Studie: Atomkraft ist weder klimafreundlich noch wirtschaftlich

Atomkraft ist weder klimafreundlich noch wirtschaftlich. Das ist erneut das Ergebnis einer Studie, die vom österreichische Ökologie-Institut und der österreichischen Energieagentur präsentieren wurde. Eine Kilowattstunde Atomstrom verursacht mehr CO2-Emissionen als Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Zudem könnten neue Reaktoren nicht bis zum Ende ihrer Betriebszeit mit Uran versorgt werden. Atomkraftgegner fordern Ehrlichkeit in der Debatte, die Abschaltung aller Reaktoren und ein Neubauverbot in Europa.

„Der Uranerzgehalt wird in Zukunft sinken – dadurch wird der Abbau mehr Energie benötigen. Ab einem Erzgehalt von ca. 0,01 % wird der Energieaufwand für den Abbau so hoch, dass die Gesamtenergiebilanz negativ wird,“ erläutert Andrea Wallner vom Österreichischen Ökologie-Institut. Der weltweit durchschnittliche Erzgehalt lag in den letzten fünf Jahrzehnten zwischen 0,05 % und 0,15 %.

Die Studie „Energiebilanz der Nuklearindustrie“ zeigt rechtzeitig zur Weltklimakonferenz in Durban auf, dass neben den bekannten Problemen der Sicherheit von AKWs und dem Umgang mit radioaktivem Abfall die Atomenergie auch keine Lösung für den Klimaschutz bietet. Zudem ist der Rohstoff Uran ebenso wie Erdöl nur begrenzt vorhanden: Ein Atomkraftwerk, das jetzt gebaut wird, könnte unter Annahme des niedrigen Ausbauszenarios der World Nuclear Association nicht bis zum Ende seiner Nutzungsdauer mit Uran versorgt werden. Damit ist die Zukunftsfähigkeit dieser Energieform nicht gegeben.

Auch wenn bei einem derzeit noch verfügbaren Uranerzgehalt von 0,1 % die CO2-Emissionen der Kernenergie bei nur 26 g CO2 pro Kilowattstunde liegen, ist der Einsatz der Atomenergie als Mittel zur Verringerung von Treibhausgasen teuer und langsam. Es dauert Jahrzehnte, bis eine Netto-Reduktion der Treibhausgase eintreten könnte: Bei den schlechter werdenden Erzgehalten um 0,01 % steigen die CO2-Emissionen bis auf 210 g CO2/kWhel an. Im Vergleich: jene von Erneuerbaren befinden sich im Bereich von ca. 3 – 60 g kWh. Zudem sind die CO2-Vermeidungskosten von Atomenergie höher als die jeder anderen möglichen Technologie mit Ausnahme traditioneller Kohlekraftwerke. Windkraftanlagen und KWK-Anlagen sind 1,5 mal so kosteneffektiv bei der Reduktion von CO2 wie Kernenergie, Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz bis zu 10 mal so kosteneffektiv.

„Hartnäckig hält sich die Meinung, dass Kernenergie billig CO2-armen Strom liefere. Dieses Argument ist nur dann gültig, wenn sämtliche direkten und indirekten Subventionen in diese Energiequelle nicht berücksichtigt werden,“ erläutert Stephan Renner, Experte der Österreichischen Energieagentur. „Wenn die Kernenergie tatsächlich billigen Strom produziere, gäbe es in einem funktionierenden Markt keine Probleme, neue Reaktoren privat zu finanzieren. Dies ist aber nicht der Fall. Weltweit gibt es keinen einzigen Reaktor, bei dessen Bau das finanzielle Risiko einzig von privaten Akteuren getragen wurde. Es ist daher erstaunlich, dass eine Technologie, die über 60 Jahre alt ist und angeblich den billigsten Strom liefert, noch immer massiv Subventionen erhält.“

Auch der aktuelle World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur zeigt, dass Energieeffizienz und Energiesparen den größten Beitrag zu Energiesicherheit und Erreichung der Klimaziele leisten.

Atomkraftgegner fordern mit diesen Studienergebnissen erneut die Abschaltung aller Atomkraftwerke und ein Neubauverbot für Reaktoren mindestens in Europa. Außerdem müsse die Klimadebatte ehrlich geführt werden, AKW-Betreiber dürften nicht mehr damit werben dürfen, CO2 einzusparen. In der Praxis verweisen die Energiekonzerne in Deutschland immer wieder auf angeblich eingespartes Klimagas durch den Betrieb ihrer Meiler.

Quelle (Auszug): www.oekonews.at; 25.11.2011