Occupy Castor!

Noch vier Wochen bis zum Castor. Trotz oder gerade wegen des Atomausstiegs gibt es viele gute Gründe, auch dem nächsten Atommülltransport in die Quere zu campen. Denn Gorleben ist nicht vom Tisch, der Streit um die Endlagerfrage hat gerade erst bekonnen – und mit jedem weiteren Betriebstag der Atomkraftwerke wächst die radioaktive Hinterlassenschaft.

Wir blockieren den Castor - Du auch?

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Vor einem Jahr gab es kein anderes Thema als die Atomkraft. Die Proteste gegen den Castortransport waren die größten in der Geschichte. Jetzt beherrscht die Finanzkrise die Nachrichten. Nur ein paar Monate ist es her, dass Hunderttausende ihrem Ärger gegen Laufzeitverlängerung zugunsten der Energiekonzerne Luft machten. Damals roch es brenzlig nach einem vorzeitigen Ende von Schwarz-Gelb. Bis Bundeskanzlerin Merkel die Anti-Atom-Demonstranten mit einem Ausstieg ruhig stellte, der nicht viel mehr war, als der Status quo im Herbst davor. Die Mobilisierung der Castorproteste kann derer vom letzten Herbst kaum entsprechen, 50.000 kamen nach Dannenberg zur Auftaktkundgebung, denn offenbar sehen viele den Konflikt um den Atomausstieg als befriedet an. Genau wie 2000, als rot/grün gemeinsam mit den Energiekonzernen den Ausstieg in Form einer Laufzeitgarantie für alle Meiler verkaufte. Zwar wurden nach der Fukushima-Katastrophe die ältesten Meiler abgeschaltet, doch neun Anlagen dürfen noch jahrelang Atommüll produzieren.

Fukushima darf nicht vergessen sein. Eine Studie zeigte vor wenigen Tagen auf, dass die Atomlobby bewusst gelogen hat – und die AKWs einem Erdbebenrisiko ausgesetzt sind, das auch in Deutschland von angeblich verantwortungsbewussten Stellen klein geredet wird. In den neun verbleibenden deutschen Atomkraftwerken, die mit einem miserablen Sicherheitsstandard aus den 70er und 80er Jahren noch jehrelang betrieben werden dürfen, kann jeden Tag eine Verkettung von Umständen zu einem GAU führen. Gleichzeitig ist das Klagerecht der Anwohner – etwa wegen möglicher Flugzeugabstürze – im Juni ausgehebelt worden.

In den vergangenen Monaten konnte mir einer Reihe neuer Fakten über die strahlenden Gefahren wiederlegt werden, dass das Thema Atomkraft Geschichte ist. Es wäre fatal, wenn Gorleben aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit geraten würde. Denn Schwrz/gelb verfolgt perfide ein Ziel: Fakten schaffen und Transparenz vorgaukeln. Während über der Erde ein „Dialog“ stattfindet, wird unter der Erde weitergebaut – jeden Tag und jede Nacht.

Wenige Wochen vor dem Castortransport nach Gorleben wurde zudem eine Grenzwertüberschreitung in der Zwischenlagerhalle bekannt, die jahrelang schöngerechnet wurde. Die Halle ist nichtmal zur Hälfte gefüllt – und die zulässige Strahlung nur durch Tricks unter die zulässige Grenze zu rechnen. Das bei der Standortwahl Gorleben nicht nur gemauschelt wurde, ist jüngst im Untersuchungsausschuss des Bundestags festgestellt worden. Innerhalb weniger Tage wurde der Ort an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in den 70er Jahren aus politischem Interesse an einer billigen Entsorgungsmöglichkeit durchgeboxt. Weil die Wahrheit kaum zu leugnen ist, will die CDU den Ausschuss auflösen. Dass der Salzstock für ein Endlager mit hochradioaktivem Abfall nicht geeignet ist, belegten Studien schon vor mehr als 30 Jahren.

In Kürze findet bei Umwetminister Röttgen ein erstes Spitzentreffen zur künftigen Endlagerlösung statt. Schwarz/gelb will Gorleben, die Zweifel an einer Tiefenlagerung werden aber immer lauter. Zwar ist es keine Alternative, den hochgefährlichen Atommüll noch länger als geplant in Zwischenlagern abzustellen. Ihn für immer zu verbuddeln wäre nach der Asse-II und Morsleben das nächste milliardenteure Desaster, was uns die Verantwortlichen in der Atomindustrie eingebrockt haben.

Jetzt gilt es, der Regierung nicht auf den Leim zu gehen. Gorleben muss vom Tisch. Occupy Castor!
Kommt am 26.11. nach Dannenberg und demonstriert mit uns gemeinsam für eine strahlenfreie Zukunft!

Quelle (Auszüge): www.neues-deutschland.de; 26.10.2011