Tausende Krebskranke durch Uranabbau

Die Wismut hat von 1947 bis 1990 in Ostthüringen und im Erzgebirge Uran für das Atomwaffenprogramm und die Atomkraftwerke der Sowjetunion gefördert. Tausende Arbeiter sind an Lungenkrebs erkrankt. Heute kommt das Uran zum Beispiel aus Afrika – wo es unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert wird. Atomkraftgegner fordern das sofortige Ende des Uranabbaus und damit auch dem Betrieb der Atomkraftwerke.

Die Zahl der durch den Uranerzbergbau an Lungenkrebs erkrankten ehemaligen Wismut-Mitarbeiter ist höher als erwartet: Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung wurden seit 1991 insgesamt 3.700 Lungenkrebs-Fälle als Berufskrankheit bestätigt. Hinzu kommen über 100 Menschen mit Kehlkopfkrebs sowie rund 2.800 Menschen mit einer Quarzstaublungenerkrankung. Zwischen 1952 und 1990 wurde zudem bei 14.600 Wismut-Mitarbeitern eine Staublunge (Silikose) diagnostiziert, bei mehr als 5.200 Bronchialkrebs.

Wichtigste Förderstätte der WISMUT war die Region Ronneburg in Ostthüringen. Die Arbeit im Stollen und der Umgang mit dem radioaktiven Material führte auch in den 80er Jahren noch bei vielen Bergleuten zu schweren Erkrankungen. 1990 wurde der Abbau von Uran aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Seitdem läuft ein umfangreiches Sanierungsprogramm, um die Gegenden zu dekontaminieren.

Das Uran für den Betrieb der deutschen Atomkraftwerke stammt heute zum Beispiel aus Afrika, Kasachstan, Kanada oder Australien. Wo es genau herkommt, ist unbekannt. Hauptlieferant ist Frankreich, das als Zwischenhändler fungiert. Expertenschätzungen zufolge bezieht Frankreich ein Viertel seines Urans aus Niger. Frankreich war dort bis 1960 Kolonialmacht, noch vor der Unabhängigkeit des afrikanischen Landes gründeten die Franzosen in dem Land die erste Minengesellschaft, der Atomkonzern Areva schürft seitdem in Afrika. In Niger sind die Auswirkungen des Uranabbaus besonders deutlich: Notwendige Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel Atemschutzmasken für Minenarbeiter, sind jahrzehntelang missachtet worden. Radioaktiver Abraum wird unter freiem Himmel gelagert. Mit dem Wind wird der Staub davongetragen.

Im November 2009 hat Greenpeace in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen französischen Labor CRIIRAD und einer Umweltorganisation aus Niger in den Städten Arlit und Akokan im Norden Nigers Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind schockierend. Durch den frei herumwehenden Uranstaub aus den Tagebauminen und von den Müllhalden sind Luft, Wasser und Boden teilweise stark verseucht. Bei vier von fünf Wasserproben aus der Umgebung von Arlit, nur wenige Kilometer von einer Mine entfernt, liegt die Urankonzentration höher als der WHO-Grenzwert für Trinkwasser zulässt. Im benachbarten Akokan liegen die Strahlungswerte 500-fach höher als die normalen Hintergrundwerte in der Umgebung. 80.000 Menschen sind durch die radioaktive Belastung gefährdet. Der Atomkonzern AREVA leugnet alles.

„Wir fordern das sofortige Ende des Uranabbaus, der allein zugunsten des Gewinns der Stromkonzerne und auf Kosten der Gesundheit der Menschen in den Abbauländern geht“, so Jan Becker von contrAtom. „Das Atomausstiegsland Deutschland muss sich sofort für die Gesundheit der betroffenen Menschen – und damit für das Ende der Uranförderung – einsetzen. Der erste Schritt ist die Stilllegung der letzten neun Atomkraftwerke!“

Die Verarbeitung des Urans erfolgt in Deutschland in der westfälischen Urananreicherungsanlage Gronau. Nach dem Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung wurde diese Anlage noch weiter ausgebaut, so dass heute rechnerisch etwa jedes zehnte Atomkraftwerk weltweit mit Brennstoff aus Deutschland versorgt wird.

„Mit dem Betrieb der Uranverarbeitungsanlagen beteiligt sich Deutschland weiter an dem dreckigen Atomgeschäft. Das muss sofort beendet werden!“

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Quelle (Auszug): mdr.de; 29.04.2012