Niedrigstrahlung aus Atomkraftwerken im „Normalbetrieb“

Durch die Kernspaltung entstehen radioaktive Stoffe, die in unterschiedlichem Maße strahlen. Diffusionsfähige radioaktive Spaltgase gelangen nach und nach in den ersten Kühlwasserkreislauf. Durch nicht zu vermeidende Defekte an den Brennstäben treten andere radioaktive Spaltprodukte ebenfalls aus und gelangen bei der regelmäßig notwendigen Reinigung des Kühlwassers und anderen Instandhaltungsarbeiten in die Umwelt. Auch im Kühlmittel selbst entstehen radioaktive Stoffe, die nicht vollständig zurückgehalten werden können. Große bzw. größere Mengen radioaktiver Stoffe gelangen bei einem Störfall in die Umwelt.

Es ist den Kraftwerksbetreibern gesetzlich erlaubt, radioaktive Strahlung an die Umwelt abzugeben – die Menge ist durch festgelegte Höchstabgabewerte geregelt.

Üblicherweise erlaubt werden pro Jahr und Atomkraftwerk rund eine Billiarde Becquerel radioaktive Edelgase und Kohlenstoff, 50 Billionen Becquerel Tritium, 30 Milliarden Becquerel radioaktive Schwebstoffe und circa 10 Milliarden Becquerel radioaktives Jod-131. Diese Abgabe strahlender Stoffe über Abluft und Abwasser wird von Behörden genehmigt und hingenommen!

Aber auch sehr geringe Strahlendosen sind für den Menschen schädlich, darüber sind sich die Nuklearmedizinern einig. Gestritten wird lediglich darüber, ob die radioaktive Strahlung eines Atomkraftwerkes in relevantem Umfang zu Schädigungen von Gewebezellen und Erbgut führt. Es läßt sich nur schwer nachweisen, inwieweit die Strahlendosis, die Atomkraftwerke freisetzen, Krebs und Mutationen der Erbinformationen verursachen, da die auftretenden Krankheiten auch anders verursacht werden können und die Zeit zwischen Bestrahlung und Erkennbarkeit der Krankheit sehr lang ist. Die Wissenschaft bewertet das Krebsrisiko durch radioaktive Strahlung jedoch mit steigendem Erkenntniszuwachs immer höher.

„Fort und fort redet man von einem „erlaubten Maximum der Bestrahlung“. Wer denn hat es erlaubt? Wer denn ist befugt, es zu erlauben?“ Albert Schweitzer

Jede Strahlung, und sei sie noch so klein, schädigt insbesondere bei Inkorperation den menschlichen Körper. Bei einer hohen Dosis kann eine sofortige Wirkung – bis hin zum Tod – festgestellt werden. Bei niedrigen Dosen, vor allem bei einer andauernden Bestrahlung des Gewebes, kann eine Schädigung erst Jahre oder Jahrzehnte auftreten oder sich auswirken. Trifft Strahlung auf menschliches Gewebe, wird dieses erwärmt, also in Schwingung versetzt. Wird die Aktivität der Dosis größer, kann es zu einer Zerstörung des Gewebes führen (es wird „verbrannt“).

Hintergrundstrahlung, Nullrate

Jedes Lebewesen ist einer „Hintergrundstrahlung“ ausgesetzt, einer normalen radioaktiven Strahlung, mit der der Mensch seit seiner Existenz ausgesetzt ist und an die sich jeder Organismus auf seine Weise gewöhnen bzw. einstellen muss. Diese Strahlung setzt sich hauptsächlich aus radioaktiven Stoffen im Erdinnern, die langsam zerfallen und ihre Strahlung freisetzen, und der kosmischen „Höhenstrahlung“. Je nach Aufenthaltsort differieren die Strahlungsintensitäten, z.B. auf einem hohen Berg sind sie besonders hoch. Vermutlich haben diese Hintergrundstrahlungen Einfluss auf die (positiven und negativen) Effekte in der Evolution.

