ITER: Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor

Der Kernfusionsreaktor „International Thermonuclear Experimental Reactor“ (ITER) ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Europäischen Union und zahlreicher Länder. Die EU, die USA, Japan, China, Russland und Südkorea gaben am 28. Juni 2005 nach langen Verhandlungen den Startschuss für den Bau des so genannten Iter-Reaktors. Sie beschlossen, für insgesamt 9,6 Milliarden Euro einen Versuchsreaktor in Cadarache in Südfrankreich zu bauen. Er soll 20 Jahre lang betrieben werden.

Atomstandort Cadarache, Frankreich

Atomstandort Cadarache, Frankreich

Der Deuterium-Tritium-Fusionsreaktor wird im Forschungszentrum Cadarache im Süden Frankreichs zu wissenschaftlichen Zwecken erbaut. Der ITER wird nicht der kommerziellen Stromerzeugung dienen, sondern soll die technische Machbarkeit sowie Gebrauchstauglichkeit der Energiegewinnung aus Kernfusion demonstrieren. Für den Bau des ITER gab es bis 2003 auch eine inoffizielle deutsche Bewerbung mit dem ehemaligen AKW-Nord „Bruno Leuschner“ in Lubmin an der Ostsee. Von deutscher Seite sind das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching bei München und das Institut für Plasmaphysik (IPP) am Forschungszentrum Jülich am Projekt beteiligt.

ITER wird als gemeinsames Forschungsprojekt der sieben gleichberechtigten Partner Europäische Atomgemeinschaft, Japan, Russland, Volksrepublik China, Südkorea, Indien und USA entwickelt, gebaut und betrieben. Die USA waren von 1998 bis 2003 vorübergehend aus dem Projekt ausgestiegen, Kanada ist im Jahre 2004 aus dem Projekt ausgestiegen.

Mit dem Bau sollte ursprünglich 2006 begonnen werden, die Fertigstellung und Inbetriebnahme war auf 2015 terminiert. Der Bau wurde aber erst im Jahre 2009 begonnen, die Fertigstellung auf 2018 verschiben. Dabei spielt Geld offenbar keine Rolle: knapp 10 Milliarden Euro waren für den Bau des Reaktors veranschlagt, wobei dem Reaktortyp lediglich eine Lebensdauer von 20 Jahre vorher gesagt wird. Doch nicht nur der Bau, auch der Betrieb des Testreaktors ist teuer, in den geplanten 20 Betriebsjahren werden nochmal etwa 4,5 Milliarden Euro anfallen.

Im Mai 2010 teilte die Europäische Kommission mit, dass laut einer aktuellen Kostenschätzung ihr Anteil an den Baukosten von ehemals geplanten 2,7 Milliarden Euro auf 7,3 Milliarden Euro steigen wird. Daraus errechnen sich Gesamtkosten in Höhe von 16 Milliarden Euro. Im Dezember 2011 beschloss die EU zusätzliche 1,3 Milliarden Euro in den Reaktor zu investieren.

  • Wenn sich die Ergebnisse aus dem Testbetrieb wie erwartet gestalten, kann mit einem ersten kommerziellen Fusionskraftwerk ab 2050 gerechnet werden.

Energiegewinnung durch Kernfusion ist ein Traum von der (nahezu) unerschöpflichen Energiequelle, der seit vielen Jahren etliche Millionen Euro an Forschungsgeldern verschlingt – bislang allerdings ohne jeden Nutzen.

Daran wird auch der ITER nichts ändern: Selbst die Befürworter der Kernfusion gehen davon aus, dass die Technologie frühestens in 50 bis 80 Jahren zur kommerziellen Stromerzeugung beitragen kann – sofern nicht ungeahnte Komplikationen auftreten. Eine identische Prognose wurde bereits 1958 von den Entwicklern der Wasserstoffbombe gemacht. Damals datierte man die kommerziellen Verfügbarkeit der Kernfusion auf das Jahr 2000.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das ITER-Projekt – wie viele andere Vorhaben in der Weiterentwicklung der Kenrtechnik – ein Flop: die technischen Probleme, insbesondere die enormen Anforderungen an das Material bergen Potential zum Scheitern. Es wird versucht, die Vorgänge in der Sonne zu simulieren. Dafür ist im Reaktorkern eine Temperatur von ca. hundert Millionen Grad Celsius erforderlich. Allein aus dem Grund des für uns vorhandenen Materials sind diese Temperaturen technisch nicht beherrschbar. Zudem sind die zu erwartetenen Erkenntnisse für Forschung und Wissenschaft ITER relativ gering, bereits seit 1983 ist erwiesen, dass Kernfusion prinzipiell funktioniert.

