Vattenfall verabschiedet sich offenbar von der Atomkraft

Nach dem Kurswechsel des Energieversorgers RWE verabschiedet sich auch Vattenfall offenbar vom Atomgeschäft: Künftig sollen Neuinvestitionen nur noch in Anlagen für erneuerbare Energien gesteckt werden. Im letzten Jahr plante das Unternehmen noch den Bau von neuen Meilern in Schweden.

"Atomausstieg jetzt!" - Protestaktion bei Vattenfall am 09.07.2009

"Atomausstieg jetzt!" - Protestaktion bei Vattenfall am 09.07.2009

Wie das schwedische Staatsunternehmen am Dienstag in Stockholm nach einer außerordentlichen Hauptversammlung ankündigte, soll nach jüngsten Vorgaben des Eigners bei erneuerbaren Energien ein höheres Wachstum als generell auf dem Energiemarkt in allen betroffenen Ländern erreicht werden. Dazu gehört auch Deutschland, schreibt die Deutsche Presseagentur.

Vattenfall war 2007 nach Störfällen in den AKW Krümmel und Brunsbüttel schwer in die Kritik geraten, da die Bewältigung der Ereignisse und die Kommunikation mit Behörden und Öffentlichkeit nicht ausreichend stattfand. Mit dem GAU von Fukushima wurden die zwei Anlagen endgültig stillgelegt, ein Grund, weshalb der Konzern in die Verlustzone rutschte. Zahlreiche Stromkunden waren Vattenfall wegen des schlechten Image verloren gegangen.

Bis Mitte 2011 plante das Unternehmen den Neubau von Atomkraftwerken in Schweden. Gemäß der gültigen Gesetze dürfen AKW an den bestehenden Standorten in Ringhals, Forsmark oder Oskarhamn gebaut werden – allerdings nicht staatlich subventioniert werden. An den hohen Kosten scheiterten die Bauvorhaben am Ende auch. Zwar gestand sich Vattenfall diese Tatsache im Juli nicht ein und Generaldirektor Øystein Løseth dementierte den Bericht, dass der Bau eines ersten Meilers am Standort Ringhals gescheitert sei. Man würde die Planung für den Bau eines neuen Atomkraftwerks „in den nächsten Jahren beginnen“, so Løseth.

Mit den Nuklearplänen hat es nun ein Ende, bis 2020 soll jeder Euro bei Neuinvestitionen in Erzeugungsanlagen von erneuerbaren Energien fließen – auch in Deutschland, so Vattenfall-Sprecher Stefan Müller. Ausgenommen seien laufende Projekte oder solche, die schon im Genehmigungsverfahren seien. Ein AKW gehört – unseren Informationen nach – nicht dazu.

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Quellen (Auszug): dpa, spiegel.de; 28.11.2012