Anders ist die Situation bei künstlich erzeugter Strahlung, die uns zusätzlich belastet: Verstärkung der radioaktiven Hintergrundstrahlung aufgrund von Atombombenabwürfen und -tests (vor allem oberirdischen), aber auch entstammend aus Atomanlagen im Normalbetrieb oder bei einem „Störfall“ freigesetzt. Dies sind Strahlungen, auf die sich der Mensch nicht seit seinem Bestehen gewöhnt hat und damit lebt. Die Dosis kann sehr klein sein, und doch nicht vergleichbar, vielfach auch von künstlicher Natur: radioaktive Stoffe, die ohne Einwirken der menschlichen Technologie nicht existieren würden. Es scheint einleuchtend, dass insbesondere diese Stoffe dem Menschen auch bei noch so geringer Dosis einen irreparablen Schaden zufügen können.

  • Atomkraftwerke sind auch im „Normalbetrieb“ ein unberechenbares Risikopotential!

Strahlung aus Atomanlagen im Normalbetrieb

Bezeichnung Biologische Einwirkung
Tritium 43 Gefahr für jede Zelle, besonders Erbmasse
Strontium 90 Knochenmark, Knochenkrebs
Plutonium 238 Lungenkrebs, Knochenkrebs, Leberkrebs
Radium-226 Knochen
Thorium-234 Knochen
Barium-140 Knochen und Erbmasse
Kalium-40, 42 Muskeln und Erbmasse
Tellur-132 Leber
Krypton-85 Lungen, Haut, Fettgewebe
Jod-131, 132, 133 Schilddrüsenkrebs
Yttrium-90 Erbmasse, Bauchspeicheldrüse
Kohlenstoff-14 Knochen, Fettgewebe
Ruthenium-103, 106 Milz und Erbmasse
Radon-222 Lungen
Cäsium-134, 136, 137 Lungen und Erbmasse

Auch im „Normalbetrieb“ entweichen aus Atomanlagen, Wiederaufarbeitungsanlagen und Atomkraftwerken, künstliche radioaktive Stoffe – meist unterhalb gewisser „festgelegter Grenzwerte“. Auch von Atombombenexplosionen entstammen radioaktive Stoffe in der Luft.

Die hohe Gefährlichkeit künstlicher radioaktiver Stoffe liegt daran, dass der Körper sie nicht als solche „erkennen“ kann und anstelle anderer Elemente einbaut und teilweise anreichert.

Strontium wird z.B. anstelle von Calcium in die Knochen eingebaut, die dadurch bedingte Knochenbestrahlung führt zur Schädigung des Knochenmarks und kann Leukämie auslösen. Cäsium wird anstelle von Kalium aufgenommen und gelangt über das Blutgefäßsystem in die Muskulatur und den ganzen Körper . Plutonium wird vor allem durch Inhalation aufgenommen und ist ein sehr gefährliches Gift – ein Millionstel Gramm löst mir hoher Wahrscheinlichkeit Lungenkrebs aus.

Radioaktivität aus dem Kühlwasser der Atomkraftwerke

Insbesondere Siedewasserreaktoren, die nur einen Kühlkreislauf besitzen, und wo Kühlwasser durch auf Dauer radioaktiv kontaminierte Bauteile fliesst, hat auch das Kühlwasser, welches aus Flüssen oder Meeren entnommen wird, einen Anteil radioaktiver Belastung. Dieser ist natürlich geringer als staatlich festgelegte Grenzwerte es vorschreiben. Dennoch ist es in der Vergangenheit in Unfallsituationen oder Defekten wie Lecks in Rohrleitungen des Kühlkreislaufes zu radioaktiver Verunreinigung des Kühlwasser gekommen.

Kühlwasser wird von Atomkraftwerken in großen Mengen benötigt uns z.B. den Flüssen entnommen. Am Beispiel des AKW Krümmel an der Elbe: hier werden pro Sekunde mehr als 60.000 Liter Wasser in die Anlage gepumpt. Das entspricht einem Drittel dessen, was die Elbe an dieser Stelle an Wasser führt.

An dem Kühlwasserauslass kommt es durch Strömung und Druck dieser riesigen Wassermassen zu Verwirbelungen, die Wassertropfen und alle anderen Bestandteile des Kühlmittels aufwirbeln, die mit dem Wind davongetragen werden. So wird vor allem die nahe Umgebung um die Atommeiler zusätzlich mit künstlicher Radioaktivität belastet.

Kühlwasser AKW Krümmel; Bild: google-earth

Kühlwasser AKW Krümmel; Bild: google-earth

Quellen: http://www.netzwerk-regenbogen.de/akwi01050102.html, vattenfall.de, strahlentelex.de, de.wikipedia.org, CDAK