Atomkraftwerk Obrigheim

Das Atomkraftwerk Obrigheim ging 1968 in Betrieb und war bis zu seiner Abschaltung im Mai 2005 das älteste und kleinste aller noch in Betrieb befindlichen kommerziellen deutschen Atomkraftwerke.

Im Zuge des Atomausstiegs wurde das Atomkraftwerk Obrigheim am 11. Mai 2005 um 7.58 Uhr abgeschaltet.

  • Eigentümer: EnBW
  • Betreiber: EnBW

Technik

  • Druckwasserreaktor der 1. Generation Siemens DWR
  • Leistung: 357 MW (brutto) / 340 MW (netto) / 1.050 MW (thermisch)

Chronik

1957

  • In Baden-Württemberg wird die „Arbeitsgemeinschaft Kernkraft Stuttgart“ (AKS) gegründet, deren Vorsitz der damalige baden-württembergische Wirtschaftsminister Hermann Veit übernahm. Ziel der Arbeitsgemeinschaft sollte die Planung und Errichtung eines Atomreaktors in Baden-Württemberg sein.

1959

  • Im Frühjahr entschied sich die AKS für einen Exoten unter den Leistungsreaktoren, den „organisch moderierten und gekühlten Reaktor“ (OMRE), angeboten von der amerikanischen Firma Atomics International in Zusammenarbeit mit der deutschen Demag. Zu diesem Zeitpunkt lagen keine Erfahrungen mit dem OMRE im oberen Leistungsbereich vor.
  • Am 21. Oktober 1960 wurde die AKS in die Kernkraftwerk Baden-Württemberg Planungsgesellschaft mbH (KBWP) überführt.

1961

  • Die Kernkraftwerk Baden-Württemberg Planungsgesellschaft mbH (KBWP) beauftragt Brown, Boveri & Cie. in Mannheim mit der Konstruktion des konventionellen Kraftwerkteils und legte als Standort für die 150-MW-Anlage ein Gelände am linken Neckarufer nördlich der Gemeinde Obrigheim fest.

1962

  • Ende 1962 wurde das Projekt OMRE aufgegeben und man entschied sich für den bereits in den USA bewährten Leichtwasserreaktor. Daraufhin reichten die AEG in Zusammenarbeit mit General Electric und Siemens in Zusammenarbeit mit Westinghouse Angebote für einen Leichtwasserreaktor ein. Die AEG lieferte detaillierte Unterlagen für einen Siedewasserreaktor, während die Siemens-Schuckertwerke einen Druckwasserreaktor vorstellten.

1964

  • Im Sommer entschied sich KBWP für den Siemens-Druckwasserreaktor.
  • Am 16. Juli 1964 wurde gemäß § 7 Atomgesetz die atomrechtliche Genehmigung beantragt.
  • Im Herbst 1964 wurde die Kernkraftwerk Obrigheim GmbH (KWO) als Bauherr und zukünftiger Betreiber mit 13 Gesellschaftern gegründet. Als Hauptgesellschafter fungierten die Energie-Versorgung Schwaben mit 35 % und das Badenwerk mit 28 %.

1965

  • Der Liefervertrag zwischen Siemens und KWO wurde am 12. März 1965 unterzeichnet. Im Anschluss begannen die Bauarbeiten.

1967

  • Die Hochspannungsschaltanlagen wurden im Mai 1967 in Betrieb genommen.
  • Im August 1967 konnte die Montage des Primärkreises mit der Druckprobe abgeschlossen werden.
  • Der erste bis vierte Warmprobebetrieb mit Aufheizung durch die Hauptkühlmittelpumpen fand von November 1967 bis Februar 1968 statt.

1968

  • Nach Kalibrierung der Reaktorinstrumentierung und Einstellung des Reaktorschutzsystems wurde der Reaktor am 14. Juni 1968 erstmals mit Brennelementen bestückt und mit Borsäure vergiftet.
  • Ende Juni 1968 wurde die Prozessrechneranlage in Betrieb genommen und die Software überprüft.
  • Im Juli und August 1968 wurden die Reaktoreinbauten und das Druckgefäß für den Nuklearbetrieb freigegeben und das Notkühlsystem abgenommen.
  • Am 22. September 1968, morgens um 5:45 Uhr, wurde der Reaktor bei einer Borkonzentration von 1.714 ppm erstmals kritisch.
  • Die erste Synchronisation des Turbogenerators und die erste Stromlieferung in das Verbundnetz erfolgten am 29. Oktober 1968 um 18:45 Uhr.

