Atommüll-Entsorgungsfiasko offenbart sich in Biblis

Das Atomkraftwerk Biblis benötigt mehr Platz für radioaktiven Müll. Im kommenden Frühjahr soll deshalb der Bau eines weiteres Zwischenlagers beantragt werden. In Biblis offenbart sich die Entsorgungsmisere, attestieren Atomkraftgegner.

AKW Biblis, Standortzwischenlager; Bild: google

AKW Biblis, Standortzwischenlager; Bild: google

Ein Unternehmenssprecher des Betreibers RWE bestötigte gestern die Zubaupläne des Konzerns am Standor Biblis. Die entsprechenden Anträge an das hessische Umweltministerium und den Kreis Bergstraße würden gerade erarbeitet. Die zusätzlichen Lagerkapazitäten müssten gebaut werden, weil das Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle, Schacht Konrad, nicht schnell genug zur Verfügung stünde. Es „fehle Platz für bis zu 5800?Kubikmeter radioaktiven Abfall“, so RWE. In der neuen Halle könnten radioaktiv belastete Anlagenteile gelagert werden. Im Mai hatte der Konzern angekündigt, die durch den Atomausstieg seit März 2011 stillgelegten zwei Druckwasserreaktoren Biblis A und B abreissen zu wollen.

Auf dem Bibliser Kraftwerksgelände gibt es bereits ein Zwischenlager für hochradioaktiven Müll, in dem Castoren mit abgebrannten Brennelementen aus dem Betrieb der Reaktoren stehen und auf eine Entsorgungslösung warten. Das Bundesumweltministerium hat vor knapp einem Jahr für alle Brennelemente-Zwischenlager Nachrüstungen veranlasst, nachdem mangelhafter Schutz gegen Terroranschläge bekannt geworden war. Auch Biblis soll eine Mauer um die Lagerhalle bekommen, die aber auf sich warten lässt. Das Genehmigungsverfahren läuft noch.

Atomkraftgegner sehen das Entsorgungsfiasko für Atommüll am Beispiel Biblis bestätigt:

„Deutschland baut aus lauter Verzweiflung immer weitere ‚Zwischenlagerhallen‘, die dann für einen heute nicht zu bestimmenden Zeitraum mit Atomschrott vollgestellt werden. Bislang hat niemand eine Lösung für die tausenden Tonnen Abfälle, die teilweise Jahrtausende sicher verwahrt werden müssen“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir fordern die Produktion weiteren Mülls sofort zu beenden – was die Abschaltung aller Atomanlagen bedeutet! Außerdem müssen die bestehenden Zwischenlagerhallen so sicher wie möglich gestaltet werden.“

  • Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg werden abgerissen – was fehlt ist ein Konzept
    9. August 2012 – Es werden endlich Fakten geschaffen: die AKW Betreiber RWE und EnBW haben Anträge gestellt, die stillgelegten Atommeiler Neckarwestheim-1, Philippsburg-1 und Biblis A und B abzureissen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis tausende Tonnen Schutt und radioaktiver Abfall entsorgt sind. Denn es fehlt ein Konzept, mehr als ein Jahr nach der Stilllegung ist bei keiner der atomrechtlich zuständigen Landesbehörden ein konkretes Stilllegungskonzept eingegangen. Und die Sicherheit bleibt auf der Strecke.
  • Atommülldebatte statt Langzeit-Atommülllager in Biblis
    27. Juni 2012 – Biblis bekommt ein “Langzeit-Atommülllager”, möglicherweise müssen sogar weitere Zwischenlagerhallen an AKW-Standorten gebaut werden. Grund ist die verzögerte Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad, in das nach Plänen der Betreiber alle Abrissabfälle eingelagert werden sollen. Atomkraftgegner warnen: Schacht Konrad ist nicht sicher – was es braucht ist eine umfassende Atommülldebatte, keine Langzeitlager!
  • Atommüll bleibt in Ahaus
    28. September 2012 – Kommt es im Endlager Schacht Konrad zu weiteren Verzögerungen, “bleibt der Atommüll in Ahaus”. Der Betreiber des westfälischen Zwischenlagers will nach 2020 einfach eine neue Genehmigung beantragen, und hunderte Tonnen strahlende Abfälle bleiben so lange in der Halle stehen, bis eine Lösung gefunden ist. Atomkraftgegner warnen 28 Jahre nach Baubeginn der Lagerhalle vor einem de-facto Endlager.
  • Zwischenlager: Schutzmauern für mehr Sicherheit
    12. Januar 2012 – An keinem anderen Ort in Deutschland lagert so konzentriert eine riesige Menge hochradioaktiver Atommüll: die Zwischenlager an den Atomkraftwerken und die Hallen in Gorleben, Ahaus und Lubmin. Allesamt sind nicht ausreichend gegen “Einwirkungen von außen” geschützt – und sollen nun Betonmauern für mehr Sicherheit bekommen. Atomkraftgegner sehen vor allem eines: das Eingeständnis, das die Lager bis heute unsicher sind.

Quelle (Auszug): rwe.com, morgenweb.de; 10.11.2012