Polnischer Atom-Einstieg auf der Kippe

Die polnischen Pläne für den Bau eines ersten Atomkraftwerkes im Land stehen nach einem Bericht der Zeitung „Dziennik Gazeta Prawna“ auf der Kippe. Grund sind finanzielle Probleme. Atomkraftgegner machen weiter Druck und fordern ein Ende der Nuklearpläne.

Laut Medienberichten gibt es Probleme bei der Finanzierung des Projekts durch europäische Banken. Die offizielle Begrünung ist die Euro-Krise, Kritiker sehen aber die europäische Atompolitik als Auslöser. Deutschland und die Schweiz haben den Ausstieg beschlossen, weitere EU-Länder haben ihre Haltung zur Atomenergie nach Fukushima grundlegend geändert. Dadurch sei eine sichere Finanzierung nicht mehr gegeben, so die „Dziennik“-Analyse. Zudem gibt es nach Informationen der Online-Ausgabe des Magazins „Newsweek Polska“ Zweifel an der Kreditwürdigkeit des polnischen Versorgers PGE, der als Betreiber des an der Ostsee geplanten AKW vorgesehen ist.

Atomkraftgegner weisen seit Jahren darauf hin, dass Atomkraft nicht wirtschaftlich ist und ausschließlich dank enormer staatlicher Subventionen existiert:

„Auch andere Länder wie zum Beispiel Bulgarien sind mit der Finanzierung von AKW gescheitert. Beim Neubauprojekt in Finnland explodieren die Kosten. Was bleibt sind letztlich Bauruinen und Milliarden verschleuderte Steuergelder. Dass sich Atomkraft nicht rechnet, sollten auch dem Atomwahn verschriebene Politker begriffen haben. Und die Zeiten der Atomprogramme zugunsten von politischer Macht sind in Europa endgültig vorbei. Der Mythos vom Klimaschützer ist auch widerlegt – es gibt also keinen Grund, Atomkraftwerke zu bauen!“, so Jan Becker von contrAtom. „Dass sich Banken nicht mehr an AKW-Projekte trauen, dass ist auch ein Erfolg unserer jahrelangen Proteste.“

Der Druck auf die Politik muss weiter erhöht werden, daher haben nach dem Umweltinstitut München auch Bündnis 90/Die Grünen eine Online-Kampagne gestartet:

  • Polens Einstieg in die Atomkrafts stoppen
    Uns als Nachbarn kann es aber nicht egal sein, was in Polen passiert. Deshalb möchten wir die polnische Zivilgesellschaft in ihrem Engagement gegen den Bau von Atomkraftwerken und für eine Energiewende mit aller Kraft unterstützen. Wir müssen der polnischen Regierung klar machen, dass es für Atomkraftwerke prinzipiell keinen passenden Standort gibt! – http://meinekampagne.gruene.de
  • Atomprogramm in Polen verhindern!
    16. November 2011 – Es ist kaum zu glauben: Polen will in die Atomkraft einsteigen! Und das, nachdem das Land nach der Wende schon einmal ausgestiegen war und zwei Atom-Bauruinen hinterlassen hat. Offensichtlich sind die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima an den polnischen Verantwortlichen spurlos vorüber gegangen. Dabei hat sogar unsere schwarz-gelbe Bundesregierung gelernt, dass die Atomenergie unbeherrschbar ist.
  • Einspruch gegen geplantes Atomkraftwerk in Polen
    9. Oktober 2011 – Nachdem 1990 die Pläne zur Errichtung eines Atomkraftwerks gescheitert waren und eine Bauruine übrig blieb, unternimmt Polen einen neuen Anlauf: bis 2020 soll ein erster Reaktor ans Netz gehen. Zur Zeit können die Planungsunterlagen eingesehen werden. Atomkraftgegner rufen dazu auf, Einspruch gegen die AKW-Pläne zu erheben!
  • Reaktorbau in Rumänien und Slowakei stockt
    5. Mai 2011 – Nach der Kehrtwende in Deutschland und Reaktor-Planungsstopp in der Schweiz bekommt die angebliche “nukleare Renaissance” in Europa nun auch in Rumänien und der Slowakei einen kräftigen Dämpfer. Langjährige Verzögerungen bei beiden Projekten und Mangel an Investoren.

Quelle (Auszug): rp-online.de, meinekampagne.gruene.de; 05.12.2011