Wirtschaftsrat der CDU will Laufzeitverlängerung

Ganz unverholen kündigt nun der Wirtschaftsrat der CDU eine neue Debatte um die Laufzeiten der letzten neun Atomkraftwerke in Deutschland an. Es sei möglich, „dass wir in ein oder zwei Jahren dazu kommen müssen, die Frage des Zeithorizonts erneut zu diskutieren“, sagte der Präsident der Vereinigung, Kurt Lauk, am Montag in Berlin. Atomkraftgegner kündigen neue Proteste an: der Kampf um jeden einzelnen Reaktor wird auf der Straße zu führen sein.

Laut Lauk ist derzeit eine Debatte über Laufzeitverlängerung „verfrüht“. Zunächst müssten die vielen Baustellen auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter in Angriff genommen werden. Seiner Meinung nach ist die Energiewende überstürzt, dieser nationale Alleingang führe „in die Irre“.

Atomkraftgegner reagieren empört auf diese unverholene Forderung nach Laufzeitverlängerungen. Massenproteste und der GAU von Fukushima hatten die pauschalen Betriebsverlängerungen der damals 17 AKWs in Deutschland, die schwarz/gelb im Herbst 2010 beschlossen hatte, wieder rückgängig gemacht. Eine deutliche Mehrheit in der Bevölkerung befürwortet das Atom-Aus. Offenbar hat Frau Merkel, die erst kürzlich den Atomausstieg bekräftigte, ihre Partei nicht mehr im Griff:

„Die CDU hofft auf Vergessen von Fukushima, schürt Ängste durch unseriöse Argumente wie massivste Strompreiserhöhungen oder flächendeckende Stromausfälle“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir sind dankbar, denn nach der ‚Abschalt-Kanzlerin‘ Merkel und dem ‚Anti-Atom-Umweltminister‘ Röttgen entwickeln sich jetzt wieder astreine Gegner für die Anti-Atom-Bewegung. Die nach Fukushima nicht mehr ganz deutlichen Interessen werden wieder sichtbar: schwarz/gelb sind Atomlobbyisten im Dienste der Wirtschaft! Aber sie werden den Gegenwind, an dem sie bereits einmal gescheitert sind, zu spüren bekommen wenn sie am Atomausstieg rütteln! Der Kampf um jedes einzelne AKW wird auf der Straße geführt – die Auseinandersetzung um den nächsten Abschaltkandidaten Grafenrheinfeld (2015) hat bereits begonnen!“

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Quellen (Auszug): reuters.com; 12.06.2012