Noch mehr Störfälle in deutschen AKW

In den letzten zwei Tagen sind erneut Störfälle aus deutschen Atomkraftwerken gemeldet worden. Besonders das AKW Philippsburg-2 fällt dabei auf, denn es führt die Statistik seit Jahresbeginn mit Abstand an. Atomkraftgegner fordern: Stilllegen – sofort!

Störfälle in deutschen AKW, Stand: 14.06.2012

Störfälle in deutschen AKW, Stand: 14.06.2012

Im Rahmen einer regelmäßigen Prüfung konnte nach Angaben des Betreibers EnBW Block 2 des AKW Philippsburg-2 eine Armatur des Volumenregelsystems nicht mehr verfahren werden. Als Ursache wurde einen Kurzschluss an der Stromversorgung der Armatur ermittelt. Die Armatur sorgt für die Rückführung von gereinigtem, radioaktivem Kühlmittel in den Primärkreislauf und für die Absperrung bei Störfällen. Es hätten für beide Funktionen Redundanzen zur Verfügung gestanden, so EnBW.

Im Block I des Atomkraftwerks Neckarwestheim erreichte ein Notstromdiesel bei einer regelmäßigen Routineprüfung nicht die geforderte Leistung – und stand damit nicht zur Verfügung. Ursache hierfür war ein schwergängiges Ventil im Bereich der Kraftstoffeinspritzung. Das betroffene Ventil wurde vom Betreiber EnBW inspiziert und gereinigt.

Der Energiekonzern Vattenfall meldete gestern ein Ereignis im stillgelegten AKW Brunsbüttel. Im Zuge einer maschinentechnischen Prüfung der Dachklappen des Maschinenhauses waren drei Baugruppenfehler in der leittechnischen Überwachung festgestellt worden. Im Maschinenhaus sind laut Vattenfall die Turbine und der Generator untergebracht, die insgesamt 48 Dachklappen öffnen sich bei Überdruck im Maschinenhaus automatisch. Die betroffenen Relais sorgen dabei für eine Schnellabschaltung des Reaktors. Vattenfall argumentiert, dass durch die Stilllegung des Kraftwerks diese Schutzfunktion ohne Relevanz sei und die Ereignismeldung an die Atomaufsichtsbehörde aus formalen Gründen erfolgte.

Alle Störfälle wurden in die Meldekategorie „Normal“ (N) und auf der siebenstufigen internationalen Skala zur sicherheitstechnischen Bewertung von Vorkommnissen in Kernkraftwerken auf die Stufe 0 eingestuft.

Für Atomkraftgegner sind dieser Ereignisse ein weiterer Beweis für die Störanfälligkeit der Atomkraftwerke:

„Auch wenn die Reaktoren nicht mehr in Betrieb sind, ereignen sich Störfälle – die sich zu einem schweren Unfall entwickeln können. Die Häufigkeit der Defekte im AKW Philippsburg-2 hingegen ist alarmierend. Wir fordern die umgehende Stilllegung des Reaktors aus Sicherheitsgründen!“

Störfälle in deutschen AKW seit Betriebsbeginn; Stand: 14.06.2012

Störfälle in deutschen AKW seit Betriebsbeginn; Stand: 14.06.2012

  • Störfälle in Philippsburg und Brand in Gronau
    9. Juni 2012 – Im Atomkraftwerk Philippsburg-2 haben Inspektoren mehrere Defekte entdeckt. In der Urananreicherungsanlage Gronau ist es zu einem Schwelbrand gekommen. Die Meldebehörden wurden in beiden Fällen informiert. Atomkraftgegner kritisieren die Störfallserien, die auch nach dem Atomausstieg und “Stresstests” nicht abbrechen.

Quellen (Auszug): enbw.de, vattenfall.de; 14.06.2012