Asse: Radioaktives Gas entweicht aus korrodierten Fässern

Es schwappt nicht nur strahlende Lauge durch das Atommüllendlager, nun wurden auch stark erhöhte Werte bei radioaktivem Gas gemessen. Der Betreiber kennt den Ursprung nicht, vermutlich handelt es sich um korrodierte Fässer. Ein Grund mehr, die Bergung der Abfälle zu beschleunigen, fordern Atomkraftgegner.

11.03.2012 - Protest mit brennendem A bei Lichterkette im Braunschweiger Land

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In einem kleinen Schacht des Atommülllagers Asse sind unerwartet hohe Werte für das radioaktive Edelgas Krypton-85 gemessen worden. In der Nähe der Einlagerungskammer 1 lag der Höchstwert nach Angaben des Betreibers Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) bei 3.700 Becquerel pro Kubikmeter. Der mittleren atmosphärischen Wert in Deutschland beträgt 1,5 Becquerel pro Kubikmeter.

Das Krypton entweicht möglicherweise aus Präparaten der Bundeswehr, die 1973 in acht 200-Liter-Fässern in das Bergwerk gebracht wurden. Das BfS geht davon aus, dass einige dieser Fässer und Präparate bereits korrodiert seien, so ein Sprecher. Ausgeschlossen werden könne aber auch nicht, dass andere Abfälle mehr Krypton-85 enthielten als bei der Einlagerung angegeben worden sei.

In der überirdischen Schachthalle seien bislang keine auffälligen Konzentrationen registriert worden. Auch die geplanten Probebohrungen in die Atommüllkammern sollen durch die neuen Erkenntnisse nicht verzögert werden, denn es gibt die Genehmigung für den Umgang mit bis zu einer Milliarde Becquerel für Krypton-85. Nach langer, vor allem politisch motivierter Verzögerung steht heute der erste von mehreren Abnahmetermin mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) vor der Kammer auf dem Plan, berichtet die Vizepräsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Stefanie Nöthel, am Dienstag. Nach den Abnahmen sollen die Bohrungen, die Grundlage für die Bergung des Atommülls sind, beginnen. Die Ergebnisse sollen einen ersten Überblick über den Zustand von Fässern mit radioaktivem Abfall verschaffen.

Atomkraftgegner drängen besonders Bundesumweltminister Röttgen, sein Versprechen zu halten und sich dafür einzusetzen, dass die Bergung des Mülls so schnell wie möglich beginnt. Dieser hatte Mitte März bei einem Ortstermin gesagt, „die Rückholung der Abfälle aus der Asse bleibt das Ziel“.

„Mit den Ergebnissen der Bohrungen und der Bergung wird das ganze Ausmass der Asse-Katastrophe erst ersichtlich werden“, schätzt Jan Becker von contrAtom. „Der Betreiber hat keine Ahnung, was eigentlich genau eingelagert wurde. Die Fehler aus der Vergangenheit müssen nun aufgearbeitet werden, denn es ging den Verantwortlichen in Politik und Atomindustrie nicht um Sicherheit, sondern um die möglichst billige Entsorgung für den strahlenden Müll. Dieses Bestreben herrscht trotz der Erfahrungen mit der Asse noch immer vor – sonst würden die geplanten Endlagerstandorte Konrad und Gorleben aufgegeben werden. Wir fordern neben der zügigen Rückholung des Mülls einen Lernprozess aus der Asse: die Langzeitlagerung von Atommüll unter Tage ist nicht möglich. Niemand kann eine Sicherheit für Jahrtausende gewährleisten. Deshalb gehören die Projekte Gorleben und Schacht Konrad vom Tisch – bevor die Fehler der Asse wiederholt werden können!“

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Quellen (Auszug): nwzonline.de, dpa; 04.04.2012