Scheindebatte um die Kosten

Plötzlich geht es nur noch um Geld: Nicht mehr die Sicherheit der Bevölkerung steht im Vordergrund in der Debatte um die Zukunft der Atomenergie in Deutschland, sondern die Finanzierung der Alternativen. Damit versucht die verzweifelte Atomlobby von der Tatsache abzulenken: Atomkraft ist am teuersten – sie kostet das Leben.

„Das Gerede von den Milliardenkosten des Atomausstiegs ist der Versuch, die Bevölkerung für dumm zu verkaufen. Denn unterm Strich profitiert die Gesellschaft nicht nur in Punkto Sicherheit, wenn die AKW stillgelegt werden. Die Energiewende ist auch ökonomisch ein Gewinn“, so Jochen Stay von .ausgestrahlt.

„In den Anfängen des Anti-Atom-Protests in den 70er Jahren hieß es, die Lichter gehen aus. Heute soll die Ankündigung horrender Strompreiserhöhungen die Anti-Atom-Stimmung zum Kippen bringen“, kritisiert Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg.

  • Die Kosten eines schweren Unfalls würden Investitionen in Erneuerbare Energien absolut in den Schatten stellen. In Japan wird deutlich, was folgt: der Betreiber geht konkurs, wird verstaatlicht und für die Schäden kommt der Steuerzahler auf.
  • Investitionen in Wärmedämmung und erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze und zusätzliche Steuereinnahmen
  • Ob die Strompreise für Endverbraucher durch eine umfassende Energiewende steigen, ist mehr als fraglich. Denn die Stilllegung der AKW schwächt das Oligopol der vier Stromkonzerne, führt zu mehr Konkurrenz und damit sinkenden Preisen.
  • steigende Strompreise für die Industrie lösen Investitionen in Energieeffizienz aus, die neue Arbeit schafft und gleichzeitig den Verbrauch weiter senkt
  • Am absurdesten in der aktuellen Debatte sind die Krokodilstränen, die Eon-Chef Johannes Teyssen am Wochenende vergossen hat: Er warnte vor zu hohen finanziellen Lasten für die Stromkonzerne, wenn die Atomkraftwerke stillgelegt werden. Dabei verschweigt er, dass die großen vier – Eon, RWE, Vattenfall und EnBW – in den letzten Jahren zusammen 100 Milliarden Euro Gewinn erzielt haben. Damit ließe sich jedes noch so ehrgeizige Energiewende-Szenario finanzieren.

Im ersten Quartal 2010 erzielte die Bundesrepublik mit gut 9 Milliarden Kilowattstunden den höchsten Exportüberschuss ihrer Geschichte. Der Exportüberschuss entsprach ziemlich exakt jener Menge, die in der gleichen Zeit in den alten Reaktoren Biblis A und B, Neckarwestheim I, Isar 1, Philippsburg 1 und Grafenrheinfeld erzeugt wurde. Deutschland hätte auf diese acht Atomkraftwerke sofort verzichten können – und hätte selbst dann noch eine ausgeglichene Bilanz.

Die „wahren Kosten“ einer Kilowattstunde Atomstrom müssten endlich seriös berechnet werden: die chronische Unterversicherung für Schadensfälle durch die AKW-Betreiber, die horrenden Kosten für die havarierten Endlager Morsleben (2,57 Mrd. Euro) und Asse II (geschätzt über 4 Mrd. Euro), die bisher von den Steuerzahlern getragen werden, sowie die Steuerprivilegien bei der Rückstellung der Milliardenbeträge für den Rückbau der Atomanlagen und die Endlagerung (27,5 Mrd. Euro) seien nur einige Bausteine für eine seriöse Kalkulation.

Die Kosten-Debatte zeigt, dass die Atomlobby aus ihrer Schockstarre nach dem Beginn der Fukushima-Katastrophe erwacht ist.

Deshalb ist es wichtig, jetzt weiter Druck zu machen:

  • Stromanbieter wechseln – rote Karte für Atomkonzerne!
  • Demonstrieren gehen: am Tschernobyljahrestag an über 16 Aktionen in ganz Deutschland – www.tschernobyl25.de

Quellen: ausgestrahlt.de, bi-luechow-dannenberg.de; 18.04.2011