RWE verzichtet auf AKW-Bau im Ausland

Ein lange überfälliger Schritt wurde nun vom deutschen Energiekonzern RWE gemacht: er zieht sich aus den Plänen, neue Atomkraftwerke im Ausland bauen zu wollen, zurück. Nachdem die Ausbaupläne für Deutschland gescheitert waren, sollten in Holland, Bulgarien und England Reaktoren entstehen. Atomkraftgegner hatten jahrelang dagegen protestiert – und feiern nun den Erfolg. Ein Kurswechsel muss allerdings auch in Deutschland erfolgen!

05.03.2009 - Proteste vor dem Haus von RWE-Chef Grossmann in Hamburg

05.03.2009 - Proteste vor dem Haus von RWE-Chef Grossmann in Hamburg

RWE beende jegliche Überlegungen zum Bau neuer Meiler im Ausland, kündigte der neue Chef Peter Terium rund zwei Wochen vor seinem Amtsantritt an. Man könne sich das finanzielle Risiko und die Rahmenbedingungen für Kernkraftwerke nicht mehr leisten, so Terium.

RWE bekommt damit den gesellschaftlichen Gegenwind zu spüren, dass es nach Fukushima keine Aktzeptanz mehr für Atomkraft gibt. Der Kapitalmarkt garantiert keine Kredite mehr und die staatichen Suventionen sind meist politisch nicht gewollt. Teriums Vorgänger Grossmann forcierte immer wieder Nuklear-Pläne – und erntete massive Kritik. Auch die Folgen von Fukushima und den deutschen Ausstieg kritisierte Grossmann. Atomkraftgegner stellten den ehemaligen Vorstandvorsitzenden auf der Hauptversammlung des Konzerns bloss, in erdbebengefährdeter Region Bulgariens AKWs bauen zu wollen.

Allerdings will Terium am Weiterbtrieb der deutschen AKW Emsland und Gundremmingen, an denen der Konzern beteiligt ist, festhalten. Auch will der Konzern gegen die Stilllegung des AKW Biblis durch den „Atomkonsens“ gegen die Bundesregierung klagen.

Atomkraftgegner feiern den Erfolg jahrelanger Arbeit gegen den Konzern – warnen gleichzeitig vor einer Rolle-Rückwärts:

„Endlich lenkt RWE ein und erhört unsere Argumente. Jahrelang haben wir Grossmann bearbeitet, von den Plänen Abstand zu nehmen. Diese Kehrtwende zeigt: ist der Druck aus Gesellschaft und Poltik groß genug, können Konzerne zu solchen Entscheidungen gezwungen werden. Allerdings muss auch der deutsche Ausstieg schneller gehen“, so Jan Becker von contrAtom. „Denn jeder Meiler ist ein latentes Risiko, da jederzeit ein schwerer Unfall geschehen kann. Und eine Lösung für den Atommüll hat RWE auch nicht. RWE will in Gundremmingen die letzten Siedewasserreaktoren Deutschlands noch jahrelang betreiben – das ist nicht hinnehmbar.“

„Noch bis 2021 will der Konzern im bayerischen Gundremmingen ein AKW vom Fukushima-Typ weiterbetreiben. Und bis 2022 soll in Lingen/Ems ein Reaktor laufen, der nicht gegen den Absturz einer großen Verkehrsmaschine gesichert ist. Wir erwarten von RWE, dass diese Risiko-Kraftwerke bereits jetzt stillgelegt werden. Außerdem muss der Konzern dafür sorgen, dass die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau stillgelegt wird, an der RWE beteiligt ist und die 35 AKW weltweit mit Brennstoff versorgt. Schließlich erwarten wir von dem Stromriesen, dass er seine Klage gegen die Stilllegung der Schrottmeiler im hessischen Biblis zurücknimmt“, so Jochen Stay von ausgestrahlt.

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Quelle (Auszug): reuters.com; 18.06.2012