Notruf aus Weissrussland: Atomkraftgegner inhaftiert

Weissrussland hat kürzlich einen Vertrag für den Bau eines ersten Atomkraftwerks durch Russland unterzeichnet. Nun zeigt das Land harten Umgang mit Kritikern: Atomkraftgegner wurden verhaftet, als sie eine Botschaft an den russischen Präsidenten Medvedev übergeben wollten.

Weissrussland ist von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl besonders betroffen gewesen, da große Gebiete bis heute radioaktiv verseucht sind. Verträge über acht Milliarden Euro zum Bau eines ersten Reaktors nahe der Grenze zu Litauen unterzeichneten Ministerpräsident Michail Mjasnikowitsch und sein russischer Kollege Dmitri Medwedjew am Mittwochabend. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist in einigen Regionen die Rate an Schilddrüsenkrebs bei Kindern nach Tschernobyl 58-mal höher als normal, Tausende starben.

Protest gegen das geplante Atomkraftwerk werden von dem autoritär regierten Staat hart bestraft. Drei Umweltschützer müssen nun bis zu zehn Tage in Arrest. Eine vierte Aktivistin muss umgerechnet rund 150 Euro Strafe zahlen – viel Geld in Weißrussland. Sie wollten dem russischen Präsidenten ein Schreiben überreichen, in dem sie gegen die AKW-Pläne protestieren. Russland will die zwei Reaktoren bauen und trägt ach das finanzielle Risiko.

Atomkraftgegner rufen nun zu internationaler Solidarität auf. Die deutschen Botschaften sollen sich für die Freilassung und gegen eine Verurteilung einsetzen.

  • Botschaft der Republik Belarus in Deutschland
    www.belarus-botschaft.de
    Fritz-Schäffer-Str. 20
    53113 Bonn
    Telefon: 0228 20113-0

Mailadressen:

  • germany@mfa.gov.by (= generelle Emailadresse der weißrussischen Botschaften in Deutschland)
    germany.consul@mfa.gov.by
    germany.bonn@mfa.gov.by
    germany.muenchen@mfa.gov.by

Beispieltext:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit protestiere ich gegen die widerrechtliche Festnahme und Verurteilung von vier Anti-Atom-Aktivisten durch die Regierung Weißrusslands. Ich möchte Sie bitten, Ihrer Regierung die folgende Forderung zu übermitteln:
Lassen sie den russischen Kernphysiker und Journalisten Andrej O?arkowiskij, die Journalistin Tatyana Novikov und den Menschenrechtsbeobachter Michael Mackiewicz frei und erlassen sie der Leiterin der Umweltorganisation, Irina Suchy, die gegen sie verhängte Geldstrafe!

Mit freundlichen Grüßen

(Name)

Die Kritiker werden im Isolationszentrum in Okrestino festgehalten, wo man anrufen und eine vernünftige Behandlung der Gefangenen einfordern kann. Auch können Telegramme an die Umweltschützer gesendet werden, in denen Unterstützung und Solidarität bekundet wird.

  • Telephon: +375 17 2706006
    Addresse: 1j pereulok Okrestina 36a Minsk 220089
  • Die Katastrophe von Tschernobyl
    22. April 2011 – Tschernobyl – Es sollte ein wissenschaftliches Experiment sein – doch es wurde die wahrscheinlich größte atomare Katastrophe, die die Welt im Zusammenhang mit der zivilen Nutzung der Kernspaltung erlebt hatte. Bis 2011 Fukushima kam.
  • Greenpeace: Tschernobyl auch nach 25 Jahren noch gefährlich
    20. April 2011 – Der neue Sarkophag um den zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl kann die Außenwelt nur für einige Jahrzehnte vor den Folgen eines Zusammenbruchs der ersten Schutzhülle und damit vor der Ausbreitung hochradioaktiven Staubs schützen. Das belegt eine aktuelle Studie der Physikerin Oda Becker im Auftrag der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. 25 Jahre nach Beginn der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sind Schätzungen zufolge bis zu 95 Prozent des Kernbrennstoffs im Reaktorgebäude verblieben.

Quellen: taz.de, dpa, antiatomberlin.de; 20.07.2012