Die nächste Luftblase: Slowakei will AKW bauen / Siemens steigt aus

Es wird vermutlich der nächste Reinfall für die „Renaisscance der Atomenergie“ in Europa: die Slowakei kündigt an, am Standort Bohunice ein weiteres Atomkraftwerk bauen zu wollen. Unterdessen steigt das deutschen Atom-traditionsunternehmen Siemens aus der gefährlichen Technologie aus.

Obwohl der slowakische Parlamentspräsident Richard Sulik noch im November des vergangenen Jahres, kein Geld mehr in Bohunice investieren zu wollen, gab eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Montag eine 3,3 Milliarden Euro schwere Investition in das Projekt bekannt. Derzeit würde an einer Feasibility Study gearbeitet. Die definitive Entscheidung über den Bau soll Anfang nächsten Jahres fallen. Das neue AKW mit einer Leistung von 1200 bis 1750 Megawatts soll bis 2020 fertiggestellt werden.

Kürzlich revidierte die Slowakei bisherige Planungen: nicht im Jahr 2014, sondern mit fünfjähriger Verzögerung solle der Bau beginnen. Vor allem verschärfte Vorgaben der Europäischen Union sowie aufwändigere Machbarkeits- und Umweltstudien seien für die Terminverschiebung verantwortlich. Am Standort Bohunice mussten 2004 zwei von vier Reaktoren russischer Bauart mit dem EU-Beitritt wegen Sicherheitsmängeln abschaltet werden.

Ähnliche Probleme gibt es auch in Rumänien, die Erweiterung seines Atomkraftwerks in Cernavoda um zwei Reaktoren wurde bis 2019 verschoben. Bereits Anfang April wurde über den Bau von zwei Reaktoren im bulgarischen Belene ein Baustopp verhängt. Bis Ende Juni solle die Sicherheit des in erdbebengefährdeter Region geplanten Meilers geprüft werden.

Unterdessen prüft Siemens nach dem kostspieligen Ende der Atompartnerschaft mit Areva die geplante Zusammenarbeit mit dem russischen Atomkonzern Rosatom. Das deutsche Unternehmen, was tief in der Atombranche durch den Bau von fast allen Atomkraftwerken in Deutschland, dem Betrieb und der Wartung von Atomanlagen verankert ist, steigt offenbar aus der Technologie aus.

„Intern ist die Grundsatzentscheidung für den Ausstieg gefallen“, zitiert das „Handelsblatt“ am Wochenende Unternehmenskreise. Dabei heiße es bei Siemens, die Entscheidung über die künftige Atomstrategie werde man „unter Berücksichtigung von Japan und des weltweiten Marktumfelds“ treffen. Dabei würden auch „gesellschaftliche und politische Aspekte“ berücksichtigt, zitiert die Zeitung einen Siemens-Sprecher.

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Quellen (Auszug): kleinezeitung.at, dpa; 23.05.2011