltransporte von Jülich in die USA aus. Die Transporte sind nach Angaben der Anti-Atomkraft-Landeskonferenz hochgefährlich. Zudem ist völlig unklar, was mit dem Jülicher Atommüll in Ahaus bzw. in den USA passieren soll. Der ehemalige Mitarbeiter des Jülicher Forschungszentrums, Herr Dr. Rainer Moormann, führte bei der Konferenz aus, dass die Brennelemente nicht unter das „Proliferationsabkommen“ fallen, da der Abbrandzustand zu weit fortgeschritten sei.

Scharfe Kritik an der NRW-Landesregierung

Die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf wird von der Anti-Atomkraft-Bewegung zwischen Rhein und Weser scharf kritisiert. Mit der Urananreicherungsanlage in Gronau wird in NRW eine Atomfabrik betrieben, mit deren angereichertem Uran Atomkraftwerke in aller Welt betrieben werden. Die Landesregierung sieht tatenlos zu und unternimmt auch nichts gegen die zahlreichen Urantransporte, die auf ihrem Weg von und nach Gronau quer durch ganz NRW rollen – mit Sonderzügen oder LKW-Konvois. Regelmäßige Atommülltransporte mit dem abgereicherten Uranhexafluorid (UF6) von Gronau nach Pierrelatte in Südfrankreich fahren durch dicht besiedelte Gebiete wie Münster und Hamm, durch das Ruhrgebiet, sowie durch Städte wie Köln, Bonn, Koblenz und Trier. Solche Transporte, die zudem in der Regel ohne jegliche Sicherheitsmassnahmen und Begleitung erfolgen, sind sofort einzustellen! Uranhexafluorid reagiert mit Luft, z. B. bei einem Unfall mit Brand, zu Flusssäure, die bei Austritt in einem Radius von 5 km zum Tode führt. Ebenfalls scharf kritisiert wurde die Landesregierung für die neue Genehmigung der GNS-Atommüllfabrik in Duisburg, die nach Abschluss der Koaltionsverhandlungen noch eine neue Genehmigung erhalten hat.

Atomkraftwerke und Atomanlagen in der Nachbarschaft von NRW und anderswo stoppen!

Die Atomanlage im belgischen Tihange, wo seit Jahren 2 Liter radioaktives Wasser täglich austreten, ohne dass die Behörden das Leck lokalisieren können, war ein weiterer Tagesordnungspunkt der Konferenz. Ein neues Problem dieses AKWs sind eventuelle Risse im Reaktorbehälter (Block2), die am 10. September 2012 untersucht werden sollen. Die NRW-Landeskonferenz der Anti-Atomkraft-Initiativen fordert von der belgischen Regierung die sofortige Stilllegung des AKW Tihange! Grundsätzlich wird die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen gefordert. Eine Zusammenarbeit mit belgischen und niederländischen Gruppen und Verbänden soll für den internationalen Widerstand angestrebt bzw. intensiviert werden. Hier sind v .a. die UnterzeichnerInnen des offenen Briefs der Euregio-Anti-Atom-Initiativen von Mitte Juli gefordert. – mehr

In der Nachbarschaft von NRW liegen derzeit neue Katastrophenschutzpläne für die niedersächsischen Atomkraftwerke Lingen II und Grohnde aus. Zu diesen Plänen können noch etwa eine Woche Stellungnahmen bei den zuständigen Behörden in Niedersachsen eingereicht werden. – mehr auf http://www.grohnde-abschalten.de

Schulterschluß in der Umweltbewegung

Die Anti-Atomkraft-Initiativen in NRW werden sich weiterhin an bundesweiten und grenzüberschreitenden Anti-Atomkraft-Demonstrationen beteiligen und sie werden auch in NRW konsequent ihre Aktionen für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen fortsetzen. Dabei wird ein enger Schulterschluß mit anderen Strömungen der Umweltbewegung begrüßt: Mit Initiativen gegen Kohlekraftwerke, mit Initiativen gegen die unkonventionelle Erdgasförderung (Fracking) und mit Initiativen aus der Friedensbewegung. Gebündelt wird auch der Widerstand gegen den Braunkohleabbau im Hambacher Forst.

Die KonferenzteilnehmerInnen vernetzten sich mit den Anti-Kohle-AktivistInnen und planen eine gemeinsame Konferenz vom 9.11. – 11.11.12 ebenfalls in Köln. Der Zusammenschluss soll die Energiewende in eine umweltfreundliche Richtung vorantreiben. – www.ausgeco2hlt.de

Aktionsfahrplan 2012 / 2013

Die Landeskonferenz (LaKo) der nordrhein-westfälischen Anti-Atomkraft-Initiativen ruft gemeinsam mit dem Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und weiteren Umweltverbänden sowie den regionalen Anti-Atomkraft-Zusammenschlüssen wie etwa dem Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen oder dem „Aktionsbündnis Stop Westcastor“ u. a. zur Teilnahme an den folgenden Veranstaltungen auf:

  • 29.09., internationaler Uran-Aktions-Tag, u. a. mit Aktionen in Gronau, Duisburg und Essen
  • 29.09., Anti-Fracking-Konferenz in Dortmund
  • 03.10., Friedensdemonstration in Kalkar
  • 13.10., Aktionstag gegen Atomanlagen in Frankreich

2013 wird es im März in NRW eine große Demonstration zum 2. Jahrestag der Fukushima-Atomkatastrophe geben. Außerdem soll 2013 der Bundestagswahlkampf für Aktionen gegen Atomanlagen und Atomtransporte genutzt werden.

Das nähste Treffen der nordrhein-westfälischen Anti-Atomkraft-Initiativen findet am 10. November in Köln statt.