USA: Inspektion offenbart Mängel in AKW

Eine spezielle Inspektion der US-Atomkraftwerke brachte nach der Fukushima Katastrophe in Japan Probleme mit dem Notfallequipment und Katastrophenverfahren zu Tage, die weit tiefgreifender sind als in aller Öffentlichkeit von der Atomregulierungskommission beschrieben.

Die US-Atomaufsicht NCR ordnete, wie etliche weitere Länder, die Inspektion aller Atomkraftwerke als Reaktion auf die Havarie der japanischen Reaktoren in Fukhsima an. Die Zielsetzung war, durch eine rasche Untersuchung Schwachstellen bei katastrophalen Naturereignissen oder einer Terrorattacke auszumachen.

Die NCR veröffentlichte die Ergebnisse im Mai und erklärte, dass „von 65 betriebenen Reaktoranlagen 12 Probleme haben“. Die Mängel würden aber kein unmittelbares Risiko darstellen und könnten relativ einfach zu reparieren sein.

  • Kritiker hingegen sehen die Sicherheitsdefizite in einem größeren Zusammenhang: bei einem Störfall könnten diese Mängel Schwachstellen bedeuten, zudem sehen sie auch mangelndes Interesse in der Atomaufsicht.

Mary Lampert, geschäftsführende Direktorin von der Interessenvertretung Pilgrim Watch in Massachusetts, sagte, viele der von der NRC enthüllten Mängel mögen geringfügig erscheinen, aber könnten in einer Notfallsituation zu größere Problemen werden: „Sie summieren sich alle. Sie können nicht auf ein Unglück warten, um sich dann nach einem Schraubenzieher umzusehen, der benötigt wird, ein Ventil zu öffnen. Die Zeit spielt in diesem Fall eine entscheidende Rolle.“

Eine Überprüfung des Sicherheitsberichtes durch ProPublicas, einer US-amerikanischer Non-Profit-Oranisation für aus wirtschaftlichen Gründen vernachlässigten investigativen Journalismus stellte fest, dass 60 Anlagen Mängel hatten, die von defekte Anlagenteile, fehlender Ausrüstung und mangelhafter Schulung zu Ereignissen wie verstopften Abflüssen oder einem Mangel von Instandhaltung reichen würden:

  • Im AKW Arkansas Nuclear One funktionieren etliche speziell für Hochwasser vorgesehenen Pumpen nicht.
  • Im AKW Clinton ging eine Feuerlöschpumpe während eines Tests kaputt.
  • Im AKW Sequoyah konnten Inspektoren die für den Hochwasserschutz erforderlichen Ablassventile nicht finden.
  • Im AKW Diablo Canyon blockierte ein Zaun den Weg für einen Schlauch, um das Notwasser abzupumpen.

Ein weiteres Problem sei das Altern der AKWs: Obwohl alle Anlagen konzipiert seien, Naturkatastrophen zu überstehen, zeigen neueste Studien, daß Erdbebenrisiken jetzt höher sind mit Bau der Reaktoren vorausgesagt wurden. Am Beispiel des Missouri-Hochwassers werden derzeit die Konstruktionsgrenzen auf die Probe gestellt. Die Atomaufsicht NRC bekräftigt aber, dass alle Anlagen auch in Notsituationen „sicher“ seien.

Atomanlagen führen alle zwei Jahre Notfallübungen durch. Kritiker fordern nun, dass auch die Notfallausrüstung regelmäßig überprüft werden muss.

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Originalquelle (Auszug): http://www.buergerstimme.com, 10.07.2011