Ein weiteres Problem stellt der bei der Kernfusion entstehende schwach- und mittelradioaktive Atommüll dar: Der ITER erzeugt z.B. 10mal mehr radioaktives Tritium als alle bis 2011 in Betrieb gewesenen 17 deutschen AKWs zusammen. Tritium kann zum Bau von Atomwaffen verwendet werden. Generell wird allerdings hingegen herkömmlicher Atomreaktoren lediglich das Material des Reaktorbehälters radioaktiv und muss nach Stilllegung als Atommüll endgelagert werden.

Der Standort Cadarache, an dem ein großes Kernforschungszentrum eingerichtet wurde, das knapp 450 Gebäude umfasst und wo etwa 5.000 Menschen beschäftigt sind, liegt in einer erdbebengefährdeten Region, weswegen die dort ehemals befindliche Herstellung von plutoniumhaltigen MOX-Brennstäben an einen anderen Standort verlagert wurde.

Um die für den Fusionsprozess notwendige Hitze im Reaktor zu erzeugen wird der ITER einige Millionen Kilowattstunden aus dem französischen Stromnetz beziehen müssen, bevor er selbst irgendwann Strom einspeisen kann.

Prognostizieren kann man hier also ein Grab für einige Milliarden Steuergelder, das nach vielleicht einigen Wochen „erfolgreicher Tests“ im „Sicheren Einschluss“ endet.

Klimafreundliche Alternativen sind längst vorhanden: Erneuerbare Energien sind umweltfreundlich, sicher und wesentlich kostengünstiger. Würden diese 16 Milliarden Euro in den Ausbau einer Infrastruktur zur dezentraen Stromversorgung mit erneuerbaren Energien verwendet, wäre dies ein Beitrag zur einer versorgungssicheren, kostengünstigen, umweltverträglichen und sicheren Energieversorgung.

  • Milliarden für den Fusionsforschungsreaktor ITER
    11. Dezember 2011 – Bevor der Bau des Reaktors im französischen Cadarache wirklich begonnen hat, erweisen sich die ursprünglichen Kostenabschätzungen als vollkommen unzureichend. Vor 2050 wird die Fusiontechnik keinen Beitrag zur Stromversorgung leisten können. Und trotzdem werden weiterhin Unsummen in das Milliardengrab geworfen, das genau wie Atomkraftwerke atomare Risiken birgt. Atomkraftgegner fordern ein Ende der atomaren Großprojekte – zugunsten einer dezentralen Energiewende.
  • Atomfusion als letzter Strohhalm
    14. Mai 2011 – Aufgrund der beschränkten Vorhandenheit des fossilen Rohstoffes Uran als Brennstoff in herkömmlichen Atomreaktoren und dem missglückten Versuch der „Schnellen Brüter“ bleibt der Atomindustrie als zeitbezogene Perspektive allein die des Atomfusionsreaktors, von dem heute niemand wissen kann, ob er jemals funktionieren wird.
  • Über das Luftschloss Kernfusion
    11.02.2011 – “Teures Spielzeug für einen elitären Kreis”. Interview mit Heinz Smital von Greenpeace: Die Kernfusion ist seit Jahrzehnten ein Hoffnungsträger der alternativen Energieversorgung. Bis 2018 soll nun mit ITER im französischen Cadarache ein Tokamak-Reaktor der neuesten Generation gebaut werden. 15 Mrd. Euro soll er kosten. Laut EU-Kommission bietet die neue ITER-Technik “Aussicht auf eine schier unerschöpfliche Quelle für sichere und saubere Energie”.

Quellen: de.wikipedia.org, hermannscheer.de, contratom.de (nachrichten); Dezember 2011