USA: Probleme in zahlreichen Atomanlagen nach heftigem Sturm

Der Tropensturm „Sandy“ hat auch amerikanische Atomanlagen getroffen. Das älteste AKW im Land meldet zahlreiche Probleme, mehrere Meiler sind abgeschaltet worden oder laufen auf Notstromaggregaten. Experten sprechen von „kritischen Zuständen“ und „Risikosituation“.

Im Bundesstaat New Jersey seien die Reaktoren Salem 1 in Hancocks Bridge, Nine Mile Point 1 in Scriba und Indian Point 3 in Buchanan betroffen, teilte die Atomaufsichtsbehörde NRC mit. Hier seien Probleme mit der internen und externen Stromversorgung als Folge des Hurrikans die Ursache für Abschaltungen.

Der älteste Reaktor des Landes, Oyster Creek, war bereits vor dem Sturm abgeschaltet worden. Im Kühlwasser-Reservoir des Kraftwerks sei der Wasserstand durch die reguläre Flut, die Windrichtung und das Hochwasser deutlich gestiegen. Der starke Regen habe das Wasser zunächst weiter steigen lassen. Oyster Creek ist seit 1969 am Netz und das älteste laufende Atomkraftwerk der USA, zudem baugleich mit den Reaktoren von Fukushima-1. Der Meiler steht etwa 60 Kilometer von der Millionenmetropole New York entfernt und soll 2019 vom Netz. Nach Angaben der Behörden war zunächst ein „ungewöhnliches Ereignis“ verzeichnet worden, die niedrigste der vier Stufen des Alarmsystems. Etwas später sei der Vorfall dann um eine Stufe auf „Alarm“ heraufgesetzt worden.

„Ein Atomkraftwerk, das auf Notstromaggregaten läuft, ist immer ein kritischer Zustand“, so Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital laut dapd.

Alle Atomkraftwerke in der Gegend seien gefährdet und betroffen. Die US-Behörden habe zu spät gehandelt, da mit einem Ausfall der Stromversorgung hätte gerechnet werden können, hätte man die AKWs früher abschalten können. Die Problematik ist jetzt, dass die Kühlung der Brennstäbe auch nach dem Abschalten von Reaktoren aufrecht erhalten werden müsse.

„Man kann sich aber nicht auf Notstromdiesel verlassen“, so Smital.

Simone Mohr vom Ökoinstitut meint, „wir befinden uns in einer Risikosituation.“

Durch den Ausfall der Stromversorgung (Blackout) und die Unzuverlässigkeit der Notstrom-Dieselgeneratoren kommt es immer wieder zu Beinahe-Katastrophen in Atomkraftwerken weltweit – nicht nur durch Naturgewalten wie Hurrikans.

„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis aus diesen unzähligen Beinahe-Katastrophen eine Atom-Katastrophe mit weitreichender und lang anhaltender Verseuchung wird“, warnt Dr. Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000.

Die Parteichefin der Grünen, Claudia Roth forderte einen schnelleren Atomaussteig: Atomkraftwerke seien von Extremwetter und sonstigen Naturkatastrophen besonders bedroht. Die Alarmstufen und Teilabschaltungen in amerikanischen AKWs an der Ostküste würden zeigen, wie schmal der Grad der Beherrschbarkeit dieser Technik tatsächlich ist. Der Klimawandel mache Atomkraft noch unsicherer.

Quellen (Auszug): themenportal.de, dpa, dapd, oekonews.at; 30.10.2012