1969

  • Der kommerzielle Leistungsbetrieb begann am 31. März 1969.
  • Bereits kurz nach der Inbetriebnahme des Kraftwerks wurden die Planungen für einen zweiten Kraftwerksblock aufgenommen.

1971

  • Ein massiver Heizrohrschaden mit einer Leckrate von 3.000 Liter pro Stunde auf führt zur Reaktorschnellabschaltung.

1976

  • Zwei neue Dampferzeuger mit U-Rohren aus Incoloy-800 werden geliefert.

1977

  • Die Planungen für Block 2 werden wieder verworfen.

1979

  • Ende 1979 wurde die elektrische Nettoleistung von 280 MW auf 328 MW erhöht.

1982

  • Ein von der Reaktorsicherheitskommission gefordertes Notstandssystems gegen äußere Einwirkungen wird in einem Notstandsgebäude fertiggestellt.

1983

  • Nachdem zu viele Rohre in den Dampferzeugern verstopft waren, werden die 1976 gelieferten eingebaut.

1984

  • Leistungssteigerung auf 357 MW durch Verbesserung der Turbinenbeschaufelung

1989

  • Ein Rechtsgutachten von Prof. Wahl stellt die fehlende Dauerbetriebsgenehmigung des Atomkraftwerkes Obrigheim fest.

1990

  • Die fehlende Dauerbetriebsgenehmigung führt zur vorübergehenden Stilllegung des Kraftwerkes.

1991

  • Die Anlage wird wieder angefahren.

1996

  • Die fehlende Dauerbetriebsgenehmigung wird durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg erteilt.

1999

  • Ein als Nasslager geführtes Zwischenlager für 980 abgebrannte Brennelemente mit etwa 286 Tonnen Schwermetallgewicht wird in Betrieb genommen.

2000

  • Laut des beschlossenen Atomkonsens soll Obrigheim im Dezember 2002 abgeschaltet werden.

2002

  • Um die Abschaltung zu verzögern beantragte der Betreiber am 26. September 2002 die Übertragung einer Reststrommenge von 15.000 Gigawattstunden von Neckarwestheim-2 auf Obrigheim. Das Bundesumweltministerium genehmigte eine Reststromübertragung in Höhe von 5.500 Gigawattstunden von Philippsburg-1, wodurch sich die Laufzeit um etwa zweieinhalb Jahre verlängerte. Unabhängig von der übertragenen Reststrommenge wurde die spätestmögliche Stilllegung des KWO bis zum 15. November 2005 gesetzlich vereinbart.

2005

  • Am 11. Mai 2005 um 7:58 Uhr wird das Atomkraftwerk Obrigheim abgeschaltet.

2007

  • Ende 2007: Beginn des Rückbaus

2008

  • Zwischen dem 24.09. und 04.10.2008 wurden zwei radioaktive Dampferzeuger vom stillgelegten AKW Obrigheim in das Zwischenlager Nord bei Greifswald verschifft. Die Dampferzeuger sollen soweit möglich im Zwischenlager Lubmin zerlegt und dekontaminiert werden, sagt Geschäftsführer der Energiewerke Nord, Dieter Rittscher in einem Presseinterview. Strahlende Reste sollen später in das Endlager Schacht Konrad gebracht werden. Wegen der Größe der Teile habe man sich für den Transport über Binnenflüsse entschieden, der über den Rhein und Mittellandkanal in die Oder quer durch Deutschland führte.

2011

  • Ende 2011 klagten Anwohner wegen mangelnder Transparenz gegen den Rückbau des Reaktors.

2012

  • Im April 2012 reichen AnwohnerInnen einen Eilantrag für eine Unterbrechung des Rückbaus ein. Die Klagen wurden im September 2012 abgewiesen, da nach Meinung des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) ein schneller Rückbau die Interessen der Kläger überwöge.

2015

  • Am 21. August 2015 wurde der Reaktordruckbehälter ausgebaut.

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