Russland: Protestwoche gegen Société Générale’s Interesse am AKW Kaliningrad

Umweltschützer protestieren diese Woche international gegen die französische Bank Société Générale, um ihr Engagement beim baltischen Atomkraftwerk in Kaliningrad zu verhindern. In acht französischen, vier russischen und einer polnischen Stadt besuchen Aktivisten Filialen der Bank, die sich an der Finanzierung des neuen AKW beteiligen will. Die Umweltschützer warnen Société Générale davor, ein neues Tschernobyl zu ermöglichen und darüber hinaus ein wirtschaftlich schlechtes Geschäft zu machen.

Im Mai haben die Verantwortlichen in Russland entschieden, die Bauarbeiten am Kraftwerk zu stoppen, nachdem es nicht gelungen war, westliche Investoren zu finden, die den Strom abnehmen wollen. In der Kaliningrader Enklave selbst gibt es keinen Bedarf für den Strom aus zwei Reaktorblöcken à 1200 Megawatt.

„Nun redet der russische Kraftwerksbauer Rosatom davon, acht kleine Reaktoren zu bauen, die je eine Kapazität von 40 Megawatt haben sollen. Dies dient jedoch nur der Gesichtswahrung, denn solche kleinen Reaktoren funktionieren bisher nirgendwo. Wenn die famosen schwimmenden AKW gemeint sind, fragt man sich, wo sie im Hinterland Kaliningrads schwimmen sollen“, sagt Vladimir Slivyak, Atomexperte der russischen Umweltorganisation Ecodefense.

„Das Projekt wackelt. Deshalb ist es höchste Zeit, dass sich Société Générale daraus verabschiedet, statt zu versuchen, ihm weiter den Weg zu bereiten. Die HypoVereinsbank hat schon im April erklärt, dass sie das AKW Kaliningrad nicht finanzieren wird, Société Générale muss dringend nachziehen“, erklärt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umweltorganisation urgewald.

Eine Umfrage von Mai dieses Jahres zeigt, dass auch die Kaliningrader Bevölkerung dem Atomkraftwerk skeptisch gegenüber steht: 48 Prozent der Befragten sprachen sich gegen das Kraftwerk aus, nur 30 Prozent waren dafür.

  • Russland: Bau des AKW Kaliningrad abgesagt
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  • Ostsee-Kabel: Kein Atomstrom durch die Hintertür!
    25. Januar 2013 – Die Bundesregierung plant, Strom aus der russischen Exklave Kaliningrad über eine Unterseetrasse durch die Ostsee nach Deutschland zu bringen. Aus einem Atomkraftwerk, das hauptsächlich für den Stromexport nach Deutschland gebaut werden soll. Damit nicht genug: Die Trasse soll auch noch von EU-Geldern finanziert werden.

Quelle: urgewald.de, 26.06.2013