Anti-Atom-Landeskonferenz in Münster: „AKW Grohnde und Lingen abschalten“

Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände aus ganz NRW und dem benachbarten Niedersachsen haben auf einer Landeskonferenz in Münster die sofortige Stilllegung der Atomkraftwerke Grohnde und Lingen gefordert. Sie wenden sich damit insbesondere gegen das für übermorgen (19. Juni) geplante Wiederanfahren des AKW Grohnde an der Weser, das trotz großer Sicherheitsmängel wieder ans Netz soll. Atomkraftgegner – darunter Gruppen aus Ostwestfalen-Lippe – werden am morgigen Mittwoch dem niedersächsischen Umweltminister Wenzel zahlreiche Unterschriften gegen das unverantwortliche Wiederanfahren überreichen.

„Beide Atomkraftwerke liegen direkt jenseits der NRW-Landesgrenzen. Durch die neuen Katastrophenschutzrichtlinien würden weite Teile von NRW als „Sicherheitszonen“ konkrete Katastrophenschutz- und sogar Evakuierungsvorbereitungen treffen müssen. Doch statt jetzt Jodtabletten zu verteilen und Evakuierungspläne aufzustellen, sollten die beiden Reaktoren vorzeitig vom Netz – ein Abstellen der beiden AKW ist der beste Katastrophenschutz für die betroffenen Regionen,“ so Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

Desweiteren wurden auf der Landeskonferenz Proteste gegen die geplante Inbetriebnahme des neuen Uranmüll-Lagers an der Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau beschlossen. Dort sollen ab Herbst 2014 bis zu 60 000 Tonnen abgereichertes Uranoxid ohne zeitliche Begrenzung dauergelagert werden – das ist ein Novum in Deutschland! Atomkraftgegner fürchten die Entstehung eines oberirdischen Endlagers. Am Mittwoch, 25. Juni, werden die Atomaufsicht der Landesregierung und die Bezirksregierung Münster zusammen mit der Stadt Gronau und Bausachverständigen eine sog. „Bauzustandsbesichtigung“ in der UAA Gronau durchführen. Ab 8 Uhr werden Atomkraftgegner am 25. Juni vor der Urananreicherungsanlage in Gronau mit einer Mahnwache gegen dieses neue Uranmülllager in NRW demonstrieren.

Bundesweit haben Bundes- und Landesregierung bei der sog. Endlagersuche angeblich die Uhren auf Null gestellt. Doch in Gronau soll nun ein Langzeitlager für Uranoxid entstehen, das aus den abgereicherten Resten der Urananreicherung hergestellt wird. Damit werden in Gronau auf der grünen Wiese unverantwortlich Fakten geschaffen. Die Halle ist nicht gegen Flugzeugabstürze geschützt. Die Einlagerung von Uranoxid führt zu noch mehr Urantransporten von/nach Gronau und dient einzig dazu, trotz Atomausstieg den zeitlich unbefristeten Weiterbetrieb der UAA Gronau zu ermöglichen.

„Eine sichere Entsorgung ist nirgends in Sicht – deshalb muss die NRW-Landesregierung die Inbetriebnahme des Uranmüll-Dauerlagers unbedingt verhindern, damit in Gronau nicht schleichend ein Quasi-Endlager entsteht. Die NRW-Landesregierung muss endlich ihren Koalitionsvertrag umsetzen und die UAA Gronau stilllegen, anstatt den Standort weiter auszubauen,“ so Matthias Eickhoff von der Initiative SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster.

Steinfurter Urteil gegen UAA-Gegner ungerechtfertigt

Mit Unverständnis reagieren die Anti-Atomkraft-Initiativen auf das sehr harte Urteil, welches das Amtsgericht Steinfurt gestern gegen zwei AtomkraftgegnerInnen gefällt hat, die 2012 einen Urantransport von Gronau nach Südfrankreich mit einer Ankettaktion gestoppt hatten. Die beiden sollen nun 110 bzw. 70 Tagessätze à 15 Euro (1650 bzw. 1050 Euro) bezahlen. Völlig unverständlich ist u. a., dass das Gericht sämtliche Beweisanträge der Verteidigung abgelehnt hat. Somit blieben wichtige Fragen ungeklärt. Die Münsterländer Anti-Atomkraft-Initiativen werden die beiden Betroffenen in den kommenden Instanzen weiterhin solidarisch unterstützen.

Illegalen Mega-Castortransport in die USA verhindern!

Mit Empörung wurde die Absichtserklärung der zuständigen Ministerien der USA und Deutschland zur Kenntnis genommen, wonach die im Forschungszentrum Jülich lagernden 152 Castoren mit 300 000 hochradioaktiven Brennelementekugeln quer durch NRW und Niedersachsen über den Hafen Nordenham in die USA transportiert werden sollen! Dabei ist der Atommüllexport laut Atomgesetz ausdrücklich verboten.

Nachdem der Transport in das Zwischenlager Ahaus gescheitert ist, soll es jetzt in die USA gehen. Offiziell rechtfertigen die Bundesregierung und die USA die Annahme des Atommülls mit der Verhinderung der Weiterverbreitung von Atomwaffenmaterial. In der Realität hoffen allerdings privatwirtschaftliche Partner des US-Atomkomplexes „Savannah River Site“ auf gute Profite mit diesem Müll, denn für die Entwicklung und Durchführung einer neuen Konditionierungstechnologie sowie für die „Endlagerung“ soll die Bundesrepublik aufkommen.

Gemeinsam mit den Antiatom-Initiativen von Savannah River Site in den USA, fordert die Anti- Atom-Landeskonferenz den sofortigen Stopp der Planung dieser hochgefährlichen Castortransporte.

Quelle: PE Landeskonferenz der nordrhein-westfälischen Anti-Atomkraft-Initiativen, 17.06.2014