Protestwoche: Kein ausreichender Schutz für die Bevölkerung bei Atomunfall

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bestätigte gegenüber der Südwestpresse die Kritik der Ärzteorganisation IPPNW, wonach es bei einem Atomunfall mit Freisetzung von radioaktivem Spaltmaterial keinen ausreichenden Schutz für die Bevölkerung gibt. Atomkraftgegner rufen derzeit zu einer „Protestwoche“ auf.

  • „Wir haben empfohlen, dass die bisherigen Planungen nach Fukushima kritisch überprüft und weiterentwickelt werden sollten“, räumte eine Sprecherin der Bundesbehörde ein.

Dieser Empfehlung der Fachbehörde des Bundes sind die Innenminister und die Katastrophenschutzbehörden der Länder bislang aber nicht nachgekommen. Nach Auskunft des Regierungspräsidiums Stuttgart sind die Rahmenbedingungen für den Katastrophenschutz seit 2009 nicht verändert worden. Das Innenministerium in München teilte der Südwestpresse mit, die bayerischen Katastrophenschutzpläne würden nach der Risikoeinschätzung des Bundesamtes für Strahlenschutz entwickelt.

„Tatsächlich aber werden die Empfehlungen des Bundesamtes ignoriert und die dringend notwendigen Verbesserungen des Katastrophenschutzes auf die lange Bank geschoben“, kritisiert der in der IPPNW engagierte Allgemeinarzt Reinhold Thiel.

Für die IPPNW ist die Untätigkeit der Innenminister ebenso erklärbar wie inakzeptabel:

„Die Katastrophenschutzbehörden sind mit dieser Aufgabe hoffnungslos überfordert. Schnelle und über hunderte von Kilometern großräumige Evakuierungen, die notwendig wären, sind in unserer dichtbesiedelten Gesellschaft einfach nicht machbar“, so Thiel.

Als einzig wirksamen Schutz bleibe daher nur die umgehende Abschaltung aller Atomkraftwerke mit Hilfe einer effektiven Energiewende.

Atomkraftgegner unterstreichen diese Forderung derzeit mit einer „Protestwoche“ vom 8. bis 15. Juni 2013, bundesweit finden Aktionen statt. Gemeinsam sollen auf die Gefahren und Folgen einer Atom-Katastrophe aufmerksam gemacht werden. Denn: Einen echten Schutz vor der Katastrophe gibt es nicht – gegen den Super-GAU hilft nur rechtzeitiges Abschalten. Die Aktionen sollen die Unmöglichkeit des Katastrophenschutzes aufzeigen und dass es an kaum einem Ort Sicherheit gibt, auch ohne AKW in der Nachbarschaft.

httpv://www.youtube.com/watch?v=XXiKjJjyObI

  • IPPNW: Innenminister verbummeln Katastrophenschutz-Verbesserungen
    24. Mai 2013 – Anlässlich der Innenministerkonferenz in Hannover kritisiert die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW die Verzögerung der dringend notwendigen Verbesserung der „Rahmenempfehlungen für den Katastrophenschutz“ seitens der dafür verantwortlichen Innenminister der Länder. Unter anderem verweisen sie auf nicht erforderliche, langwierige neue Wahrscheinlichkeitsberechnungen für den Eintritt eines Atomunfalls.
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    8. Dezember 2012 – Das Bundesamt für Strahlenschutz teilt die Kritik der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW am derzeit geltenden Katastrophenschutz bei einem AKW-Unfall. Das bestätigte eine Sprecherin des Instituts gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Eine Studie des Amtes war bereits im April diesen Jahres zu dem Schluss gekommen, dass der Katastrophenschutz in Deutschland bei einem Super-GAU versagen würde. Die Innenminister haben bisher keinerlei Konsequenzen gezogen.
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    1. Dezember 2012 – Anlässlich der Herbsttagung der Innenministerkonferenz vom 5.-7. Dezember 2012 in Rostock-Warnemünde wendet sich die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW mit einem Offenen Brief zum Katastrophenschutz an alle Innenminister Deutschlands. Auf der Konferenz wird über die Konsequenzen beraten, die sich aus dem Super-GAU von Fukushima für die noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland ergeben.

Quelle: ippnw.de, ausgestrahlt.de; 07./12.06.2013